Film des Monats Februar: »Die Odyssee«
Wie kann die Lebensgeschichte von Kindern erzählt werden, die paramilitärische Gewalt erleben, Verfolgungen ausgesetzt sind, flüchten müssen und Menschenhandel erfahren? Der abendfüllende Animationsfilm »Die Odyssee« versucht in einer ungewöhnlichen Öl-auf-Glas-Animationstechnik eine Annäherung. In einem Skizzenbuch hat die jetzt erwachsene Kyona einen Teil ihrer Kindheit festgehalten. Sie blättert es für die Zuschauer*innen auf und erzählt von einer dramatischen und wechselvollen Odyssee, die in ihrem idyllischen Heimatdorf irgendwo in Europa beginnt. Als das Dorf von einer neuen Macht überfallen und verwüstet wird, fliehen Kyona und ihr Bruder Adriel mit den Eltern und dem Baby. Unterwegs werden die Geschwister von den Eltern getrennt und müssen sich nun allein durchschlagen. Kyona und Adriel lernen auf ihrer traumatischen Reise gefährliche, aber auch hilfsbereite Menschen kennen. Aber immer wieder ergeben sich neue bedrohliche Situationen, die die beiden zwingen, weiterzuziehen mit dem Ziel, in einen freien Staat ohne Verfolgung zu gelangen; ganz so, wie es die Eltern ursprünglich für die gesamte Familie geplant hatten.
Dem Film gelingt es, in märchenhafter Bildsprache hochaktuelle und schwere Themen wie Flucht, Vertreibung, Menschenhandel und Gewalt aus der Perspektive von Kindern zu erzählen. Die Öl-auf-Glas-Animationstechnik ermöglicht ein Wechselspiel von Fantasie und Realität: Auf das angstvolle Gesicht Kyonas folgt etwa das nächste Ziel der Odyssee. Die Namen und Handlungsorte sind frei erfunden, doch weiß jede*r Zuschauer*in, was und wer gemeint sein könnte. Der Film erzählt aber auch die alptraumhafte Geschichte von Kindern, die durch das Erlebte viel zu schnell erwachsen werden müssen. Mit seiner Erzählweise und der speziellen Animationstechnik wird »Die Odyssee« den geschilderten harten Kinderschicksalen gerecht. Aufgrund seiner Farbbrillanz und Raffinesse hinterlässt er zudem starke Emotionen beim Publikum.
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