DVD-Tipp: »Kin-Dza-Dza!« (1986)

Von der SU zum Planeten Pjuk

Ein Science-Fiction-Abenteuer, das ganz alltäglich damit beginnt, dass der sowjetische Vorarbeiter Vladimir Nikolaevich von seiner Frau zum Brotholen geschickt wird. Auf der Straße macht ihn der georgische Student Gedewan auf einen Mann aufmerksam, der wie ein zerlumpter Obdachloser aussieht, aber behauptet, ein Alien zu sein, und darum bittet, ihm die lokale Planetennummer zu nennen, damit er sich mit dem kleinen Gerät in seiner Hand wieder zurückkatapultieren kann. Kein Wunder, dass Vladimir und Gedewan Mühe haben, das ernst zu nehmen, und einfach mal forsch einen Knopf der seltsamen Fernbedienung drücken. Danach dauert es eine Weile, bis sie begreifen, dass die Wüste, in die sie katapultiert wurden, nicht auf der Erde liegt, sondern in der fernen Galaxie Kin-Dza-Dza, auf dem dünn besiedelten Planeten Pjuk. Die Bewohner dort verfügen nur über einen sehr eingeschränkten Wortschatz: Pepelats heißt Raumschiff, Gravitsappa ist ein für die Reise notwendiges Teil davon, Ecilop heißt die lokale Ordnungsmacht (Police rückwärts), und Kyu gilt als gesellschaftlich anerkanntes Schimpfwort. Darüber hinaus wird die Kommunikation im Wesentlichen mit dem Wort Ku! bestritten. Die einfache postapokalyptische Zivilisation beruht auf Tauschhandel, in dem das höchste Gut Streichhölzer sind, da deren Abrieb als Treibstoff fungiert.

»Kin-Dza-Dza!« ist eine aberwitzige und bisweilen auch enervierende Low-Budget-Science-Fiction, in der Fortbewegungsmittel wie aus rostigem Schrott zusammengeschweißte Tinguely-Skulpturen oder Fellini-Props aussehen und Gebäude wie Bunkerbauten aus dem retrofuturistischen Mad Max-Universum, während der zwischenmenschliche Umgang an den satirischen Dadaismus der Monty Pythons erinnert. Gedreht wurde das bizarre Werk Mitte der achtziger Jahre, in den letzten Zügen der Sowjetunion. Nach zunächst mäßigem Erfolg erlangte der Film Kultstatus, was neben der fantasievollen Sprachgestaltung und der erfinderischen Ausstattung vor allem der anregenden Elastizität der Interpretationsmöglichkeiten, als Kritik sowohl am Kapitalismus wie auch an der korrupten Mangelwirtschaft der Sowjetunion, zu verdanken ist.




VÖ: 29. Oktober 2021

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