Birgit Roschy

Filmkritiken von Birgit Roschy

In der auch musikalisch unerwartet mitreißenden Biographie des britischen Popstars Robbie Williams wird dieser als mal trauriger, mal auftrumpfender Affe verkörpert, der, zerrissen zwischen Starruhm und Komplexen, seinen Weg vom Teeniestar zum Singer-Songwriter schafft.
Das als Anime inszenierte Prequel zu dem »Herr der Ringe«-Epos, das vom Schicksal des Reiches Rohan und Königstochter Hèra handelt, greift bekannte Motive auf, kann aber mit seinem inhaltlichen und stilistischen Mischmasch nicht recht überzeugen.
In einer ausgeruhten Langzeitbeobachtung wird in diesem Dokumentarfilm die Katzenpopulation eines Shinto-Schreins zum roten Faden eines sich metaphorisch aufladenden Panoramas eines idyllischen japanischen Küstenortes: eine unsentimentale und dennoch rührende Bestandsaufnahme tierisch-menschlicher Beziehungen zwischen Kraulen und Verscheuchen.
Im Nachkriegsnorwegen findet eine kleine Ausreißerin Unterschlupf bei einem menschenscheuen Schuster und wird unfreiwillig zur guten Fee des Ortes: Das Weihnachtsmärchen ist sowohl inhaltlich wie ästhetisch gelungen.
In diesem tiefenscharfen Coming-of-Age-Drama werden mit der Annäherung zweier Austauschschülerinnen aus Deutschland und Frankreich mit leichter Hand eine Vielzahl politischer und psychischer Probleme zu einem anrührenden Stimmungsbild pubertärer Malaise verwoben.
Zwischen Mensch und Tier müssen in einem Gestaltwandler-Internat Teenager ihre animalischen Instinkte kontrollieren lernen: Die erste Folge der Verfilmung der deutschen Fantasy-Bestseller-Reihe von Katja Brandis weist schöne Natur- und Tieraufnahmen auf, wirkt jedoch inszenatorisch noch etwas unbeholfen.
Ein Gaunerduo gerät auf der Flucht vor der Polizei in ein Ferienlager für Menschen mit Behinderungen: eine Feelgood-Komödie, in der die Unterschiede zwischen vermeintlich »Normalen« und solchen mit Beeinträchtigungen mit viel Witz neu ausgemessen werden und die trotz unterkomplexer Momente bezaubert.
Nach der Trennung nach dreißig Jahren Ehe stolpern Mann und Frau durch neue Amouren: eine französische Boulevardkomödie, in der flottes Timing, Dialogwitz und gut aufgelegte Darsteller die Klischees aufwiegen.
Die Filmbiografie über Abbé Pierre, Gründer der Emmaus-Wohltätigkeitsorganisation, überzeugt durch Benjamin Lavernhe, der den französischen Nationalhelden als lebenslang Getriebenen porträtiert. Wo man sich als deutscher Zuschauer etwas mehr Details gewünscht hätte, ist der Film andererseits auch eine überfällige Hommage an die lebenslange Mitstreiterin des Abbés, ­Lucie Coutaz.
Zugleich packendes Drama über den Jom-Kippur-Krieg und Porträt von Golda Meir, überzeugt der Film durch eine eindrucksvolle Helen Mirren – und bestürzt fast genau 50 Jahre später durch Analogien zum Hamas-Angriff des 7.10.2023.

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»Joy« ist eine Hommage an jene drei Pioniere, die unter Anfeindungen die bahnbrechende Prozedur der künstlichen Befruchtung entwickelten.
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Die Miniserie »A Very Royal Scandal« zeichnet die Entstehung und die Folgen eines für Prinz Andrew letztlich fatalen BBC-Interviews nach.
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Er war das strahlende, jungenhafte Gesicht der britischen RomCom. Jetzt zeigt Hugh Grant, wie man auf unterhaltende Weise altert. 
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»Get Millie Black« ist ein düsterer Jamaikakrimi nach einem Drehbuch des preisgekrönten Schriftstellers Marlon James: eine Ex-Scotland-Yard-Agentin geht in Kingston auf die Suche nach einem verschwundenen Teenager.
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Ein weiteres Glanzstück im Repertoire des ambitionierten Streaming-Anbieters Apple TV+: In Alfonso Cuaróns »Disclaimer« spielt Cate Blanchett eine Frau, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
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In »Forever Young« war sie eine naive Jung­schauspielerin, in »Mein fabelhaftes Verbrechen« ein platinblondes Starlet. Und sowieso sind da diese Bardot-Vibes. Aber Nadia Tereszkiewicz ist ziemlich gut darin, Klischees durchs MeToo-Raster zu filtern. Erst recht in ihrem neuen Film »Rosalie«.
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Glen Powell schickt sich an, der neue fesche Held im Filmbusiness zu werden – demnächst kann man ihn in gleich zwei großen Produktionen sehen. Im Geschäft ist er aber schon länger.
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Auf den ist Verlass: Mads Mikkelsen ist immer ein Hingucker – als Schurke, Rebell oder Familientyp. Ein Porträt.
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»Der Tätowierer von Auschwitz« erzählt, inspiriert vom gleichnamigen Tatsachenroman, vom Grauen des Konzentrationslagers durch die Perspektive eines Liebenden – der Jahrzehnte später Zeugnis ablegt.