Kritik zu Haps – Crime Doesn't Pay

© Engizek Films

Der Hamburger Regisseur Ekrem Engizek inszeniert sein Gefängnisdrama als ­pädagogisches Kammerspiel zwischen deutschem Rap und brutalen Knastszenen

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Als der Drogenhändler Alexander Rothstein (Constantin von Jascheroff) aufgrund eines Verrats in Untersuchungshaft landet, muss er sich eine Zelle mit dem unberechenbaren arabischstämmigen Khalil (Kais Setti) und dem gefährlich ruhigen Russen Viktor (Amir Israil »Asche« Aschenberg) teilen. Draußen verzweifelt seine schwangere Frau (Xenia Assenza) da­ran, weder Geld noch Beistand zu haben, und seine Mutter streicht ihm die Unterstützung. Vor allem weigert sie sich, den teuren Familienanwalt zu bezahlen, und überlässt das Feld einem Pflichtverteidiger, so dass aus der Untersuchungshaft bald ein langer Gefängnisaufenthalt wird. So muss Alex dringend Geld auftreiben, und lässt sich erneut in gefährliche Drogendeals verwickeln. Während seine Frau draußen ein Verhältnis mit seinem Freund beginnt. Vermeintlich souverän entwickelt er seinen Drogenring vom Gefängnis aus, in dem allerdings ganz eigene, brutale Regeln herrschen. Am Schluss, das ist keine Überraschung, wird er daran zugrunde gehen. 

In seinem zweiten Kinofilm orientiert sich Ekrem Engizek überdeutlich an der Erfolgsserie »4 Blocks« und verbindet eine in sich logische Knastbrutalität mit deutschem Rap, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Dunkel sind die Sets im Gefängnis, das auf Arabisch Haps heißt, nur zehn Prozent der Insassen sind deutsch. Die meisten davon, so heißt es im Film, seien Kinderficker. Tatsächlich entpuppt sich der einzige freundliche Mitgefangene, der sich als harmloser Trickbetrüger ausgegeben hatte, als Pädophiler. Und damit beginnt diese Tour de Force durch die Welt der Knastklischees als gestyltes Musikvideo mit pädagogischem Unterton. 

Dreckig ist es dort, der Alltag wird von Gangs bestimmt, von Russen oder Arabern, der Boss aber ist ein Drogenhändler, den alle nur den Holländer nennen. Gefahr lauert an allen Ecken. »Wenn Du die Seife fallen lässt«, so heißt es schon zu Beginn, »bücke dich nicht danach.« Ekrem Engizek bemüht sich nicht um eine differenzierte Darstellung, die Russen sind still, über und über tätowiert und extrem gefährlich. Die Araber sind laut, beten gemeinsam und halten zusammen; und die Bande der Dealer schwört auf ihren Boss. Dazwischen hat der ganz normale Gefängnisalltag keinen Platz, denn die Wärter sind entweder eingeschüchterte Bübchen oder brutale Nazis. Der schwule Vergewaltiger ist schwarz und übergewichtig. Der verrückte Khalil musste als Kind mit ansehen, wie seine Eltern und seine Schwester getötet wurden, und Alexander lernt auf die harte Tour, dass Verbrechen sich nicht auszahlt. Dazwischen gibt es noch merkwürdig lehrformelhafte Dialoge, oft religiös unterfüttert, mit dem Ziel, dies deutlich zu machen. 

Bei allem Respekt für eine dunkle Ästhetik und die gelungene Verbindung von Rap und einer Gewalt, die sicher so manchen Knast in der Welt bestimmt, ist der Film zu überdeutlich. Zwischentöne kennt Ekrem Engizek nicht und überlässt nichts dem Zuschauer. Der erkennt die Absicht und ist verstimmt.

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