Blog

Gerhard Midding

Momentan sind aus Washington ja keine erfreulichen Nachrichten zu erwarten. Die Vorstellung, dass es im aktuellen Klima so etwas wie eine respekt-, ja liebevolle politische Gegnerschaft geben könnte, müsste man eigentlich ins Reich der Phantasie verbannen. Um so mehr ließ mich am letzten Wochenende ein Artikel in der „Frankfurter Rundschau“ aufhorchen. Er erwärmt Herz, Seele und Verstand, obwohl er von einer Trauerfeier berichtet.

Gerhard Midding

Wie Täter angeblich immer zum Tatort zurückkehren, suchen auch Filmemacher bisweilen gern alte Drehorte wieder auf. In Savannah, wo Clint Eastwoods jüngster Film „Juror No 2“ angesiedelt ist (gestern bei uns angelaufen), hat er bereits 1997 einen seiner untypischsten Filme gedreht, „Mitternacht im Garten von Gut und Böse“ gedreht. Erstaunlich, wie tief sich sein Blick damals in Topographie und Folklore der Stadt versenkte.

Gerhard Midding

Manchmal findet das größere Drama nach den Dreharbeiten statt. Dann gilt es, Enttäuschungen und Kränkungen zu erdulden, dann werden langjährige Partnerschaft aufgekündigt oder mitunter zerbrechen gar Freundschaften. Wenn während der Nachproduktion plötzlich eine Filmmusik abgelehnt und kurzerhand ersetzt wird, möchte man in der Haut von keinem der Beteiligten stecken.

Gerhard Midding

In drei Wochen wird die Buchhandlung Wolff, das vorletzte Traditionsgeschäft in Herford, nach 151 Jahren endgültig ihre Türen schließen. Seit vier Generationen war es in Familienhand. Zwar lagen in den Schaufenstern stets die aktuellen Neuerscheinungen aus, aber ansonsten hatte man es nicht eilig, mit der Zeit zu gehen.

Gerhard Midding

Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern macht »Rio Lobo« seinem Titel wenig Ehre. Der Abschluss von Howard Hawks' inoffizieller Trilogie, den arte gerade rauf und runter zeigt, spielt kaum in besagter Stadt und wenn, dann interessiert er sich wenig für sie.

Gerhard Midding

Heute früh las ich, dass Robert Eggers' »Nosferatu« ein Startergebnis erzielte, das die kühnsten Erwartungen übertraf. Über die Feiertage hat er 40, 8 Millionen US-Dollar eingespielt, etwa doppelt so viel, wie die Produktionsfirma Focus Features sich erhofft hatte. Das ist eines der besten Ergebnisse in der Firmengeschichte und stellt in diesem Jahr auch den Rekord für unabhängige Studios insgesamt auf.

Gerhard Midding

In den üblichen Jahresbilanzen wird diese Meldung nicht auftauchen. Deshalb an dieser Stelle: Eines der wichtigsten cinéphilen Ereignisse 2024 war die (Wieder-) Entdeckung von Stephanie Rothman. Gleich an drei Orten – in Frankfurt, Zürich und Berlin – konnte man im Spätsommer das beklagenswert schmale Werk der Exploitation-Regisseurin besichtigen. Das war der konzertierte Versuch der Rehabilitierung einer Filmemacherin, die gründlich aus dem Geschäft und der Geschichtsschreibung hinaus radiert wurde.

Gerhard Midding

In der Weihnachtszeit denkt man, aus praktischen und gegebenenfalls auch spirituellen Gründen, viel über Gastfreundschaft nach. Was mich in diesem Jahr auf Werner Grassmann bringt, den legendären Kinogründer in Hamburg. Ich lernte ihn während der Corona-Zeit bei den Recherchen zu einer Geschichte für epd Film kennen, in der es um Filmtheater ging, die seit Generationen von Familien betrieben werden.

Gerhard Midding

Er war nicht darauf gefasst, in die Kamera blicken zu müssen. Womöglich war er gerade mit anderem beschäftigt; obwohl es nicht so scheint, als habe die Fotografin ihn aus seinen Gedanken gerissen. Ein leises Lächeln kündigt sich an. Die Aufmerksamkeit des Apparates stört ihn nicht, aber sein Ausdruck verrät doch einen leichten Vorbehalt. Der Moment ist aus dem Leben gegriffen, Michel Piccoli trägt nicht die Maske des Schauspielers.

Gerhard Midding

Der gestrige Eintrag sollte ursprünglich ganz anders beginnen: mit einem Exkurs, der "Die barfüßige Gräfin" in den Kontext einer ganzen Reihe von Filmen stellt, in denen die Traumfabrik sich selbst reflektiert. Joseph L. Mankiewicz war ja nicht der Erste, der mit der eigenen Branche ins Gericht ging, sondern nur der Geschwätzigste.