Paramount+: »Landman«
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Es wächst und wächst, das Serienimperium des Taylor Sheridan. Während »Yellowstone« – vielfach als die meistgesehene Serie der letzten fünf Jahre beschrieben – dieser Tage zu einem Ende findet, schickt ihr Macher mit »Landman« seine inzwischen achte Produktion an den Start. Zwar gehört sie inhaltlich – anders als zuletzt etwa »1883« oder »1923« und demnächst »The Madison« mit Michelle Pfeiffer – nicht zum »Yellowstone«-Universum, doch ist auch diese Geschichte wieder ganz unverkennbar eine Sheridan-Schöpfung.
Statt in Montana, Oklahoma (»Tulsa King«) oder Michigan (»Mayor of Kingstown«) ist dieses Mal Sheridans Heimat Texas das Setting. Unweit von Midland-Odessa arbeitet hier Tommy Norris (Billy Bob Thornton) für einen der größten Ölkonzerne des Landes. Seine Aufgaben sind mannigfaltig: Er handelt Deals mit Drogenclans aus, für deren Land seine Firma die Nutzungsrechte besitzt, sichert Pachtverträge für die Ölfelder und verwaltet die Förderpumpen. Außerdem beaufsichtigt er die größtenteils aus Mexiko und Mittelamerika kommenden Arbeiter und ist vor allem immer dann der richtige Mann, wenn es irgendwelche Brandherde zu löschen gibt. Sei es im buchstäblichen oder im übertragenen Sinne.
Gleich in den ersten beiden Folgen, die es vorab zu sehen gab, ist Norris ein sehr gefragter Mann: Unglücke unterschiedlichster Art erfordern jede Menge Krisenmanagement, weswegen er unter anderem seinen zusehends nervöseren Boss Monty Miller (Jon Hamm) am Telefon und bald auch eine toughe Anwältin (Kayla Wallace) aus der Personalabteilung im Nacken hat. Auch familiär ist einiges los: Nochehefrau Angela (Ali Larter) wartet auf die Unterzeichnung der Scheidungspapiere, Sohn Cooper (Jacob Lofland) hat das Studium abgebrochen und auf dem Ölfeld angeheuert, und kurzfristig steht auch die 17-jährige Tochter Ainsley (Michelle Randolph) auf der Matte.
Familiendrama und Wirtschaftsthriller, dazu ein bisschen Westernromantik und Gesellschaftsporträt eines Amerikas jenseits der Küsten und Metropolen – fast alles, was man über »Yellowstone« sagen konnte, trifft nun auch auf »Landman« zu. Nur dass man hier tatsächlich auch einiges über die Strukturen und Mechanismen der Ölindustrie erfährt, diente Sheridan und seinem Mitstreiter Christian Wallace doch der fundiert recherchierte Podcast »Boomtown« als Vorlage und Inspiration, der sich mit dem Ölboom im texanisch-mexikanischen Grenzgebiet der letzten 20 Jahre beschäftigte.
Dass Sheridan in seinen Geschichten selten Langeweile aufkommen lässt, hat er schon oft bewiesen (auch wenn die Handlung hier weniger schnell eine sogartige Wirkung entwickelt), und mit Billy Bob Thornton verfügt er einmal mehr über einen Hauptdarsteller, auf den er sich verlassen kann. Als Figur mag sein Tommy Norris als kettenrauchender, sprücheklopfender Alkoholiker mit Cowboyhut, den nichts so umtreibt wie die Jungfräulichkeit seiner Tochter, arg überzeichnet sein. Man schaut dem Oscargewinner in der Rolle trotzdem gern zu.
Ob das auch für die Serie insgesamt gilt, hängt davon ab, wie viel Toleranz man mitbringt für all das, was Sheridan so zu lieben scheint. Countrysong und Sonnenuntergänge zum Beispiel, aber vor allem ein Männerbild, das sich an Kernigkeit und Machismo ergötzt und eigentlich keinen Raum lässt für Intellektualität, Sensibilität oder gar Schwäche. Dass darüber die Frauen oder auch People of Color ins Hintertreffen geraten, ist ebenfalls aus den meisten seiner Serien bekannt (»Lioness« oder »Lawmen: Bass Reeves« stellen erfreuliche Ausnahmen dar). Sei es die Ex-Frau oder die Tochter oder die Anwältin – sie alle erscheinen allzu zweidimensional und sogar mit einer guten Portion Abfälligkeit gezeichnet, während Demi Moore als Monty Millers Ehefrau in den ersten beiden Folgen noch kaum zum Einsatz kommt. Wer also Sheridans »Seifenopern für echte Kerle« schon bisher eher skeptisch gegenüberstand, dürfte vermutlich auch durch »Landman« nicht zum Fan werden.
OV-Trailer
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