ZDF-Mediathek: »Die Affäre Cum-Ex«

»Die Affäre Cum-Ex« (Miniserie, 2025). © ZDF/Petro Domenigg/Frédéric Batier

»Die Affäre Cum-Ex« (Miniserie, 2025). © ZDF/Petro Domenigg/Frédéric Batier

Dänen und Hyänen

Im Zuge der Cum-Ex-Affäre wurden Finanzämter europäischer Staaten Schätzungen zufolge um 150 Milliarden Euro betrogen. Im Kern geht es darum, dass institutionelle Anleger bei Auslandsgeschäften von der Kapitalertragssteuer befreit sind. Sie müssen sie zunächst abführen – können sie aber später vom Finanzamt zurückfordern. Dank einer empfindlichen Gesetzeslücke im Finanzwesen haben Betrüger es im großen Stil geschafft, sich die einmal entrichtete Steuer zweimal zurückzahlen zu lassen. Über viele Jahre hinweg.

Fiktionale Bearbeitungen solch abstrakter Finanzthemen sind rar. »Bad Banks« wurde gelobt, aber vielleicht auch überschätzt. Nun hat Jan Schomburg, der 2011 mit »Über uns das All« bekannt wurde und seither unter anderem zusammen mit Maria Schrader das Drehbuch zu deren Film »Ich bin dein Mensch« verfasste, die komplexe Cum-Ex-Thematik auf eine durchaus unterhaltsame achtteilige deutsch-dänische Produktion mit Comedyelementen heruntergebrochen.

Inspiriert von Oliver Schröms Sachbuchbestseller »Die Cum-Ex-Files«, erzählt die Serie von Gewinnern, Verlierern und einer resoluten Staatsanwältin. Letztere wird verkörpert von der großartigen Lisa Wagner, die abstrakte Zusammenhänge jeweils mit einem komischen Zungenschlag artikuliert. Bei ihren Ermittlungen gegen dreiste Cum-Ex-Betrüger kommt sie dem ehemaligen Steuerprüfer Bernd Hausner auf die Schliche. Wie entfesselt spielt Justus von Dohnányi diese Mischung aus Choleriker und Superhirn. Zu Beginn steht er allerdings vor dem gleichen Problem wie die Serie selbst: Wie kann er Komplizen und Investoren die Betrugsmasche überhaupt vermitteln?

Am Pfandautomaten im Supermarkt, so erklärt Hausner, bekommt man für jede Flasche nicht nur einen, sondern zwei Pfandbons. Weil nämlich die Flaschen sich auf geisterhafte Weise verdoppeln. Wie das geschieht? Nun, das hängt mit sogenannten »Leerverkäufen« zusammen. Eine Aktie kann dabei scheinbar zwei Besitzer haben. Diese verworrenen Zusammenhänge macht die Serie mit pointierten Dialogen einigermaßen transparent. Dennoch gibt es Momente, in denen man angesichts eines stakkatoartigen Businesstalks auch schnell den Faden verlieren kann.

Um das abstrakte Geschehen um Soll und Haben mit persönlichen Schicksalen zu erden, erzählt die Serie parallel zu den Betrugsereignissen die Geschichte einer aufrechten Beamtin aus Dänemark. Während sie den Betrug im Alleingang analysiert, erliegt ihr liebenswürdiger Kollege der Versuchung des Geldes und muss als Bauernopfer hinter Gitter. Dieser Kontrast zwischen Dänen und Hyänen, zwischen verantwortungsbewussten Steuerprüfern und geldgierigen Finanzbetrügern à la »Wolf of Wall Street« mutet zuweilen etwas schematisch an. So hat der gut recherchierte Achtteiler – der sogar die Verwicklung von Olaf Scholz in den Cum-Ex-Betrug thematisiert – leider auch etwas Leerlauf.

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