02/2022
In diesem Heft
Tipp
Die Nashörner sind nicht, was sie scheinen: der Fünfteiler »Wild Palms« von 1993.
Mit Julia Garner in der Hauptrolle zeichnet die Shonda-Rhimes-Produktion »Inventing Anna« den Fall der High-Society-Betrügerin Anna Delvey alias Anna Sorokin nach.
An der Seite der Opfer: »The Bay« geht mit einer neuen Hauptdarstellerin in die dritte Staffel.
Regisseur Philipp Stölzl und Drehbuchautor Eldar Grigorian sprechen am 20.2. mit epd-Film-Autor Ulrich Sonnenschein über ihren Film »Schachnovelle«.
Die zweite Staffel von »The Witcher« widmet sich ausgiebig dem Worldbuilding des von Andrzej Sapkowski erdachten Fantasyreichs.
Vor einiger Zeit schon still und leise bei Netflix gelandet, lohnt »Giri/Haji« allein schon wegen seines gelungenen Brückenschlags zwischen London und Tokio, japanischem Thriller und britischem Krimi.
Andrea Arnold zeichnet in ihrem Dokumentarfilm »Cow« das beschauliche, aber nicht ereignisarme Leben der Kuh Luma nach.
Schatten des Vorher: Die arte-Koproduktion »Sacha« erzählt im Krimiformat von Missbrauch und Menschenhandel.
Seit er im »Mandalorian« wieder auftauchte und Helm und Rüstung vom Titelhelden einforderte, wusste man, dass es nicht mehr lange bis zum »Buch von Boba Fett« dauern würde.
Emily St. John Mandels Roman »Station 11« handelt von einer Grippepandemie, der 90 Prozent der Menschheit zum Opfer fällt – und davon, wie die Überlebenden 20 Jahre danach Shakespeare spielen.
Von der SU zum Planeten Pjuk: Die sowjetische Satire »Kin-Dza-Dza!« (1986) auf DVD.
Mit »The Tender Bar« hat George Clooney den Memoirenroman von J.R. Moehringer verfilmt, eine Geschichte übers Erwachsenwerden in den 70ern.
Philosophen des Alltags: Die zweite Staffel von »Warten auf'n Bus« auf DVD.
Ricky Gervais bringt mit der dritten Staffel seine Serie »After Life« zu einem überraschend würdigen Ende.
Plädoyer für die Provinz: In »Hometown Cha-Cha-Cha« zieht eine Zahnärztin in eine Kleinstadt und findet ihre große Liebe.
»Der Pass« wird fortgesetzt – mit einem neuen Fall und einem neuen Paar an deutsch-österreichischen Ermittlern, zu denen aber Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek dann doch wieder hinzustoßen.
In »Hawkeye« muss Jeremy Renner als müder Superheld seiner von Hailee Steinfeld gespielten wahrscheinlichen Nachfolgerin zur Seite stehen.
In der Arte-Serie »Das Seil« erkunden Astrophysiker das All, stoßen aber direkt vor der Haustür auf ein gleichwertiges Mysterium.
Dunkler Traum Hollywood: David Lynchs »Mulholland Drive«, frisch restauriert.
Wilde Horrormischung: Die DVD-Premiere »Malignant«.
Mal nicht »Der Himmel über Berlin «. . . Der kommt natürlich auch vor, aber der Fokus des Essaybuchs »Berlin Visionen« liegt nicht auf den Klassikern. Der Band nähert sich der Hauptstadt von ihrer schillernden Seite.
Mit dem Sound der Jugend: Francis Ford Coppolas »The Outsiders – The Complete Novel« in der 4K-Blu-ray-Sammleredition mit jeder Menge Bonusmaterial.
Zeitreisen und ein Horrorhase: Zum 20. Jubiläum in 4K restauriert: »Donnie Darko« von Richard Kelly.
Neuer Kinostart: 28.04.2022. Der abendfüllende Animationsfilm »Die Odyssee« versucht eine Annäherung an die Frage wie die Lebensgeschichte von Kindern erzählt werde kann, die paramilitärische Gewalt erleben.
Online, 14.– 27.2. – Das Japanese Film Festival ist ein Projekt der Japan Foundation mit dem Ziel, dem japanischen Film weltweite Aufmerksamkeit zu verschaffen. Zum 2. Mal gibt es ein Streamingangebot, das in insgesamt 25 Ländern übertragen wird. In Deutschland sind 15 Filme verfügbar, 6 davon auch mit deutschen Untertiteln. Zu den größtenteils aktuellen Filmen gehören unter anderem »It's a Summer Film« von Soushi Matsumoto und »Ito« von Satoko Yokohama.
Berlin, 9. – 17.2. – Seit 2015 findet parallel zur Berlinale ein Festivalprogramm statt, das Filmkritiker und Filmschaffende unterschiedlichster Positionen zusammenbringt und zu Vorträgen und Diskussionen rund um die Zukunft des Films einlädt. Dieses Jahr diskutieren unter anderem Georg Seeßlen, Simone Baumann und Nadav Lapid zum Fortschrittsdenken der Filmpolitik und Filmkultur. Zudem werden ästhetisch und kulturell außergewöhnliche Filme gezeigt wie »Love is a dog from hell« von Khavn de la Cruz, »Capitu and the Chapter« des Brasilianers Júlio Bressane oder ein aus 3 Filmen zum Thema Freiheit zusammengestelltes Programm der georgischen Regisseurin Dea Kulumbegashvili.
Anfang Februar zeigt das Kino Arsenal eine Filmreihe mit Werken von georgischen Filmschaffenden, darunter viele Debüts. Gekennzeichnet durch formalen Einfallsreichtum und der Beschäftigung mit der wechselhaften Geschichte des Landes zeigt sich der georgische Film in den letzten Jahren in einer erstaunlichen Blüte. Als Ergänzung gibt es im Februar auf der Streamingplattform Arsenal 3 noch eine Auswahl georgischer Filme aus den 20er bis 80er Jahren.
Eines der bedeutendsten Ereignisse der skandinavischen Filmbranche kehrt in die Kinos zurück, ergänzt um ein umfangreiches Online-Angebot. Um den Dragon Award für den besten nordischen Film konkurrieren dieses Jahr unter anderem »Lamb« von Valdimar Jóhannsson und »As in Heaven« von Tea Lindeburg. Weitere Kategorien im Wettbewerb sind der Kurzfilm sowie der »Ingmar Bergman International Debut Award«. Außerdem erhält Regisseur Luca Guadagnino (»Call me by your name«) den Ehrenpreis.
Kreativ und politisch hellsichtig: Wie sich ostdeutsche Filmemacherinnen mit ihren Erfahrungen in der DDR und vor allem nach der Wende auseinandersetzten, zeigt der Essayband »Was wir filmten«.
Klassiker & Geheimtipps: Christian Keßler über den Film noir.
Geheimnisse & Gerüchte: Neues vom Romy-Clan.
Joe Dantes »The Howling« setzte 1981 einen Trend in Sachen bepelzter Mondanheuler, es folgte, unter anderem, »The Howling 2« im Jahr 1985. Jetzt kommt als DVD-Premiere »Werewolves Within«.
Christian Schwochow verfilmt mit »München« den Robert-Harris-Roman über die diplomatischen Verhandlungen, die dem Begriff »Appeasement« seinen schlechten Ruf einbrachten. Ein veritabler Thriller.
Der amerikanische Horrorregisseur ist 2015 gestorben. Aber sein Erbe lebt weiter – in diesem Monat startet der fünfte Film der »Scream«-Serie. Wes Cravens beste Filme im Ranking von Marcus Stiglegger.
Thema
Der die Klassiker liebte: Im Januar ist Peter Bogdanovich gestorben. Norbert Grob erinnert an die Bedeutung des Kritikers und Regisseurs. Und an seine unvergängliche »Last Picture Show«.
Kenneth Branagh, Regisseur und Schauspieler, gilt als Inbegriff des »Britischen«. Vielleicht liegt es daran, dass er so viele Shakespeare-Stücke ins Kino gebracht hat. Jetzt startet sein persönlichster Film: Erinnerungen an eine Arbeiterjugend in Belfast. Zeit für eine Revision? Marion Löhndorf über Branaghs mehr als 30-jährige Karriere.
Wenn Engel erwachen... ist der Teufel los. Die Berlinale widmet ihre Retrospektive den schlagfertigen, selbstbewussten Hollywood-Komödiantinnen Mae West, Carole Lombard und Rosalind Russell.
Meldung
Saskia Rosendahl, 28, Schauspielerin, hat in knapp 10 Jahren eine eindrucksvolle Filmografie aufgebaut: »Lore«, »Wir sind jung. Wir sind stark«, »Werk ohne Autor«, »Mein Ende. Dein Anfang.«, »Fabian . . .« Aktuell ist sie in »Niemand ist bei den Kälbern« zu sehen.
Filmkritik
Ein schillernder Hybridfilm über junge Männer im ländlichen Argentinien zwischen Tradition und Moderne, der sich auch formal auf keinen Nenner bringen lässt und gerade dadurch fasziniert.
In heiterem Grundton erzählt der Australier JJ Winlove von einer demenzkranken Frau, die in einer kurzen Phase der Klarheit mal eben die Familie wieder zusammenführt. Das ist teils komisch, selten tragisch, immer vorhersehbar und am Ende belanglos.
1999. Zehn Jahre nach der Wende versucht Gudrun (Corinna Harfouch) in einem kleinen ostdeutschen Städtchen den Verkauf des ehemaligen DDR-Kinderheims zu verhindern. Ein Thema, das mehr Konzentration verdient hätte.
Allen Unkenrufen zum Trotz ist der American Dream nicht totzukriegen; denn wenn Richard Williams ihn nicht geträumt hätte, hätten es seine beiden Töchter Venus und Serena nicht an die Weltspitze des Tennis geschafft. Ein erfreuliches Sport-Biopic, in dem der Schauspieler in Will Smith endlich mal wieder was zu tun bekommt.
Dem iranischen Film gelingt das Kunststück, die politischen Obertöne in einem einfühlsam-stillen Drama über den Schmerz der Trauer erklingen zu lassen, während die überlegt konstruierten Bilder einer todtraurigen Wut Raum geben.
Paul ist 17, streift durch die Wälder, schaut gern in fremde Häuser hinein und stöbert in den privaten Dingen der Menschen herum. Es gibt ein Attentat und eine Leiche. Dem Regisseur Christian Schäfer gelingt mit einem hervorragenden Ensemble eine beeindruckende Mixtur aus Coming of Age und Alltagshorror.
Jules Vernes Abenteuerroman als kindlich-überdrehter Animationsfilm um ein Seidenäffchen und einen Frosch, die gemeinsam in die Welt ziehen und dabei sich selbst finden. Ganz charmant, aber auch schnell wieder vergessen.
Der Film folgt Vater, Mutter und Sohn einen Tag lang durch die aserbaidschanische Hauptstadt Baku. In langen, ruhigen Einstellungen erzählt er von Entfremdung und zwischenmenschlicher Kälte. Ein konsequentes, jedoch an seiner Kargheit beinahe erstickendes Langfilmdebüt.
Der bewusste Verzicht auf den moralischen Zeigefinger zugunsten von Zwischentönen und eine wohldosierte Prise Humor machen Kaouther Ben Hanias Film zu einer gelungenen Satire, die von einem herrlich widerborstigen Helden getragen wird.
Ein filmisches Coffee-Table-Book aus dem Nepal, das die Vielschichtigkeit des Landes auf pittoreske Landschaften und religiöse Bräuche reduziert.
Eine Hommage an die irische Heimat, ein unverhohlen subjektiver Blick auf den irischen Bürgerkrieg, mit den neugierigen und unvoreingenommenen Augen eines 9jährigen Jungen. Kenneth Branagh rekapituliert sein eigenes Coming of Age auf eine so warmherzige und berührende Weise, die man ihm nie zugetraut hätte.
Mit schmissigen Songs und mitreißenden Choreographien verfrachtet Lars Montag ein bisschen Bollywood nach Deutschland. Dabei bedient er leider auch viele Klischees.
Eine neuerliche Mordserie in einer kalifornischen Kleinstadt bringt Überlebende früherer Ereignisse mit heutigen Teenagern zusammen. Könnte einer von ihnen hinter der Maske des »Ghostface«-Killers stecken? Neuauflage des erfolgreichen »Scream«-Franchise von Wes Craven, die durchaus mit einigen Überraschungen aufwartet, aber letztlich ganz auf die Fans zugeschnitten ist.
Regisseurin Antonia Kilian hat einen offenen, intimen, aufschlussreichen und dabei erstaunlich poetischen Dokumentarfilm über eine junge Polizistin in der autonomen kurdischen Region Rojava gedreht.
Die letzten Stunden der christlich-jüdischen Familie Klepper, die sich im Dezember 1942 gemeinsam das Leben nimmt. In Szene gesetzt wird das historische Ereignis als gewagte Mischung aus Psychodrama, Horrorfilm und Kammerspiel, schwankend zwischen Abstraktion und Realismus, einnehmend und abstoßend zugleich. Im Ergebnis niederschmetternd.
Das sich über ein Jahr erstreckende Sterbedrama über einen Mann in den besten Jahren ist inspiriert von der Person und den Methoden eines authentischen Arztes, der, sich selbst spielend, gleichberechtigt neben den Stars Benoît Magimel und Catherine Deneuve auftritt, und entwickelt trotz dramaturgischer Fehltritte in seiner Konzentration auf die letzten Dinge, die im Angesicht des Todes zählen, hohe Intensität.
Moumouni Sonous dokumentarisches Langfilmdebüt porträtiert einfühlsam und auf Augenhöhe drei Sexarbeiterinnen aus Burkina-Faso, die mutig und mit weiblicher Solidarität untereinander als alleinerziehende Mütter ihr Leben meistern.
Der Spagat zwischen der Wahrung der Tradition und einem modernen Twist gelingt Lana Wachowski deutlich raffinierter als dem Gros der unvermeidlichen Reboots, Prequels und Sequels. Während sie in der Metaebene deren Sinn und Zweck spielerisch infrage stellt, bereichert sie das Ringen um Identität und Realität mit einer berührenden Orpheus und Eurydike-Liebesgeschichte.
Eine Mexikanerin sucht ihren verschollenen Sohn, der sie verließ, um in die USA zu gelangen. Der Debütfilm greift eine Reihe spannender, hochaktueller und brisanter Themen auf, bleibt jedoch inhaltlich zu vage und im Tonfall zu distanziert, um zu fesseln oder aufzurütteln.