Thomas Abeltshauser

Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.

Filmkritiken von Thomas Abeltshauser

Ein 22-jähriger Bauer in der polnischen Provinz verliebt sich in einen jungen Musiker und muss sich schließlich entscheiden, welches Leben er führen will. Das Liebesdrama erzählt in naturalistischen Bildern unaufgeregt von Selbstbehauptung in einem homophoben Umfeld.
Das baskischen Regiedebüt über ein achtjähriges Kind, das sich im falschen Körper fühlt und den Reaktionen der Familie, erzählt auf mehreren Ebenen und sehr berührend von Herkunft, Transformation und der Suche nach Identität.
Die Pixar-Romantikomödie über ein Feuermädchen und einen Wasserjungen gegen alle Widerstände ist mitreißend in seiner fantastisch animierten Welt und liebevoll entwickelter Charaktere, erzählt aber trotz überbordender Ideen eine recht formelhafte Geschichte.
Beim Wettbewerb für exaltierte Friseuren wird ein Teilnehmer skalpiert aufgefunden. Thomas Hardimans rasante, scheinbar schnittfreie Krimikomödie interessiert sich dabei weniger für die Aufklärung des Falls, als eine Subkultur und ihre spektakulären Styles zu feiern. Ein irrer Spaß.
Die aus Tel Aviv stammende und in Berlin lebende Künstlerin Ann Oren inszeniert in ihrem Langfilmdebüt über eine junge Frau, die sich in ein Pferdewesen verwandelt, als schwirrendes Vexierspiel um queere Selbstbestimmung, das irritiert und fasziniert.
Was stiftet Sinn im Leben, was ist erstrebenswert? Am Ende seiner Tage will ein Beamter die verbleibende Zeit nutzen, sich einen Traum zu erfüllen. Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro überträgt Akira Kurosawas Klassiker »Ikiru« überzeugend ins London der 1950er.
Christophe Honoré verarbeitet seine eigene Jugend und den frühen Tod des Vaters als berührendes Porträt eines Erwachsenwerdens mit Brüchen, die fürs Leben prägen. Dass es keine Nabelschau wird, liegt am klugen Drehbuch und dem exzellenten Paul Kircher in seiner ersten Hauptrolle.
Ein gutverdienendes Männerpaar zieht in ein sozial schwaches Viertel in Tel Aviv und wird sich schmerzhaft seiner Privilegien bewusst. Israelisches Regiedebüt mit erhellenden Momenten, das sich aber nicht zwischen Charakterstudie, Sozialkritik und Satire entscheiden kann.
Eine Frau fährt mit ihrem Segelboot und fünfköpfiger Besatzung durchs Mittelmeer, auf den Spuren der Fremdenlegion und ihrer Legenden. Weniger Erzählkino, als ein kontemplativ-mäandernde Suchen, von Marseille nach Algerien. Rätselhaftes und betörendes Slow Cinema.
Die schönen Bilder und elegante Inszenierung könnten täuschen: Wie Lukas Dhont die innige Freundschaft zweier 13-jähriger erzählt, ist in seiner herzergreifenden Sensibilität auf Augenhöhe schon wieder radikal.

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