Kritik zu Wunderschöner

© Warner Bros. Pictures

In der Fortsetzung zu »Wunderschön« erzählt Karoline Herfurth, wie der Kampf ihrer Großstadtheldinnen gegen genormte Geschlechtervorstellungen weiter geht

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Was bisher geschah: Sonja und Milan haben sich über Kinder und Karriere zusammengerauft. Julie hat ihren Traum von einer Modelkarriere begraben. Leyla ist eine begeisterte Baseball-Spielerin geworden. Und die beziehungsphobe Vicky bändelte mit ihrem Kollegen Franz an. Karoline Herfurth, die in ihrer erfolgreichen Episodenkomödie »Wunderschön« (2022) anhand von fünf »Fallstudien« die widersprüchlichen gesellschaftlichen Botschaften und den dadurch erzeugten Dauerstress von Frauen durchdeklinierte, spinnt die Geschichten von vier der Frauen weiter. Ein Neuzugang ist die mit einem Politiker verheiratete Nadine, die neben ihrer Karriere drei Kinder und eine leicht demente Mutter im Haushalt stemmt. Mit Nadine hat zumindest eine alles im Griff – oder?

Es liegt in der Natur von Fortsetzungen, dass das errungene Glück wieder auf den Prüfstand gestellt werden muss. Herfurth holt sich Inspiration bei Themen, die in den letzten Jahren die Schlagzeilen beherrschten. #metoo wird aufgegriffen, im Kunstunterricht wird eine Klitoris gebastelt, und mit dem Gendern tut sich, Stichwort alter weißer Mann, mancher schwer. Ins Visier geraten nun auch Jungs, die in einem Schulprojekt ihre toxische Männlichkeit abtrainieren sollen.

Der Stil bleibt derselbe: atmosphärische Großstadtpanoramen, Dialogwitz, Slapstick und flottes Timing, unprätentiöse und direkte Herangehensweise, gestützt von spielfreudigen Darstellerinnen wie etwa Herfurth selbst als heulendes Elend und einer herrlich abgebrühten Nora Tschirner als Rebellin im Schulbetrieb. Inhaltlich aber wirkt nun manches forciert und vieles ist jener Blase verhaftet, die auch die meisten Schauplätze umfasst: Redaktionen, PR, Mediennetzwerke. Entsprechend diskutiert frau eher akademische Fragen, etwa ob Sexarbeit Ausbeutung oder weibliches »Empowerment« sei. Recht gnadenlos kommt auch weibliche Komplizenschaft mit höher in der Hierarchie angesiedelten Belästigern ins Spiel. So entwickelt sich die Komödie angelegentlich zum Lehrfilm mit wohltönenden emanzipatorischen Botschaften.

Meinung zum Thema

Kommentare

Dieser Film ist so wichtig. Er setzt das individuelle aller Geschichten in den strukturellen Kontext. Er ist super mutig. Er greift auf, was schwer zu fassen ist. Er greift an und macht, dass man versteht. Und er ist berührend, weil er so genau ist in den Beschreibungen, die uns alle schon in der ein oder anderen Facette begegnet sind. Solidarisiert euch! Wir sind so viel mehr. Wir sind stark. Lasst uns Tiger sein, damit wir irgendwann als Katzen leben können und uns nicht permanent schützen müssen.

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