04/2025
»Wer ist der Zombie?« – Es hat eine lange, spannende Geschichte und kehrt gerade mit Macht zurück: Black Horror Cinema +++
»Ein Job in Amman« – Die österreichische Regisseurin Kurdwin Ayub experimentiert gern. Ihr neuer Film führt nach Jordanien +++
»East End Boy« – Der britische Schauspieler Himesh Patel hat sich mit Witz und Feingefühl im Indie-Kino etabliert. Jetzt in »The Assessment« +++
Im Kino: The Assessment | Oslo Stories: Liebe vom Berlinale-Gewinner Dag Johan Haugerud | Mit der Faust in die Welt schlagen | Beating Hearts | Joshua Oppenheimers The End +++
Streaming: The Studio | Ghosts | Zero Day | Der Leopard +++
In diesem Heft
Tipp
»Der Leopard«, die sechsteilige Neuadaption des Romans von Giuseppe Tomasi di Lampedusa mit Kim Rossi Stuart in der Titelrolle kann sich sehen lassen, bleibt aber hinter Viscontis Version zurück.
Robert De Niro spielt im prominent besetzten Politthriller »Zero Day« einen Ex-Präsidenten, der mit viel Machtfülle ausgestattet die Hintergründe eines Attentats untersuchen soll.
In der britischen Erfolgs-Sitcom »Ghosts« wurde mit Geistern aus verschiedenen Jahrhunderten Zeitgeist persifliert. Das Format verkaufte sich erfolgreich in die USA und nach Frankreich. Nun gibt es eine deutsche Version, die jedoch sehr viel zahmer geriet als das Original.
Altersweise unbeschwert: In Megan Parks Zeitreisekomödie »My Old Ass« tauscht sich eine 18-Jährige mit ihrem 39-jährigen Ich aus.
Nach seinem erfolgreichen »Summer of Soul« macht sich Questlove an die nächste Musikdoku: In »Sly Lives! (aka The Burden of Black Genius)« geht es um mehr als nur den Musiker Sly Stone.
Eindrückliches Drama um eine in Schweden Asyl suchende russische Familie, die menschenunwürdig behandelt wird, woraufhin ihre Tochter in einen komaähnlichen Zustand verfällt. Ein aufwühlender Film.
Mit Witz und guten Darstellern fächert Jan Schomburgs achtteilige Serie »Die Affäre Cum-Ex« die perfide Betrugsmasche auf, bei der eine Reihe von europäischen Staaten um Milliardenbeträge geprellt wurde.
Es ist sein dritter Spielfilm und er war schon für den Oscar nominiert: »September 5« über das Olympiaattentat 1972. Im Filmmuseum sind Regisseur Tim Fehlbaum und Drehbuchautor Moritz Binder am So., den 25.4. zu Gast.
Thema
Kurdwin Ayub glaubt nicht an Talent. Aber schon ihr erster Film »Sonne« zeigte eine Handschrift. Da porträtierte die österreichisch-kurdische Regisseurin gefühlvoll und wahrhaftig eine Gruppe von Mädchen in einem migrantisch geprägten Milieu von Wien. Ihre neue Arbeit, ebenso glaubwürdig, führt nach Jordanien und entdeckt die Performancekünstlerin Florentina Holzinger als Filmschauspielerin.
Meldung
Filmkritik
Die griechische Regisseurin Athina Rachel Tsangari inszeniert in ihrer Versuchsanordnung eine selbstgenügsame Dorfgemeinschaft, die Opfer der Profitgier anderer wird, als zeitlose Gesellschaftsparabel über die Anfänge des modernen Kapitalismus.
Beeindruckende Studie eines jungen Mannes, der immer mehr in eine Psychose abgleitet. Doch leider lässt der zweite Film von Sebastian Fritzsch Hintergrund und Charakterzeichnung mitunter vermissen.
Eine junge österreichische Kampfsportlerin soll in Jordanien die Töchter einer reichen Familie trainieren. Der vieldeutig gehaltene, packende kleine Thriller überzeugt auch dank seiner unkonventionellen Hauptfigur.
Ein junges Mädchen bricht aus einem katholischen Mädcheninternat aus, um in ihrer vermeintlich letzten Nacht die Jungfräulichkeit zu verlieren. Romain de Saint-Blanquat bedient sich bekannter Coming-of-Age-Tropen und vermengt sie mit Horrorgenremotiven.
Ein Grüppchen Aussteiger auf einer der Galapagosinseln macht sich Mitte der 1930er Jahre gegenseitig das Leben schwer. Nach tatsächlichen Begebenheiten, deren genauer Ablauf nie geklärt werden konnte. Hier bleibt kein Auge trocken.
Die schroffe Coming-of-Age-Geschichte zweier Freundinnen, die an eine dubiose Modelschule geraten, spielt im postsowjetischen Setting. Visuell interessant, blickt der Film kühl und distanziert auf seine Protagonistinnen, statt ihnen wirklich nah zu kommen.
Ein 21-Jähriger freundet sich mit einer Gruppe behinderter Jugendlicher an und gibt dabei vor, selbst ein Handicap zu haben. Federico Luis' preisgekröntes Langfilmdebüt stellt unbequeme Fragen um Identität, Stigmatisierung und Repräsentation.
Ein illegal eingewanderter junger Marokkaner bei einer migrationsfeindlichen, konservativen Politikerin – Ausgangspunkt für Angelina Maccarone, vier Lebensgeschichten kunstvoll ineinander zu verweben. Der beste deutsche Film dieses Jahres. Bisher.
Eine Filmcrew dreht in einem ostdeutschen Provinzkaff. Mit melancholischem Ton und lakonischem Humor erkundet der Film die Sorgen und Schrullen der Dorfbewohner, die im Laufe der Handlung allerdings wenig Entwicklungen durchmachen.
Marta Savina erzählt eindringlich, wie sich im Sizilien der 1960er Jahre eine Bauerntochter gegen den archaischen Brauch der Brautentführung zur Wehr setzt. Claudia Gusmano verkörpert sie als empfindsame Streiterin, die mutig eigenen Zweifeln und den Vorurteilen einer patriarchalen Gesellschaft trotzt.
Tragikomisches Porträt eines Highschool-Filmnerds. Mit einfühlsamen Bildern und einer klugen Geschichte ist dieser Film auch eine Hymne an die Alltäglichkeit.
Mit seinem formal ansehnlich in Schwarz-Weiß realisiertem Debüt wirft Tim Ellrich einen melancholischen, autobiografisch gefärbten Blick auf eine dysfunktionale Familie.
Aus der Sirene der Mythologie ist in Paolo Sorrentinos Hommage an des Lebens Überfluss eine Neapolitanerin geworden, die wegen ihrer Schönheit gerühmt wird und sich nebenher als schlagfertige Sinnsucherin erweist. Ein Film, der mitunter über seine Verhältnisse lebt.
Alexandra Sells Dokumentarfilm über Spätberufene im Eiskunstlauf dürfte so wirklich vor allem Sportbegeisterte packen.
Ein Teenager kann plötzlich alles sehen und hören, was ihre Eltern tun und sagen. Ein irrwitziges Gedankenspiel über Privatsphäre und die Grenzen der Erziehung, leider durchweht von einem kalten Haneke-Wind.
Der erste Spielfilm von Dokumentarist Joshua Oppenheimer ist eine skurrile Melange aus Endzeit-Kammerspiel und Musical um eine Familie im Luxusbunker. Hoch ambitioniert, aber leider unausgegoren.
Eine sensible und empathische Studie über das Heranwachsen zweier Brüder in der ostdeutschen Provinz, zwischen familiären Problemen und zunehmender Radikalisierung.
In seinem Dokumentarfilm ruft Regisseur Raoul Peck den großen südafrikanischen Fotografen Ernest Cole in Erinnerung. Aussagen von Cole und Menschen aus seinem Umfeld sind von Peck als Voice-over über die Bilder gelegt, die aber in ihrer Intensität eigentlich für sich selbst sprechen.
Als sich der Verlobte seiner Tochter als Ex-Patient entpuppt, unternimmt ein Psychoanalytiker alles, um ihn zu vergraulen: zwischen Biederkeit und Farce schillernde Komödie, in der Christian Clavier erneut in der Paraderolle des selbstgerechten Bourgeois glänzt.
Die Dokumentation zeichnet pointiert nach, wie die Staatssicherheit den DDR-Fußball zur Farce werden ließ.
Mit der Geschichte einer Lehrerin, die Ende des 19. Jahrhunderts in die Provinz zieht, will der Film die Durchsetzung der Schulpflicht veranschaulichen – was trotz guter Darsteller und idyllischer Naturkulisse gelegentlich etwas pädagogisch verkopft gerät.
Science-Fiction-Triller über ein Paar, das sich in einer unwirtlichen, kontrollierten Welt ein Kind wünscht. Bitterböse, absurd und mit drei großartigen Hauptdarstellern.
Eindrückliches Drama um eine in Schweden Asyl suchende russische Familie, die menschenunwürdig behandelt wird, woraufhin ihre Tochter in einen komaähnlichen Zustand verfällt. Ein aufwühlender Film.
Das unaufdringlich intime Porträt eines Mannes, der die Selbstbestimmung über sein selbstbewusstes wie sozial eingebundenes Leben bis in den Krebstod behauptet.
Als eine Vereinskollegin Suizid begeht und der gemeinsame Trainer suspendiert wird, gerät für Tennistalent Julie die Welt ins Wanken. Ein stilles, vielschichtiges Drama.
Das hochkarätige Ensemble verhilft dem neuen Film von Dito Montiel zu einigen amüsanten Szenen. Doch insgesamt wirkt seine Mischung aus Brutalität, Humor und vorgeblicher Coolness einigermaßen gestrig.
Mit viel Gefühl, aber nie verboten zuckrig erzählt Peter Cattaneo die Geschichte des Lehrers Tom Michell 1976 zu Beginn der Militärdiktatur in Buenos Aires. Ein Pinguin tritt in sein Leben und wird zum Veränderungsmotor für Michell und seine nähere Umgebung.
Gefängnisdrama als pädagogisches Kammerspiel, das zwischen deutschem Rap und brutalen Knastszenen immer wieder in die Klischeefalle tappt.
Dokumentarfilm über die vor 100 Jahren geborene Hildegard Knef, in dessen Mittelpunkt ihre Karriere als öffentliche Person steht, die von ihr selber in Liedtexten, TV-Interviews und Auszügen aus ihren autobiografischen Büchern problematisiert wird.
Gilles Lellouche entfaltet eine überwältigende Amour fou, die nur so strotzt vor ungestümer Energie und origineller, visueller Ideen und den Zuschauer im Rhythmus seines wild schlagenden Herzens mitreißt.
G. W. Pabst wird in dieser Doku durch die Aufzeichnungen seiner Ehefrau Trude und durch die Erzählungen seiner drei Enkelkinder als strenger Ehemann und Vater porträtiert – Familienbande als Last, die sich über mehrere Generationen auswirkt.
Barry Levinsons Mafia-Geschichte ist enttäuschend öde, woran auch Robert De Niro in einer Doppelrolle nichts ändern kann.