Kritik zu The Alto Knights

© Warner Bros. Pictures

Inspiriert von einer wahren Geschichte aus alteingesessenen Mafia-Zirkeln erzählt Barry Levinsons Film von zwei Gaunern, die wie Brüder aufgewachsen sind, dann aber zu Feinden wurden. Robert De Niro spielt beide Seiten

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Doppelter Robert De Niro, doppelt so viel Vergnügen im Kino? Ganz so einfach ist die Rechnung leider nicht. Filme wie »Hands of Stone«, »Kings of Holly­wood« oder »Und dann kam Dad« haben in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, dass der legendäre Oscar-Gewinner allein kein Garant für Qualitätskino ist. Und »The Alto Knights« zeigt nun, dass das auch gilt, wenn er in zweifacher Ausführung zu sehen ist.

Im neuen, auf wahren Begebenheiten basierenden Film von Barry Levinson spielt De Niro also zwei Rollen, aber nicht etwa Brüder, sondern ehemals beste Freunde, die einander zu Widersachern wurden. Frank Costello und Vito Genovese wuchsen als Söhne italienischer Einwanderer gemeinsam in New York auf und stiegen zu Prohibitionszeiten im Dunstkreis des »Alto Knights Social Club« als Mafiosi auf. Doch unterschiedliche Ziele und Methoden entzweien die beiden: Während Costello darauf setzt, seine Geschäfte so sauber wie möglich zu führen und nach außen im Idealfall als ehrenwert-­spendables Mitglied der Gesellschaft gesehen zu werden, tendiert Genovese dazu, deutlich brutalere Methoden einzusetzen.

Gleich zu Beginn des 1957 spielenden Films steht Costello deswegen einem von seinem Rivalen angeheuerten Handlanger (Cosmo Jarvis) gegenüber. Dass er dessen Schuss in den Kopf überlebt, ist nur dem Glück zu verdanken. Während die Polizei mal wieder im Dunkeln tappt, erwägt Costello, den Vorfall als Anlass für einen Rückzug aus der Kriminalität zu nutzen und in Rente zu gehen. Doch gänzlich ungeschoren kann er Genovese natürlich nicht davonkommen lassen.

Im Kern von »The Alto Knights« steckt eine Geschichte, die so interessant ist, dass sie dem Vernehmen nach bereits seit den 1970er Jahren verfilmt werden sollte. Kein Wunder, geht es doch nicht nur um Freundschaft und Betrug, sondern auch darum, wie man ein ehrenwertes Leben im Kontext des Verbrechens führen kann und wie das FBI am Ende darauf kam, dass es sich bei der ­Mafia nicht um ein lokales New Yorker Phänomen, sondern um landesweit organisiertes Verbrechen handelt. Umso bedauerlicher ist es, dass Levinson und Drehbuchautor Nicholas Pileggi all das so unglaublich langweilig erzählen.

Die Erzählstruktur ist unnötig kompliziert, und die Idee, Costello das Ganze als zurückblickender Erzähler kommentieren zu lassen, stört jedes Aufkommen von Spannung. Die Nebenfiguren bleiben blass und austauschbar: viele Männer in Hüten und Mänteln sowie Debra Messing als Costellos Ehefrau, die nichts zu tun hat, als alle Viertelstunde besorgt nach seinem Befinden zu fragen. Aber auch, dass De Niro unbedingt beide Hauptfiguren spielen musste – und als Genovese mittels viel Make-up, getönter Brille und quietschig verstellter Stimme eine Joe-Pesci-Imitation abliefert – erscheint an keiner Stelle zwingend gerechtfertigt, sondern verkommt zu einem so eitel wie albern wirkenden Gag.

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