Kritik zu Bad Director

© Weltkino

2024
Original-Titel: 
Bad Director
Filmstart in Deutschland: 
09.05.2024
L: 
131 Min
FSK: 
16

Oskar Roehlers neuer Film ist eine bitter ernst gemeinte Satire auf die deutsche Filmbranche, bei der sich der »Skandal-Regisseur« selbst gleich mit auf die Schippe nehmen will

Bewertung: 3
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Die markante Brille, die halblangen Haare, der leicht nach vorn gebeugte Schlurfgang: der Protagonist in ­Oskar Roehlers Filmbranchensatire »Bad Director« ist deutlich an Oskar Roehler selbst angelehnt, auch wenn er, höhö, Gregor Samsa heißt, wie der arme Wicht in Kafkas »Verwandlung«, der eines Morgens als Ungeziefer aufwacht. Die personifizierte Metapher eines Aussätzigen. Ebenso wenig subtil ist auch der Rest des Roehlerschen Rundumschlags, bei dem der 63-jährige Regisseur nichts und niemanden schont, am allerwenigsten sich selbst.

»Selbstverfickung« heißt der Roman mit autobiografischen Zügen, den er 2017 geschrieben hat, eine wütende Abrechnung mit dem Filmsystem in Deutschland. Umso erstaunlicher, dass er für die Adaption nun Gelder gefunden hat, von Förderanstalten und Sendern, und sich dabei kein Stück weit zurückgenommen hat. Die Beteiligten haben offensichtlich ihre Freude an der Schlammschlacht, allen voran Hauptdarsteller und Co-Produzent Oliver Masucci, der bereits in Roehlers »Enfant terrible« als Fassbinder einen Filmemacher am Rande des Wahnsinns verkörperte und hier noch mal eins drauflegt. Sein Samsa ist ein erbärmlicher Endfünfziger mit Erektionsproblemen, der sich grimassierend zwischen Größenwahn und Selbsthass durch die Dauerkrise poltert und beim anstehenden Filmdreh alle herumscheucht. Schön perfide spielt auch Anne Ratte-Polle die Schauspieldiva Konstanze, die Samsa Paroli bietet und sich, um ihre Forderungen durchzusetzen, schon mal auf den Boden schmeißt und im Flokati festbeißt.

Sex hat dieser Samsa vor allem mit »Nutten«, am liebsten von hinten vorm Spiegel, da muss jedes Detail stimmen, beim kleinsten Abweichen von seinen Regieanweisungen versagt die Manneskraft. Selbst bei Grete (Bella Dayne), der blonden Sexarbeiterin aus Osteuropa, die beim Sex Literatur rezitieren kann. Roehler zeigt das wiederholt und ausufernd, der Effekt liegt zwischen Fremdscham und Langeweile. 

In den besseren Momenten jedoch ist »Bad Director« eine gallige Satire auf die deutsche Filmbranche mit treffenden, nur leicht überzeichneten Karikaturen, etwa wenn Elie Kaempfen als Nachwuchsstar bei den Proben einer Szene diverse Klischees aus ARD/ZDF-Produktionen zum Besten gibt. Oder wenn beim Deutschen Filmpreis Akteure kommentiert werden, ohne deren Namen zu nennen, die aber deutliche Parallelen zu realen Größen der Film- und Fernsehbranche haben.

Roehler sucht seit jeher das Extrem. Das führte zu Klassikern wie »Die Unberührbare« oder »Agnes und seine Brüder«, zu verkannten Trashperlen wie der RTL-Produktion »Fahr zur Hölle, Schwester!« (einem inoffiziellen »Wer hat Angst vor Baby Jane«-Remake mit Iris Berben und Hannelore Elsner), aber auch zu grandiosen Gurken wie »Suck My Dick«. Auch »Bad Director« ist zumindest kein Mittelmaß. Teilweise schwer auszuhalten in der ausgedehnten Penetranz und dem zur Schau gestellten Selbsthass, aber auch streckenweise entlarvend und komisch. Bis zum bitteren Ende.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt