DVD-Tipp: »Caligula – The Ultimate Cut« (2023)

© Tiberius Film

2023
Original-Titel: 
Caligula – The Ultimate Cut
Heimkinostart: 
06.02.2025
L: 
178 Min
FSK: 
18
Des Kaisers neuer Schnitt

Die Schauwerte einer Großproduktion, eine klassische Spielfilm­narration und Hardcorepornografie unter einen Hut bringen – ein solches Projekt konnten nur die drogendurchwaberten Gehirne der siebziger Jahre für eine feine Sache halten. Als das Ergebnis 1979 in die Kinos kam, erfüllte »Caligula« zwar alle Erwartungen an einen Skandalfilm, aber keine an ein filmkünstlerisches Werk. »Caligula« ist eine Ruine, gescheitert im großen Stil. Erst vom Autor Gore Vidal, dann vom Regisseur Tinto Brass verlassen und mehr schlecht als recht zu Ende gepfuscht von Produzent Bob Guccione; ins Abseits gestellt und auf zahlreiche Indices gesetzt. Schließlich wiederauf­erstanden zum sagenumwobenen Gelände, auf dem sich filmgeschichtliche Expeditionen unternehmen lassen.

Die konflikt- und turbulenzreiche Produktionsgeschichte dieses filmischen Bastards umfasst zahlreiche Kapitel: Neben unterschiedlichen von der Zensur verstümmelten Varianten existieren eine unveröffentlichte Vorabversion sowie eine rekonstruierte ungekürzte Fassung. Nun fügt sich mit »Caligula – The ­Ultimate Cut« eine weitere hinzu. 2016 wurden im Zuge der Restaurierungsarbeiten am ungekürzten »Caligula« kistenweise Kameranegative im Penthouse-Keller entdeckt: Alles, was seinerzeit gedreht, aber nicht verwendet worden war. Eine Herausforderung an die Nachwelt-Nerds, der sich Kunsthistoriker Thomas Negovan stellte.

Als Produzent erstellte er, auf Basis des ursprünglichen Drehbuchs und entlang der dokumentierten Zeugnisse damaliger Beteiligter, eine Neufassung. Ziemlich stolz ist Negovan darauf, kein Material aus den bekannten Schnittfassungen übernommen, sondern die ganze Chose aus alternativen Takes montiert zu haben. Stark reduziert wurde in dieser visionären Nachempfindung einer möglichen ursprünglichen Idee die originelle Orgie auf dem Bordellschiff und gleich ganz weg fiel die langwierige wie langweilige Oralsexszene zweier Penthouse-Pets. Trotzdem ist der vorliegende Ultimate Cut gut zwanzig Minuten länger. Zum Glück nicht öder. Wenngleich er immer noch kein differenziertes Charakterporträt eines Cäsarenwahnsinnigen ergibt, allen Bemühungen Malcolm McDowells in der Titelrolle zum Trotz. Geschweige denn einen politisch-kritischen Film zum Thema »absolute Power corrupts absolutely«. Vielmehr gilt der oft zitierte Satz von Caesonia-Darstellerin Helen Mirren, es handele sich bei »Caligula« um »an irresistible mix of art and genitals«.

Die Bonusdisc – deckungsgleich mit der Uncut-Edition – bietet unterhaltsames Hintergrundmaterial; etwa ein Interview mit B-Picture-Ikone John Steiner, der in der Rolle des an Caligulas Eskapaden verzweifelnden Finanzsenators Longinus Akzente setzt und es auf den Punkt bringt: »Alle wurden verarscht.«

 

 

VÖ: 6. Februar 2025

Bestellmöglichkeit (Blu-ray/Mediabook)

 

 

 

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