Apple TV+: »The Morning Show« Staffel 2
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So schön wie in den ersten Minuten der neuen Staffel von »The Morning Show« sah der Lockdown bislang kaum auf dem Bildschirm aus, zumal nicht in fiktiven Formaten. Seelenruhig schwebt die Kamera über ein menschenleeres New York, friedlich liegen die Avenues zwischen den Wolkenkratzern, kein Jogger im Park, nur hier und da eine Verkehrsampel, die für niemanden auf Grün schaltet. Dazu singt Dean Martins Schmelzstimme »Return to Me«.
Rückblende, drei Monate vorher. Beim fiktiven Sender UBA steht die Silvestersendung 2019 kurz bevor, Bradley (Reese Witherspoon), die seit dem Weggang von Alex (Jennifer Aniston) das neue Gesicht des Frühstücksfernsehens ist, stimmt die Zuschauer mit einer Gesangs- und Tanzeinlage ein, die so gar nicht zu ihrem hochseriösen Selbstbild passt.
Es ist viel passiert, seitdem im November 2019 »The Morning Show« als erste Eigenproduktion zum Aushängeschild des neuen Streamingdienstes Apple TV+ wurde: Ambitioniert geschrieben, mit Starbesetzung und einem »Production Value«, bei dem an nichts gespart wurde, lieferte die von Aniston und Witherspoon mitproduzierte Serie einen Blick hinter die Kulissen einer Morgensendung und in die Machenschaften eines Medienunternehmens. Im Mittelpunkt der ersten Staffel stand Alex, die die Nation morgens mit Nachrichten und professionell guter Laune versorgte. Nachdem ihr Co-Host Mitch (Steve Carell) wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe gefeuert wurde, bekam sie mit Bradley eine ehrgeizige Reporterin zur Seite gestellt, was zu allerlei Spannungen führte. Zugleich eskalierten die Enthüllungen um Mitch, die auf eine toxische Kultur innerhalb des Senders aufmerksam machten. Am Ende stand der tragische Tod einer Mitarbeiterin, die zu den Anklägerinnen gehörte, dann aber dem Druck nicht standhielt.
Die zweite Staffel beginnt nun mit dem Jahreswechsel 2019/20, Covid ist ein kleines Newsthema im fernen China. Alex hat sich in ihr Anwesen zurückgezogen, wo sie ihre Memoiren schreibt. Doch Cory (Billy Crudup), der genialisch-irre Executive des Senders, holt sie zurück. Und schon dieser funkenschlagende Dialog zwischen den beiden entfacht erneut die Begeisterung für diese Workplace-Serie, mit ihren internen Querelen und einem höchst diversen Personal, zu dem in der zweiten Staffel auch Neuzugänge Julianna Margulies, Holland Taylor und Valeria Golino gehören. Das Tempo zieht weiter an, Gespräche finden oft im Gehen statt, dem von Aaron Sorkin in »The West Wing« perfektionierten »Walk and Talk«, aktuelle Debatten um Inklusivität und #MeToo werden aufgegriffen und auch die Pandemie, die den Dreh lange verzögert hat, spielt eine Rolle. Nicht nur mit den Hochglanzbildern vom leeren New York, sondern ganz konkret, wenn man sieht, wie aus einer Hintergundnachricht über eine Krankheit in der Ferne mehr und mehr das zentrale Thema wird. Irgendwann betrifft Covid-19 die einzelnen Mitarbeiter dann ganz persönlich.
Trailer Staffel 2
Trailer Staffel 1
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