Thomas Abeltshauser
Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.
Filmkritiken von Thomas Abeltshauser
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Mehr als nur Fingerübungen: Pedro Almodóvars zwei Halbstünder sind melodramatische Miniaturen über die Sehnsucht und ein Spiel mit Gender- und Genreklischees.
Dave (David Oyelowo) ahnt nichts vom Doppelleben seiner Frau Emma (Kaley Cuoco) als internationale Auftragskillerin, bis ihre Identität auffliegt und sie sich nach Berlin absetzt. Weit weniger überraschend ist, was diese schematische Actionthrillerkomödie daraus macht.
Maite Alberdis Dokumentarfilm über den an Alzheimer erkrankten Augusto Góngora, der als TV-Journalist unermüdlich an die Verbrechen des Pinochet-Regimes erinnerte, fasziniert als Auseinandersetzung um individuellen und kollektiven Gedächtnisverlust.
Sofia Coppolas Porträt der Frau im Schatten von Elvis Presley ist eine düster-schillernde Studie um Mädchenträume, Starkult und Ausbeutung. Priscillas Suche nach ihrem Platz in der Welt erzählt sie nicht als klassische Heldinnengeschichte, sondern mit Ambivalenzen und offenen Fragen.
Stilistisch so unkonventionell wie sein Gegenstand, stellt der hybride Doku-Essayfilm Genderkonventionen im Leistungssport infrage und weitet die historische Aufarbeitung queer-utopischen Zukunftsvision, lustvoll, kämpferisch und mit Witz.
Das Biopic über Leonard Bernstein umtanzt elegant Konventionen und zeigt den widersprüchlichen Mann hinter dem Geniekult. Seine Faszination für den Showman-Tausendsassa macht Bradley Coopers als Regisseur, Hauptdarsteller, Produzent und Co-Autor mehr als deutlich.
Wim Wenders meditative Hommage an das japanische Kino begleitet einen Mann, der Tokios Toiletten reinigt, in den alltäglichen Ritualen seines Lebens und findet die Schönheit in unscheinbaren Dingen.
Hannes Hirsch erzählt in seinem Regiedebüt authentisch und zeitgemäß von queeren Körpernormen und Wahlfamilien und findet für seine Entwicklungsreise eines jungen Mannes einen ganz eigenen fließenden Rhythmus.
Das französische Liebesdrama über die Erinnerungen eines Schriftstellers an seine Jugendliebe lotet berührend das Verhältnis von Wahrheit und Lüge in der Fiktion aus und wie sublimierter Schmerz zum Trost für andere wird.
Wie wird man filmisch einem Künstler wie Anselm Kiefer gerecht, der sich Konventionen entzieht? Wim Wenders würdigt den 78-Jährigen in brillantem 3D, das nicht überwältigt, sondern immersiv vermittelt.
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Weitere Inhalte zu Thomas Abeltshauser
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In Scorseses »Killers of the Flower Moon« spielt Jesse Plemons mal den Guten. Bisher war er als Darsteller für wandelbare Nebenrollen bekannt: als psychopathischer Neonazi mit Unschuldsmiene in »Breaking Bad« oder als unglücklicher Ehemann in »The Power of the Dog«. Thomas Abeltshauser hat Plemons in Cannes gesprochen.
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Pablo Larraín imaginiert Pinochet als blutsaugenden Vampir mit einer langen Vergangenheit auf der falschen Seite der Geschichte.
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»Als Regisseur schaffe ich Freiräume für kleine Wunder« – Ira Sachs im Gespräch über seinen neuen Film »Passages«.
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Fremdschämkomödie, Kunstweltsatire und durchgeknallte Detektivgeschichte: Der chilenische Regisseur Sebastián Silva (»La Nana – Die Perle«) meldet sich nach fünf Jahren mit »Rotting in the Sun« zurück.
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In der Fortsetzung von »The Bear« arbeiten Carmy und Co. auf die Eröffnung ihres Restaurants hin. Serienschöpfer Christopher Storer gelingt der perfekte Anschluss an seine zum Kult aufgestiegene erste Staffel.
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Mit »L'immensità« legt Emanuele Crialese den ersten Film seit elf Jahren vor – und macht öffentlich, dass er ein Trans-Mann ist. Mit Thomas Abeltshauser sprach er auf dem Festival von Venedig über familiäre Prägung, Bauchgefühle beim Filmemachen und seine Erfahrungen.
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In der zweiten Staffel von »Single Drunk Female« geht es vor allem um die Frauen, die Samanthas Leben prägen, und um die Beziehungen, die sie ausloten und hinterfragen muss.
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Pointiert, selbstironisch, hinreißend direkt: Die von Phoebe Waller-Bridge nach ihrer eigenen Bühnenshow kreierte Serie »Fleabag« gehört zu den besten Fernsehproduktionen des letzten Jahrzehnts. Und machte Waller-Bridge zur Power Playerin, um die sich alle reißen, als Autorin und Schauspielerin.
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Mit der Großstadtphantasie »Orphea in Love« ist dem Regisseur in Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper eine hinreißende Fusion aus Kino und Musiktheater gelungen. Axel Ranisch im Gespräch über seinen Musikfilm.
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Die Dokumentarfilmerin Laura Poitras hat ein Faible für »Menschen, die Veränderungen herbeiführen«. Wie Edward Snowden oder Julian Assange. Dafür nimmt Poitras selbst Repressalien in Kauf. Jetzt hat sie einen Film über die Künstlerin und Aktivistin Nan Goldin gedreht. Porträt und Interview von Thomas Abeltshauser.