Kritik zu Träume sind wie wilde Tiger

© Wild Bunch

Lars Montag lässt in seiner Familien-Culture-Clash-Komödie den ­Bollywood-Hype wieder aufleben – mit einem Zwölfjährigen als Star

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Die Anfang der 2000er-Jahre aufkeimende Bollywood-Euphorie ist merklich abgekühlt. Trotz der zur gleichen Zeit nach Deutschland gekommenen indischen IT-Experten gibt es nur wenig Berührungspunkte. In Verbindung mit Bollywood bieten die beiden Länder dennoch großartigen Stoff für eine Culture-Clash-Komödie für die ganze Familie, so zumindest dachten sich wohl die Macher von »Träume sind wie wilde Tiger«. 

In der Tat lassen sich die emotionalen Bollywood-Dramen hervorragend auch für ein jüngeres Publikum adaptieren:  Aus Liebesgeschichten werden komplizierte Freundschaften, Leidenschaft und Sehnsucht entwickeln natürlich auch Kinder, eine Liebe zu Tanz und Musik ist ohnehin generationsübergreifend. Wenn die Gags dann noch aus dem Bully Herbig Universum stammen – Comedy-Experte Murmel Clausen war am Drehbuch beteiligt –, die Filmsongs vom »Bibi & Tina«-Duo Ulf Leo Sommer/Peter Plate, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Tut es auch nicht. Allerdings kommt der Film über eine gut-gelaunte, knallbunte Unterhaltung nicht hinaus.

Der zwölfjährige Ranji (Shan Robitzky) ist entsetzt, als ihm seine Eltern eröffnen, dass die Familie nach Deutschland auswandert. Er will weder seinen geliebten und herrlich verrückten Opa Daada (Irshad Panjatan, der Häuptling aus Herbigs (»Schuh des Manitu«) zurücklassen, noch den von ihm angehimmelten Superstar Amir Roshan. Gerade in Deutschland angekommen, erfährt er auch noch, dass der Sänger jugendliche Darsteller für seinen neuen Film sucht. Für Ranji gibt es keine Zweifel: Er muss zum Casting. Erwartungsgemäß hat er bis dahin einige Hindernisse zu überwinden. Ranjis Vater, ein emsiger Finanzheini, hat wenig Verständnis für die Flausen des Sohnes, in der Schule wird er von einer fiesen Gang gemobbt und dann verschwindet auch noch sein Handy mit dem Bewerbervideo. Nach anfänglicher Ablehnung entdeckt er in seiner Klassenkameradin Toni (Annlis Krischke) eine energische Verbündete. Gemeinsam gelingt es ihnen, nicht nur ein neues geniales Bewerbervideo zu drehen, sondern tatsächlich nach Indien zu fliegen. 

Soweit der gut funktionierende Plot. Leider verlassen sich die Macher ganz auf schmissige Songs, Farben, Gags und ihre sympathischen Jungdarsteller. In die Tiefe gehen sie nicht. Trotz bester Absichten bedienen sie sich zahlreicher Klischees, die sie nicht zu brechen oder gar in einen neuen Kontext zu stellen vermögen. Dass die Fantasie, die Träumereien und die Kreativität Ranjis am Ende über die Zahlen und den Pragmatismus seines Vaters siegen, versteht sich von selbst.

Was inhaltlich an der Oberfläche bleibt, gelingt Regisseur Lars Montag (»How to Sell Drugs Online (Fast)«) mit seinem Team visuell durchaus in Szene zu setzen. Auf der einen Seite buntes Treiben in Mumbai, auf der anderen Seite nüchtern weiße, von vielen Quadern und Kanten markierten Bauten in Berlin. Musik, Tanz und Farben aber machen einfach gute Laune.

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