Kritik zu Monsieur Claude 2
In der Fortsetzung der französischen Erfolgskomödie »Monsieur Claude und seine Töchter« versucht Monsieur Claude trickreich seine eingewanderten Schwiegersöhne vom Auswandern abzubringen
Monsieur Claude und seine Frau haben mit Ach und Weh eine weltweite Besuchstournee bei den Eltern ihrer vier Schwiegersöhne absolviert. Heilfroh über ihre Rückkehr nach »la douce France«, werden sie mit neuen Hiobsbotschaften konfrontiert: Alle Töchter wollen auswandern. Als Gattin Marie einen afghanischen Flüchtling als Gärtner anheuert, ist Claude erst recht alarmiert.
Fünf Jahre nach dem Erfolgsfilm »Monsieur Claude und seine Töchter«, der in Frankreich sagenhafte zwölf Millionen Zuschauer fand und in Deutschland fast vier Millionen, ist der Patriarch so rauflustig reaktionär wie eh und je. In der Fortsetzung verschiebt sich jedoch der Fokus von Claudes Vorbehalten gegen seine ethnisch diversen Schwiegersöhne auf diese selbst. Denn David, Rachid, Chao und Charles fühlen sich in Frankreich zunehmend unwohl.
Die angriffslustige Tonart bleibt aber gleich; auch in der Fortsetzung geht es nicht darum, mittels feinsinniger Ironien die Zuschauer zum kultivierten Schmunzeln zu bewegen. Die humoristischen Attacken sind direkt und tun weh, werden mal mit der Nadel, mal mit dem Holzhammer verabreicht, sind aber kaum je langweilig. Komik hat oft die Funktion eines Ventils, und am lustigsten sind jene Gnihihi-Momente, in denen bei Claudes vergeblichem Versuch, eine ernste Miene zu wahren, sein schadenfrohes Es herausplatzt.
Auch die Markenzeichen der Komödie, krachlederne Witze über gesellschaftspolitische Themen, hier etwa die gleichgeschlechtliche Ehe und die Reduzierung von Einwanderern auf ethnische Stereotypen, werden weiter gepflegt. Mit den Nöten von Schauspieler Charles, der nur Rollen als schwarzer Dealer angeboten bekommt, von Anwalt Rachid, der die Nase voll hat von Burka tragenden Klientinnen, und von Bankier Chao, der sich vor Überfällen auf Chinesen in Pariser Brennpunktvierteln fürchtet, verlässt man das Terrain eines harmlosen Boulevardstücks. Und ist es Rassismus, wenn Madame Marie den Flüchtling als Taliban tituliert, in der irrigen Meinung, es handele sich um eine Volksgruppe?
Die ersten Diskriminierungsopfer dieser Komödie sind nicht Einwanderer, sondern die Barbie-Frauen der Familie Verneuil, die, drehbuchgemäß dämlich, jeden Blödsinn ihrer Ehemänner abnicken. Wie »macho« der Film ist, beweist der ständige verbale Schlagabtausch der Schwiegersöhne, die beim Austeilen und Einstecken rassistischer Beleidigungen eine Art Kameradschaft schmieden.
Doch so sehr er das politisch unkorrekte Hänseln propagiert, so feige ist der Film angesichts der geplanten Israel-Auswanderung des Juden David. Sein Vorhaben wird mit seiner Erfolglosigkeit und der Unternehmerfeindlichkeit in Frankreich bewitzelt, ohne mit nur einem Wort auf den wachsenden Antisemitismus einzugehen, der jährlich Tausende französische Juden zur »Alija« treibt. Ebenso kleinlaut wirkt das Happy End, dem eine von Claude trickreich inszenierte Werbetour für seine Heimatregion vorausgeht. So legt diese Komödie zwar nicht die Flucht aus Frankreich, aber aus Paris nahe. Finanziert von einem alten weißen Mann.
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