Apple TV+: »Ted Lasso«
»Ted Lasso« (Staffel 1, 2020). © Apple TV+
Das transatlantische Aufeinanderprallen der Kulturen war schon lange nicht mehr so herzerfrischend komisch und anrührend wie in der Comedyserie »Ted Lasso«, mit der Apple TV+ im vergangenen August passend den Herbst von Trumps Regierungszeit einläutete und mit dem stets optimistischen Footballcoach Ted Lasso den fiktiven Prototyp eines Good American präsentierte. Die Serie wurde zum Überraschungserfolg für den noch jungen Streamingdienst, gerade wurde sie für 14 Emmys (Verleihung am 19. September) nominiert, darunter Jason Sudeikis als bester Hauptdarsteller. Er spielt diesen Ted Lasso, der dem Ruf nach England folgt, um einen Fußballverein zu trainieren, ohne genau zu wissen, was ihn dort erwartet, sehr gekonnt mit der entwaffnenden Gutmütigkeit eines Hundewelpen, ohne seine Figur je zur Karikatur zu machen.
In der ersten Staffel entstand ein großer Teil des Humors aus Missverständnissen und Reibungen zwischen amerikanischen und europäischen Vorstellungen, ob beim Fußball oder der Sicht auf die Welt allgemein. Denn wo Ted Lasso mit sonnigem Gemüt und Grundoptimismus Dinge angeht, stößt er bei seinen Spielern und vor allem seiner Chefin Rebecca (Hannah Waddingham) auf Ironie und Sarkasmus, bisweilen auch offene Abneigung. Rebecca hatte den Klub aus der Scheidung von ihrem verhassten Gatten erhalten und den in Fußballdingen unbedarften Lasso eingekauft, um den Abstieg aus der Liga besiegeln und damit späte Rache an ihrem untreuen Ex-Mann zu üben. Doch Lasso und seine rechte Hand, Coach Beard (Brendan Hunt), haben ihre ganz eigenen Methoden, positiv zu motivieren.
Ted Lassos zugewandte, zupackende Art erweist sich auch als Schutzschild für ihn, dahinter nämlich zeigen sich bald erste Risse, die persönliche Verletzungen und Verluste andeuten, die er lieber durch Fröhlichkeit verdrängt, als sich ihnen zu stellen. Die Serie ist nicht zuletzt in diesen Momenten mehr als nur Comedy, es ist eine Auseinandersetzung über Empathie am Arbeitsplatz, über menschlicheres Miteinander ganz allgemein und darüber, wie man mit Herausforderungen umgeht, ohne sich rücksichtslos anderen gegenüber zu verhalten, sondern durch gegenseitige Unterstützung gemeinsam über sich hinauswächst. Teamgeist im besten Sinne.
Die Serienmacher Bill Lawrence, Joe Kelly und Brendon Hunt nehmen diese Themen ernst und leicht zugleich, eine Gratwanderung, die immer wieder bewundernswert gelingt, auch in der nun startenden zweiten Staffel. Sie beginnt mit einem Trauma, Torjäger Dani Rojas (Cristo Fernandez) trifft beim Elfmeterschießen den Maskottchenhund tödlich am Kopf und ist davon so blockiert, dass professionelle Hilfe geholt werden muss. Dr. Sharon Fieldstone (Sarah Niles, »I May Destroy You«) erweist sich schnell als brillante Therapeutin, aber auch als extrem harte Nuss, die gegen Teds Charme und seine selbst gemachten Mürbeteigkekse scheinbar immun ist. Man denkt sich unweigerlich, dass auch Doc Sharon noch eine Menge aufzuarbeiten hat.
Trailer Staffel 1
Trailer Staffel 2
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