Kritik zu In 80 Tagen um die Welt
Und noch eine Jules-Verne-Verfilmung: Die Wette von der Erdumrundung diesmal als Animationsfilm mit einem launigen Frosch und einem kindlichen Seidenäffchenjungen im Mittelpunkt
Jules Vernes Abenteuerroman »Reise um die Erde in 80 Tagen« lebte schon immer von einer kindlichen Entdeckerfreude und fantastischem Fabulieren, bereits als der exzentrische Gentleman Phileas Fogg und sein Diener Jean Passepartout 1873 erstmals die Welt umrundeten und allerlei waghalsige Abenteuer erlebten. Da liegt es nahe, sich bei der Adaption noch ein paar Meilen weiter von der Wirklichkeit zu entfernen und den Stoff in Form eines überdrehten Animationsfilms zu präsentieren.
Bereits in den 1980er Jahren hatte es mit der spanisch-japanischen Zeichentrickserie »Um die Welt mit Willy Fogg« liebevoll animierte Geschichten gegeben um einen Löwen, seine beiden Begleiter, einen Kater und einen Hamster, und ihre Reisen über den Erdball. In der Tierwelt bleibt auch die sehr freie französisch-belgische Filmversion von Samuel Tourneux. Hier wird aus Fogg flugs Frogg – ein Frosch also, der sich als halbseidener Lebenskünstler und Weltenbummler gierig bei allem bedient, was nicht niet- und nagelfest ist.
Im Mittelpunkt steht diesmal Passepartout, ein bücherlesender und von seiner Helikoptermutter überbehüteter Seidenäffchenjunge, der sich auf seiner kleinen Heimatinsel langweilt und die große Chance wittert, gemeinsam mit Frogg, der gerade die 80-Tage-um-die Welt-Wette über 1 Million Muscheln angenommen hat, auf große Entdeckerreise zu gehen. Während der Kleine damit mütterlicher Bevormundung entkommen will, ist dem Frosch mit Inspektor Fix eine überlaunige Wüstenrennmaus auf den Fersen, die alles daransetzt, den sprunghaften Lurch wegen Diebstahls zu verhaften. Dem ist der Knirps zunächst ein Klotz am Schenkel, aber die zu bestehenden Herausforderungen, ob Treibsand in der Wüste, eisige Bergeshöhen oder tropische Dschungelexpeditionen, schweißen die beiden ungleichen Kindsköpfe mehr und mehr zusammen.
Das ist recht turbulent und kindgerecht albern inszeniert, bleibt aber in seinem computeranimierten Stilmix aus 2D und 3D arg generisch und billig, aber auch in seinen Charakterzeichnungen bisweilen etwas lieblos. Dabei hatte Tourneux mit seinem oscarnominierten Kurzfilm »Sogar die Tauben kommen in den Himmel« 2007 bewiesen, dass es europäisches Animationshandwerk durchaus mit Produktionen der großen US-Studios aufnehmen kann. Bei seinem Langfilmdebüt arbeitete er nun mit dem amerikanischen Comedian und Drehbuchautoren Gerry Swallow (»Ice Age 2«) zusammen, der neben allerlei Wendungen und Situationskomik, die bei den Jüngsten für 82 Minuten kurzweilige Unterhaltung sorgen, simple Botschaften über Loyalität, Neugierde und Selbstvertrauen sowie einige Metawitze einbaut, die Klischees des Genres auf die Schippe nimmt und damit auch die Eltern und Älteren bei Laune hält bis zur augenzwinkernd-mitreißenden Abschluss-Tanzszene. Und das ist am Ende vielleicht die eigentliche Überraschung: den Humor in einem Stoff zu finden, der in der literarischen Vorlage allerlei Schauwerte aufbietet, aber kaum Witz.
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