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Gerhard Midding

Luchino Visconti war berüchtigt für die unerbittliche Aufmerksamkeit, die er den nebensächlichsten Requisiten schenkte. Seine Teams fürchteten die Rigorosität, mit der er etwa bei Kostümen auf historischer Authentizität bestand. Die Darsteller sollten sich vollends in die Epochen hineinversetzen, in denen sie sich wiederfanden. Sie mussten sie auf ihrer Haut spüren.

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„Gladiator II“ ließ lange auf sich warten. Nicht nur, dass 25 Jahre seit dem Original verstrichen sind. Auch aktuell erscheint Ridley Scotts Kolossalfilm etwas unpünktlich, denn er hätte gut in den US-Wahlkampf gepasst. Das Make-Rome-Great-Again-Pathos, das in seinem letzten Akt anschwillt, dürfte ganz nach dem Geschmack des republikanischen Kandidaten sein.

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Die Wahrzeichen einer Metropole verleihen Katastrophenfilmen erst ihre eigentliche Dimension. Sie besiegeln, als letzte Bastion kollektiver Identifikation, den Untergang. Nehmen wir nur einmal Big Ben. Der altehrwürdige Turm dient ja nicht selten als Emblem, das unversehens auf verlorenem Posten steht.

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Wer sich mit Eileen Gray beschäftigt, sollte Widersprüche mögen. Die 1878 in Irland geborene Designerin begrüßte die Avantgarde mit offenen Armen und entschied dann, dass sie seelenlos sei. Sie war keine ausgebildete Architektin, entwarf jedoch eines der berühmtesten Privathäuser der Moderne. Es gilt als Denkmal der Liebe zu einem Mann, obwohl sie eigentlich Frauen vorzog.

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Bestimmt hätte ich auch ohne Leos Carax erfahren, wer Isadore Greenbaum war. Vielleicht wusste ich es sogar schon vorher und es war mir nur entfallen. Von dem Ereignis, in dessen Verlauf der 26jährige Klempner aus Brooklyn seine Heldentat vollbrachte, hatte ich allerdings schon gehört.

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Eines der köstlichen Probleme, vor das „Yi Yi“ sein Publikum stellt, ist die Frage, welcher Perspektive wir uns anvertrauen sollen. Die Auswahl ist groß und eigentlich versprechen in diesem wundersamen Mosaikfilm allesamt einen Reichtum an Entdeckungen und Erkenntnis. Yang-Yang, der achtjährige Sohn der Familie Jian, wäre für den Anfang kein schlechter Gewährsmann, um unseren Blick zu lenken.

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Francois Truffaut, der heute vor 40 Jahren starb, ist vielleicht der einzige Regisseur, dessen Filme schon Kindern einen Eindruck davon vermitteln, was Autorenschaft im Kino ist. Sie haben ein zentrales Thema, den Widerspruch zwischen vorläufigen und endgültigen Gefühlen, das er jedes Mal neu ausformulierte. Und sie zeigen, dass das Kino keine Flucht aus der Wirklichkeit bedeuten muss, sondern ein Mittel ist, das Leben zu meistern.

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Das hatte ich lange nicht mehr im Kino erlebt: Mittendrin verschob sich der Bildstrich. Das musste beim Rollenwechsel passiert sein. John Wayne, Ward Bond und die anderen waren plötzlich zweigeteilt. Ihre Köpfe waren nach unten verrutscht, während ihre Leiber nun darüber zu sehen waren. Mich erheiterte das kleine Missgeschick, das bald behoben war; schon aus Nostalgie.

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"Die Dinge hatten sich angepasst", heißt es im Roman, als die Tragödie ein paar Wochen zurückliegt, "wie ein Fuß an einen neuen Schuh." Nach meiner Erfahrung verhält es sich zwar eher umgekehrt, aber das Bestrickende an Vincenzo Ceramis Prosa besteht gerade darin, dass sie immer etwas daneben liegt. Im Hinblick auf die Ereignisse und Seelenlage Giovanni Vivaldis muss man sagen, dass sie damit meist richtig liegt.

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Heute startet bei uns »Buñuel: Filmemacher des Surrealismus«, den ich im aktuellen Heft erstaunlich wohlwollend besprochen habe. Auf einen Aspekte, der nichts zur Sache des Films tut, aber von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis des Künstlers ist, will ich hier näher eingehen: Don Luis war ein überaus schöpferischer Genussmensch.