ARD-Mediathek: »Ghosts«

»Ghosts« (Serie, 2025). © WDR/BBC Studios/Frank Dicks

© WDR/BBC Studios/Frank Dicks

Als die Geister brav geworden

Mit »Ghosts« gelang dem britischen Komikerkollektiv Them There ein international erfolgreiches Sitcom-Format mit Verkäufen in die USA, nach Frankreich und nach Deutschland. Vorab stellte die ARD von der nun für Deutschland adaptierten Version nur drei Folgen zur Verfügung. Auf dieser Basis ergibt sich der Eindruck, dass die Spukgestalten gegenüber dem britischen Original ein wenig gebändigt wurden. In der BBC-Fassung treten urbritische Typen auf, wie wir sie etwa in den Sketchen des »Monty Python's Flying Circus« finden: der stramm kriegsbegeisterte, homophile Offizier, der erwachsene Mann in Pfadfinderuniform, der Steinzeitmensch, die hochnäsige Adlige, der sexbesessene Politiker. Insgesamt sind es neun Gespenster, die in dem ehrwürdigen Landsitz Button House auf ewig Aufenthalt nehmen mussten. In den Kellern haust noch eine Gruppe einfacher Dörfler, die der Pest erlagen.

Lange lebten alle in harmonischer Eintracht mit der betagten Hausherrin. Nach deren Tod geht das verkommene Gemäuer an die einzig verbliebene Verwandte. Alison Cooper und ihr Ehemann Mike nehmen das unerwartete Erbe an, obwohl der Notar dringend zum Verkauf rät. Nach einer unfallbedingten Nahtoderfahrung kann Alison die Geister plötzlich sehen. Eine Heimsuchung, die zu verwirrenden Situationen führt. Nach einer Phase des Zweifelns akzeptiert Alison ihre schrulligen Mitbewohner und kann auch Mike von deren Existenz überzeugen. Trotzdem kommt es natürlich immer wieder zu Konflikten. Als beispielsweise Alison und Mike den Betrieb eines Hotels in Erwägung ziehen, sind die Phantome gar nicht einverstanden und tun, was sich für echte Gespenster geziemt: Sie spuken.

Für die deutsche Fassung wurde das Personal nun verändert. Aus dem korrupten Politiker, in dem das britische Publikum reale Vorbilder erkennen könnte, wurde ein schmieriger Versicherungsvertreter, der häufig Anzüglichkeiten absondert, aber an die galligen Pointen des Vorbilds lang nicht herankommt. Der rühmte sich beispielsweise, 1991 die »arabische Krise« beendet zu haben – indem er einen Krieg anzettelte. Eine Anspielung auf den Zweiten Golfkrieg.

Ganz gestrichen wurde der Part des Edelmanns Sir Humphrey Bone, der enthauptet wurde, weshalb Kopf und Körper meist getrennt unterwegs sind. Anstelle des zackigen Militärs »The Captain« erscheint nun ein Römer in Legionärsuniform. Dessen Kampferfahrungen liegen weit zurück und taugen deshalb kaum noch für zeitgenössische Satire.

Anstelle der Schwarzen Gesellschafterin Kitty, einer unerfahrenen jungen Frau – wohl inspiriert von der 1761 als Sklavin geborenen Dido Belle, die im Herrenhaus ihres Großonkels nahe London eine bürgerliche Erziehung genoss – begegnet dem deutschen Publikum die in den 1980ern ermordete Lehrerin Svenni. Auch die rußgeschwärzte, weil als Hexe verbrannte Mary Guppy mochten die deutschen Produzenten der Zuschauerschaft offenbar nicht zumuten.

Der Humor von Them There war erkennbar schwärzer als der seiner deutschen Kollegen. Das Kollektiv persiflierte die britische Lebensart und spickte die Skripte mit bissigen Gags. Darin hat es Erfahrung: Vordem zeichneten Them There für »Horrible History« verantwortlich, eine Sketch-Show, in der reale historische Begebenheiten frech und makaber nacherzählt wurden.

Die deutschen Autoren hätten sich auch in der eigene TV-Geschichte als Fundgrube bedienen können. Eine ausbaufähige Gespensterserie drehte beispielsweise das ZDF 1991 mit »Der Hausgeist«, freilich mit umgekehrter Exposition: Hier beziehen nicht arglose Menschen eine Immobilie, in der ihnen Geister mal lustig, mal blutig zusetzen. Vielmehr wird die Villa der untoten Freifrau von Sydeck gesprengt. Sie quartiert sich bei einem entfernten Verwandten ein und nimmt charmant, aber bestimmt Einfluss auf dessen privates und berufliches Dasein...

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