Thomas Abeltshauser

Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.

Filmkritiken von Thomas Abeltshauser

Janna Ji Wonders berührendes Porträt über fünf Frauengenerationen ihrer Familie am oberbayerischen Walchensee ist in ihrer Collage aus Privatvideos, Fotografien und intimen Gesprächen zugleich persönliche Identitätssuche und eine Zeitreise durch deutsche Gesellschaftsgeschichte
Michael Myers ist nicht totzukriegen: Im zweiten Teil der Horrortrilogie entzündet sich am Mörder mit der Gummimaske der unkontrollierte Hass der Masse. Horror als Trauma-Arbeit und Gesellschaftskritik, etwas unausgegoren.
Sehens- und vor allem hörenswerter Dokumentarfilm über den britische Audiokünstler Matthew Herbert, der mit seinen Aufnahmen abwegig erscheinender Alltagsgeräusche zum differenzierten Wahrnehmen animiert
Die Odyssee eines jüdischen Jungen durch feindlich gesinnte Dörfer Osteuropas während der Nazibesetzung als dreistündiges Gewaltepos in brillanten Schwarzweißbildern ist eine höchst streitbare Zumutung. Aber eine, die Auseinandersetzung verdient
Dominik Graf gelingt mit seiner Erich-Kästner-Adaption ein furioses Kinodrama, das mitten ins krisengebeutelte Berlin der Weimarer Ära hineinreißt und dabei relevante Bezüge zu heute herstellt
Ein Schlamassel aus lahmer Krimikomödie und trutschiger Mediensatire, das auch eine Riege hochkarätiger Schauspielerinnen nicht retten kann
Sebastián Muñoz inszeniert ein aufgeladenes Gefängnisdrama um Eifersucht, Gewalt und Macht unter Männern, das in seiner Stilisierung an Genet und Fassbinder erinnert und zugleich ein Bild Chiles der frühen 1970er Jahre zeichnet
Sofia Coppola schickt Rashida Jones und Bill Murray als skurriles, dysfunktionales Vater-Tochter-Gespann auf der Spur eines vermeintlichen Ehebrechers durch New York. Gediegen-geschmackvolle Großstadt-Komödie, deren Generationenkonflikt sich arg fluffig in Wohlgefallen auflöst
Fanny ist fasziniert von den Voodoo-Praktiken aus der haitianischen Heimat ihrer neuen Mitschülerin Mélissa und versucht damit ihren verflossenen Schwarm zurückzugewinnen. Bertrand Bonello entblättert in seinem sinnlichen und klugen Genremix den Zombie-Mythos von popkulturellen Aneignungen und legt dessen Schrecken und Schönheit frei: »Zombi Child«
Sehr authentisch und empathisch erzählt das Regiedebüt vom Leben queerer, migrantischer »Generation Z«-Jugendlicher in der deutschen Provinz. Hinreißend in seiner Selbstverständlichkeit und klug, ohne verkopft zu sein

Weitere Inhalte zu Thomas Abeltshauser

Meldung
Radu Judes Gesellschafts­satire »Bad Luck Banging or Loony Porn«, die jetzt ins Kino kommt, hat auf der Berlinale den Goldenen Bären gewonnen. ­Der wilde, vitale Stil des Films ist nicht untypisch für das Werk des rumänischen Regisseurs: Er trennt nicht zwischen  Politik und Ästhetik, dreht gern schnell und am Puls der Zeit
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»Blanco en blanco« verbindet Westernelemente mit Kritik an Rassismus, sexueller Ausbeutung und Kolonialismus. Ab 30. Juni bei Mubi
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Kyra Sedgwick zieht in der Sitcom »Call Your Mother« ihren Kindern nach Los Angeles hinterher – in der vorgeblich festen Überzeugung, dass sie dort wertvolle Hilfe leisten muss
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Lee Isaac Chung (»Minari«) drehte sein Regiedebüt vor 14 Jahren auf einem anderen Kontinent: »Munyurangabo« spielt in Ruanda
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Der britische Serienmacher Russell T Davies (»Queer as Folk«) zeigt in »It's a Sin«, wie Aids das Leben einer ganzen Generation veränderte – und wie ignorant die Gesellschaft damals damit umging. Ab 20. Juni auf Starzplay
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