Kritik zu Voilà, Papa! – Der fast perfekte Schwiegersohn

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Christian Clavier (»Monsieur Claude und seine Töchter«) hat auch in seiner neuen Komödie Ärger mit seinem zukünftigen Schwiegersohn, einem Ex-Patienten

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Wer hätte je gedacht, den ornithologischen Alptraum in Hitchcocks »Die Vögel« mal aus Komödienperspektive zu erleben. Eine Möwenattacke am Ufer des lieblichen Genfer Sees ist nur einer von vielen wilden Einfällen in dieser Komödie, die längst nicht alle zünden, aber der Handlung einen unwiderstehlichen Drive verleihen. Inspiriert womöglich von US-Späßen wie »Was ist mit Bob?« und »Meine Frau, ihr Schwiegervater und ich« geht es in »Voilà, Papa!« um Psychoanalytiker Olivier, der – ein Jahr nachdem er Damien, seinen nervigsten Patienten, glücklich losgeworden ist – diesen als Verlobten seiner Tochter Alice in seinem Haus empfangen muss.

Bei der ersten Begegnung sind beide bestürzt und vereinbaren Stillschweigen über ihre immerhin fünf Jahre erfolgloser Analyse umspannende gemeinsame Vergangenheit. Doch Olivier ist fest entschlossen, Damien, der seine Phobien dank seiner Liebe zu Alice überwunden zu haben glaubt, zu vergraulen. Dazu bieten ihm die Festivitäten zum dreißigjährigen Hochzeitsjubiläum, das Olivier mit seiner Frau an diesem Wochenende in ihrem Haus am See feiert, genügend Spielraum.

Starkomiker Christian Clavier, als unverwüstlicher Reaktionär Monsieur Claude in Deutschland bekannt geworden, drückt auch diesem Film seinen gewohnten Stempel auf. Er »sitzt« quasi auf seiner Rolle des selbstgerechten Bourgeois, halb Gockel, halb Trottel. Als Sinnbild eines saturierten »Boomers« demonstriert er mit dem schönsten falschen Lächeln überdies eine Gerissenheit, oder besser Hinterfotzigkeit, die von fern an die Auftritte von Louis de Funès erinnert. Auch die fröhliche Überspanntheit von Ehefrau und Tochter, beide irgendwie künstlerisch tätig, wirkt so retro wie der unambitionierte deutsche Filmtitel. Statt »political correctness« wie bei »Monsieur Claude« sind nun heilkundliche Berufe das Ziel der humoristischen Attacke: Psychologen, schamanistische Heiler und ein mit Olivier konkurrierender Hypnotiseur. Mit dem Veräppeln von Selbstmordankündigungen und vermeintlich Behinderten wird der Ton etwas schriller, richtig weh tun die Witze aber nicht.

Doch die wie mit der Schrotflinte verschossenen Gags treffen oft genug und sorgen dank der spielfreudigen Darsteller vor idyllischer Kulisse für konstantes Amüsement. Wie so oft wird auch diese mittelprächtige französische Komödie zusammengehalten durch das hochtourige Tempo und die »tac-o-tac« servierten Dialogrepliken. Dabei entwickelt sich der Watschenmann dieses Schauspiels, Damien, gerade durch seine schüchterne Ernsthaftigkeit zum stabilen Widerpart des ihn gnadenlos drangsalierenden Olivier. Dank dieses Understatements gelingt es Stand-up-Comedian Baptiste Lecaplain, sich gegen das Schwergewicht Christian Clavier zu behaupten. Und so wie der manipulative Olivier und der überrumpelte Damien permanent improvisieren müssen, so wirken auch viele Drehbucheinfälle ins Blaue hinein improvisiert. Mag man diese farceske Losgelöstheit auch albern finden, so verleiht sie dieser Komödie doch eine betörende Leichtigkeit.

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