08/2021

In diesem Heft

Tipp

Nordrhein-Westfalen, 20.7.-17.8. – Zum 23. Mal finden im Juli und August die Filmschauplätze NRW statt, ein Open-AirKinoprogramm, das sich über 19 Orte in NRW erstreckt. Filme und Orte sind dabei auf unterschiedliche Weise verbunden. Unter anderem läuft am 4. August die im Ruhrgebiet verfilmte Biografie von Hape Kerkeling »Der Junge muss an die frische Luft«.
Bonn, 12.8.-22.8. – Open-Air im Arkadenhof und im Stream startet die 37. Ausgabe der Internationalen Stummfilmtage. Unter den 21 gezeigten Kurz- oder Langfilmen befinden sich auch drei frische Restaurierungen aus dem Archiv des Deutschen Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt. Eine Digitalisierung des dänischen Melodrams »Der Präsident« von Carl Theodor Dreyer feiert zudem internationale Premiere.
Fünfseenland, 18.8.-31.8. – An verschiedenen Orten rund um die oberbayrische Kulturlandschaft Fünfseenland zeigt das Fünf Seen Festival jährlich Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus Mitteleuropa. Bei der 15. Ausgabe sollen gesellschaftlich relevante Thema in den Fokus rücken, beispielsweise durch eine Werkschau mit dem Motto »Multiple Perspektiven« sowie der neuen Filmreihe »Klima. Jetzt«
Berlin/Potsdam, 12.8.-22.8. – Das jüdische Filmfestival Berlin und Brandenburg ist das größte seiner Art in Deutschland. Als neue Sektionen gibt es dieses Jahr den Wettbewerb Dokumentarfilm sowie die Reihen »Deutsch-polnische Zeitreise« und »SERIAL FRESH: Series from Israel«. Eröffnet wird das Festival mit der queeren Komödie »Shiva Baby«, dem gefeierten Debüt der kanadischen Regisseurin Emma Seligman.
Weiterstadt, 11.8.-16.8. – Auf dem Grillplatz im Braunshardter Tännchen wird es dieses Jahr in Weiterstadt wieder ein umfangreiches Open-Air-Programm geben. Dabei sind Filme unterschiedlichster Stilrichtungen zu sehen. Ein weiteres Programmangebot gibt es in der Halle des Bürgerzentrums, darunter verschiedene Kurzfilme für Kinder- und Jugendliche.
Berlin, 5.8.-11.8. – Mit Indoor- und Outdoorveranstaltungen widmet sich das British Short Kurzfilmfestival dem unabhängigen jungen britischen Kurzfilm aller Genres. Ursprünglich für Januar geplant, wurde die 14. Ausgabe in den August verlegt, um auch dieses Jahr einen intensiven Austausch zwischen Publikum und Filmemacher:innen zu ermöglichen.
Für 14 Emmys nominiert: der erste große Erfolg für Apple TV+. »Ted Lasso« geht in die zweite Staffel
Die HBO-Max-Produktion »Love Life« will jeweils mit einer Figur im Zentrum deren Liebesleben bis zum Finden der »wahren Liebe« schildern. Den Auftakt macht Anna Kendrick als Darby
Ein Sammelband zeigt, dass über den UFA-Filmkonzern noch einiges zu sagen ist
In »The Tomorrow War« spielt Chris Pratt einen Veteranen und Biolehrer, der per Zeitsprung mit der eigenen Tochter die Welt retten will
Der Dokumentarfilm »Summer of Soul« bringt New Yorker Stadtgeschichte auf die Leinwand: Konzertwochen in Harlem im Sommer von 1969
Tom Schilling darf sich in »Ich und die Anderen« jeden Tag einen neuen Wunsch erfüllen. Es erweist sich als gut, dass er das so Erlebte einen Tag später schon nicht mehr erinnert
»CODA« ist das US-Remake eines französischen Erfolgsfilms: Ein Mädchen entdeckt sein Gesangstalent und gerät in Konflikt mit seiner gehörlosen Familie
Thomas Koebner über die Insel in Film und Literatur
Sentimental, aber unterhaltsam: über die Hollywoodschauspielerin, die Hüte tragen konnte wie keine andere
Die »Film-Konzepte« würdigen den ­Regisseur Roy Andersson
Anthony Hopkins und Olivia Colman brillieren als Vater und Tochter in Florian Zellers Adaption seines eigenen, gefeierten Bühnenstücks. Scheinbar konventionell erzählt, doch voller unerwarteter Wendungen und Brüche, versetzt der bewegende Film den Betrachter in die Wahrnehmung eines an Demenz erkrankten Mannes, der um seinen Verstand kämpft
Extreme Perspektive: Das Mediabook zu »Memoir of a Muderer« aus Südkorea
Duell auf der Straße: Die DVD-Premiere »Alone – Du kannst nicht entkommen«
Hochkomik: Die Special Edition zu »The Party« mit Peter Sellers
Das Nichtverstehen: Jutta Brückners »Ein Blick und die Liebe bricht aus« erhält eine DVD-Veröffentlichung in restaurierter Fassung
Ein Polizist und seine Harley: »Electra Glide in Blue« (Harley Davidson 344) jetzt auf Blu-ray erhältlich
Auch nach 37 Jahren noch urkomisch: »Clockwise – Recht so, Mr. Stimpson« mit John Cleese
Das Gesamtwerk auf Scheibe: 56 abendfüllende Animationsfilme von 1937 bis 2016: die limitierte Disney Classics Komplettbox präsentiert den Output des Maushauses

Thema

Er hat die Sex Pistols begleitet und ihren »Great Rock 'n' Roll Swindle« inszeniert, er hat die Achtzigerjahre in Musikvideos gegossen und dabei seinen ganz eigenen visuellen Stil entwickelt. Jetzt bringt Julien Temple einen Film über den Pogues-Sänger Shane MacGowan ins Kino. Andreas Rauscher porträtiert den Regisseur
Emmanuelle Devos ist eine der originellsten Schauspielerinnen des französischen Autorenkinos. Sie arbeitete mit Regisseuren wie Jacques Audiard, Alain Resnais, Arnaud Desplechin und sammelte Preise, auch im Theater. Bei uns kommen ihre modernen Frauenporträts leider zu selten an
Im Kino ist wieder Klassenkampf – nicht erst seit Bong Joon-ho dafür in Cannes die Goldene Palme bekam. Sascha Westphal über Filme im Aufstand
»Babylon Berlin«, »Berlin Alexanderplatz«, nun Dominik Grafs »Fabian«: Die Beschäftigung mit der Weimarer Republik ist ungebrochen. Gerhard Midding spürt der Mischung aus Faszination und Schrecken nach
Amos Kolleks Frauenporträt von 1997 feiert die Schönheit weiblicher Schwäche. Ein feministisches Unding als filmischer Glücksfall

Meldung

Mit ihrem Film über eine queere Serienkillerin hat Julia Ducournau sich auf dem Festival von Cannes gegen eine starke Konkurrenz durchgesetzt  
Anne Zohra Berrached, 38, Regisseurin, hat zwei preisgekrönte Spielfilme gedreht: »Zwei Mütter« und »24 Wochen«. Ihr neuer Film »Die Welt wird eine andere sein« lief auf der Berlinale und kommt am 12.8. ins Kino
Aus dem langjährigen »Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund|Köln« ist das »Frauen* Film Fest Dortmund+Köln« geworden – dieses Jahr größtenteils digital
Das Filmfest München startete punktgenau zur Wiederöffnung der deutschen Kinos, drinnen und draußen, mit reduziertem ­Programm, in dem die deutschen Filme wieder die wichtigste Schiene bildeten
Das Neuchâtel International Fantastic Film Festival, »The Swiss Event for Fantastic Film, Asian Cinema & Digital Creation«, zeigte in seinem internationalen Wettbewerb in diesem Jahr 14 Filme

Filmkritik

Unterhaltsames Porträt des Chaos Computer Club (CCC) von der Gründung im Jahr 1981 bis heute
Die burleske Komödie über eine Haushaltsschule, deren Betreiberin ins Fahrwasser des Mai '68 gerät, verliert sich trotz vielversprechender Besetzung in eine oberflächliche Parodie
Barry Alexander Browns Verfilmung der Autobiografie des weißen Bürgerrechtlers Bob Zellner ist mehr als ein konventionelles Biopic
Franka Potentes Regiedebüt birgt Schmalzpotenzial, entpuppt sich aber als besonnenes Drama mit einer überragenden Kathy Bates
Ein Fremder aus dem Osten kommt nach Polen und wird als Masseur in einer Gated Community zu einer Art Guru. Mischung aus Mysterythriller und Satire, politischer Parabel und lyrischem Essay
Die Erlebnisse der rüstigen Rentnerin Helen nach ihrem nicht ganz freiwilligen Umzug in eine Seniorenresidenz sind leider kaum je aufregender als der sonntägliche Tanztee im Heim. Dem hochkarätig-erfahrenen Ensemble um Ellen Burstyn wird das nicht gerecht
Anne Zohra Berrached beleuchtet erneut gesellschaftliche Fragen im Blick auf eine intime Paarbeziehung: Wie verändert sich nach einem einschneidenden Ereignis der Blick auf eine Liebesgeschichte?
Ohne eine Sentimentalität oder ein Klischee auszulassen, erzählt das Feelgood-Movie von einer walisischen Supermarktkassiererin, die ein Rennpferd züchtet und damit sich und ihrem Dorf neuen Mut schenkt. Nach einer wahren Begebenheit
Eine Clocharde (Catherine Frot) hilft einem geflüchteten Achtjährigen, die Mutter zu finden. Claus Drexel inszeniert die Suche als heikle Gratwanderung zwischen Märchen und Sozialdrama: mal kitschig, mal spannend und oft einnehmend
Der Dokumentarfilm begleitet mit imposanten Bildern das durch den Klimawandel bedrängte Leben und den gefährlichen Schulweg einer jungen Frau und ihrer Familie aus dem nordindischen Ladakh
In ihrer Langzeitbeobachtung geben Christoph Hübner und Gabriele Voss einzigartige Einblicke in den Profifußball am Beispiel dreier Sportler
Mit ihrem Debüt gelingt Prano Bailey-Bond eine akribisch durchkomponierte Stilübung, die den schmutzigen Look von Schmuddelvideos zur Kunstform erhebt
Nach einem Schicksalsschlag löscht sich Edee (Robin Wright als Regiedebütantin, Hauptdarstellerin und Produzentin) aus ihrem eigenen Leben und beginnt ein existenzielles Abenteuer
Eine Spurensuche nach der Filmpionierin Alice Guy-Blaché, die 1896 ihren ersten Film drehte. Interviewschnipsel und eine atemlose Montage versperren mitunter den Zugang
Die bewährte Mischung aus Geblödel und Drama, die Ed Herzogs Verfilmungen der Provinzkrimis von Rita Falk auszeichnet, ist auch beim siebenten Mal nicht langweilig
Chronik einer Katastrophe: Jasmila Žbanic schildert die unmittelbare Vorgeschichte des Massakers von Srebrenica aus Sicht einer Übersetzerin
Seicht dahinplätschernde Liebeskomödie um zwei eingefleischte Singles, die lernen müssen, die Angst vor den Risiken der Liebe zu verlieren
Der kleine Film aus Griechenland behandelt kaum mehr als das Schicksal eines Schneiders in der Krise wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Entwicklungen und ist doch ein tiefgreifendes Porträt von großer allgemeiner Bedeutung
Das Schreckensszenario eines gesellschaftlichen Umsturzes in Mexiko, der in Chaos und Gewalt mündet. Trotz bestechenden Stils und eindrucksvoller Bilder bleiben Michel Francos Beobachtungen aber allzu vage
Dominik Graf gelingt mit seiner Erich-Kästner-Adaption ein furioses Kinodrama, das mitten ins krisengebeutelte Berlin der Weimarer Ära hineinreißt und dabei relevante Bezüge zu heute herstellt
Kluger und respektvoller Dokumentarfilm über den Druck der Wirtschaft in einem kleinen Dorf – und den Widerstand dagegen
Lars Eidinger spielt den Stasimitarbeiter, der als letzter Mensch in der DDR hingerichtet wurde, 1981. Eindringliche Studie über Verstrickung und menschenverachtende Methoden
Pietro Marcello verlegt die Handlung von Jack Londons Roman vom San Francisco um 1900 in das Neapel des 20. Jahrhunderts. Er zeichnet das Porträt eines fiebrigen Autodidakten, der ungeahnten Erfolg als Schriftsteller feiert und spät entdeckt, dass ihm seine Ideale abhandengekommen sind. Zugleich gelingt ihm eine faszinierend eigensinnige, historisch wie stilistisch schillernde Zeitchronik
Sabine Derflingers dokumentarisches Por­trät der Ministerin und Feministin Johanna Dohnal erzählt ebenso viel über jetzt wie über gestern
Ein moderner Film noir, der die Welt als Höllenpfuhl zeigt. Guy Ritchie inszeniert mit kalter Präzision
Verstörend und verzaubernd: David Lowerys Artussagenverfilmung ist ganz großes Kino
Ein ehrlicher, unverkitschter Film über eine ungewöhnliche Romanze, der mit großem Selbstverständnis den Bordellalltag und eine lesbische Liebe in Szene setzt
Erneut nutzt Steven Soderbergh das Krimigenre, um von Korruption und Rassismus zu erzählen. Diesmal etwas zu trocken
Wie in den vorangegangenen Filmen des Franchises werden rasante Autoverfolgungsjagden zelebriert, aber auch der (groß-)familiäre Aspekt kommt nicht zu kurz. Perfektes Popcornkino
Der nett anzusehenden Neuverfilmung der Noël-Coward-Komödie »Blithe Spirit« aus den 1940er Jahren fehlt eine zündende Grundidee
Die Geschichte um einen Umzug, der zwei Freundinnen trennt, erzählt in schwebend leichten Momentaufnahmen von alltäglichen Enttäuschungen. Lyrischer Realismus des Regiebrüderpaars Ramon und Silvan Zürcher
Das Superheldinnenspektakel mit Scarlett Johansson als kühle Ex-Spionin und Florence Pugh als ihre burschikose Schwester ist Emanzipations- und Familiendrama. Witzig, klug und spannend
Mit ihrem Regiedebüt betritt die britische Schauspielerin Emerald Fennell das umstrittene Terrain des Rape-and-Revenge-Genres. In Teilen pointiert und treffend, ist ihr Film sehr daran interessiert, das Publikum am Ende etwas oberlehrerhaft mit den eigenen, problematischen Erwartungshaltungen zu konfrontieren
Anthony Hopkins und Olivia Colman brillieren als Vater und Tochter in Florian Zellers Adaption seines eigenen, gefeierten Bühnenstücks. Scheinbar konventionell erzählt, doch voller unerwarteter Wendungen und Brüche, versetzt der bewegende Film den Betrachter in die Wahrnehmung eines an Demenz erkrankten Mannes, der um seinen Verstand kämpft
Hausschwein Gunda und ihr ungefähres Dutzend Ferkel sind die Anker dieser in elegantem Schwarz-Weiß gefilmten Expedition ins Tierreich. Kossakovsky bringt uns dessen Bewohner auf nüchterne, doch neugierig-empathische Weise nahe, dabei hilft das Vertrauen seiner Protagonisten. Danach sieht das Fleisch auf dem Teller anders aus
Die bedächtige Komödie über das Zusammenraufen zweier denkbar unterschiedlicher Charaktere in einer tiefen Lebenskrise – einer kantigen Parfümeurin (Emmanuelle Devos) und ihres launigen Chauffeurs (Grégory Montel) – entwickelt neben den beeindruckenden Darstellern ihren speziellen Reiz aus der Ernsthaftigkeit, mit der über den Geruchssinn reflektiert wird
In diesem Dokumentarfilm wird nachgezeichnet, wie sich Politikerinnen in der Bonner Republik ihren Platz erkämpften, wobei neben Kurzporträts jener Pionierinnen ein Abriss der politischen Höhepunkte der Vorwendezeit skizziert werden
Eine Woche im Leben einer Familie, deren Mitglieder ganz unterschiedlich auf das erratische und aggressive Verhalten des von mehr und mehr von Demenz geplagten Familienpatriarchen reagieren. In seinem Regiedebüt lässt Schauspieler Viggo Mortensen seine ganz persönliche Erfahrungen durch die fiktive Erzählung des Films hindurchschimmern
In vier lose miteinander verbundenen Episoden dekliniert Mohhamad Rasulof (»Manuscripts Dont Burn, »A Man of Integrity«) das Tabuthema der Todesstrafe in seiner iranischen Heimat durch. Nicht Verurteilte, sondern Vollstrecker stehen im Mittelpunkt. Ihre ethischen Konflikte verhandelt der Drehbuchautor und Regisseur schillernd und nuancenreich

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