Sky: »The Day of the Jackal«

»Der Schakal« (Serie, 2024). © Carnival Film and Television

© Carnival Film and Television

Jäger und Gejagte

Als 1971 Frederick Forsyths Roman »Der Schakal« zum modernen Thrillerklassiker wurde, war es der französische Präsident Charles de Gaulle, auf den eine fiktive Terrororganisation den titelgebenden Auftragskiller ansetzte. Auch die bereits zwei Jahre später erfolgte Verfilmung durch Fred Zinnemann hielt für das Katz-und-Maus-Spiel mit dem ihn jagenden Ermittler an diesem Plot fest. Das 90er-Jahre-Remake mit Bruce Willis und Richard Gere verlegte das Ganze in die USA und machte die First Lady zum Ziel des Attentats. In der abermaligen Neuadaption »The Day of the Jackal« liegt die Sache nun ein wenig anders.

Passend zu den realen Machtverhältnissen in heutigen geopolitischen Strukturen wird der Schakal (Eddie Redmayne) nun engagiert, um einen milliardenschweren Techunternehmer vor sein Scharfschützengewehr zu bekommen. Ulle Dag Charles (Khalid Abdalla) plant, ein Programm auf den Markt zu bringen, das die weltweiten Finanzströme transparent machen und fragwürdige Geschäfte erschweren soll. Dass das nicht wenigen Big Playern schwer aufstößt, versteht sich von selbst.

Dass sich dieser Auftrag für den gemeinhin fehlerlos arbeitenden Killer schwieriger gestaltet als gewohnt, liegt allerdings nicht nur daran, dass Charles von seinem Securityteam besonders gut abgeschirmt ist. Sondern auch daran, dass nach der Erschießung eines rechtskonservativen deutschen Spitzenpolitikers (Gastauftritt Burghart Klaußner) die ehrgeizige britische MI6-Agentin Bianca (Lashana Lynch) hartnäckig seine Spur aufnimmt, auch gegen den Widerstand ihrer Vorgesetzten. Und dass der Schakal nebenbei auch noch ein Familienleben in Spanien inklusive Kleinkind und zusehends misstrauischer Ehefrau (stark: Úrsula Corberó) führt, erschwert seinen Job zusätzlich.

Trotz eines Szenarios, das kontroverse Wirtschaftsgrößen genauso umfasst wie weltweit angespannte politische Beziehungen, tappt die zehnteilige, von Ronan Bennett verantwortete Serie nicht in die Falle, mehr sein zu wollen als ein klassischer Agent*innenthriller. Was in diesem Fall ein Segen ist, denn frei von ideologischem Ballast und ganz ohne futuristisch angehauchten Hightechschnickschnack à la »Citadel« gelingt es »The Day of the Jackal«, sich ganz auf die Qualitäten des Genres zu konzentrieren – und vergleichbare Produktionen der jüngsten Zeit weit hinter sich zu lassen.

Verfolgungsjagden, paneuropäische Kulissen, mutmaßlich undichte Stellen innerhalb des Geheimdiensts – vieles, was hier aufgefahren wird, kommt einem bekannt vor, und der an 007-Vorspanne erinnernde Titelsong der britischen Soulsängerin Celeste tut sein Übriges. Doch so effektiv, geschickt konstruiert und spannend wurde lange nicht mehr aus der Spionage- und Auftragsmörder*innenwelt erzählt (trotz einiger unnötiger Schlenker in der zweiten Serienhälfte). Zu weiten Teilen liegt das an Redmayne, der als eiskalter, aber nie psychopathischer Antiheld im Zentrum in seiner Wortkargheit faszinierend expressiv ist. Fast noch interessanter ist seine von Lynch grandios gespielte Widersacherin, eine physisch wie psychologisch so komplexe und wahrhaftige Frauenfigur, wie sie nicht nur in Actiongefilden eine bedauerliche Ausnahme ist.

OV-Trailer

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