Kritik zu Pandoras Vermächtnis
Porträt des deutschen Regisseurs G. W. Pabst aus Sicht seiner Ehefrau Trude und seiner Enkel Ben, Daniel und Marion
»Das Privatleben von G. W. Pabst« ist auf dem Plakat groß als Untertitel gesetzt, das klingt reißerisch. Präziser scheint die Filmankündigung »Eine Reise durch das Familienuniversum von G. W. Pabst«. Georg Wilhelm Pabst, der in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren mit Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau das Dreigestirn der großen deutschen Regisseure bildete, wird in diesem Film gesehen zum einen durch die Augen seiner Ehefrau Trude Pabst, zum anderen durch die seiner Enkelkinder Ben, Daniel und Marion.
»Auf Tausend losen Seiten schrieb sie ihre Träume, Gedanken und Erlebnisse auf«, heißt es zu Beginn des Films über Trude Pabst. Deren künstlerische Entwicklung als Schauspielerin förderte Pabst nicht gerade: Lediglich eine kleine Rolle in »Die Herrin von Atlantis« (1932) gab es für sie. Aufschlussreicher als die Briefe der beiden sind die von Trude Pabst notierten Träume, erotische ebenso wie Alpträume. Da liegt die Verknüpfung mit Pabsts Film »Geheimnisse einer Seele« und denen mit Louise Brooks in der Hauptrolle als Verführerin nahe. Später geht es vor allem um Spirituelles, denn Trude Pabst hatte bei den Dreharbeiten zu »Die Herrin von Atlantis« ein Erweckungserlebnis und scheint darin zunehmend ihre Bestimmung gefunden zu haben – Spiritualität als Gegenwelt zu den geplatzten Träumen ihrer Karriere?
Die assoziativen Verbindungen sind manchmal verblüffend und erhellend, etwa von einem menschlichen Skelett in der Wüste, das Trude Pabst in ihrer Filmrolle kommentiert, zu den Dinosaurierknochen, mit denen Ben Pabst als Paläontologe arbeitet. Eindrucksvoll auch ein Foto, das den Musiker Daniel fasziniert: Sein Vater Michael blickt auf seinen Vater G. W. mit einem Gesichtsausdruck, als wäre er gerade getadelt worden. Die Strenge des Filmregisseurs ist ein durchgehendes Thema dieses Films und steht in einem beredten Kontrast zu der (sexuellen) Freiheit, die er in seinen Filmen mit Louise Brooks feierte. Wahrlich ein Film über die Last der Familienbande.
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