DVD-Tipp: »Alone«
Dass er die Gattung des knalligen Actionfilms beherrscht, hat John Hyams (Sohn von Peter Hyams) 2009 und 2012 mit seinen Beiträgen zur »Universal Soldier«-Filmreihe unter Beweis gestellt – dass er auch anders kann, konnten Besucher des Filmfests Oldenburg 2018 erleben, als dort seine Indie-Baseballtragikomödie »All Square« ihre deutsche Premiere erlebte. In seinem jüngsten Film verbindet er beides miteinander, »Alone« ist ein minimalistischer Thriller, ein Kammerspiel in der Weite amerikanischer Wälder und Landstraßen, das Remake des schwedischen »Försvunnen« (2011; deutsche DVD-Premiere 2012 als »Night Hunt«).
Der Umzug aus Portland in die Großstadt New York bedeutet für Jessica einen neuen Anfang, weg von ihrer behütenden Mutter und weg von einem Verlust: ihr Ehemann hat sich das Leben genommen (wie wir später erfahren). Auf der Landstraße lässt sie ein langsam fahrender SUV zuerst nicht vorbei und zwingt sie dann, angesichts eines entgegenkommenden Lkw, zu einem halsbrecherischen Manöver. Bei einem späteren Tankaufenthalt entschuldigt sich der Fahrer bei ihr, seine Begründung allerdings weckt Zweifel, so ist es verständlich, dass Jules bei ihrer nächsten Begegnung, als er auf der Landstraße von einer Panne spricht und sie bittet, auszusteigen und ihm zu helfen, es vorzieht davonzufahren. In der Nacht unterwegs, wähnt sie sich von dem Fahrer verfolgt, doch das erweist sich als Irrtum – sollte ihre Imagination überhandnehmen? Bis zur 28. Minute hält der Film die Schwebe, dann zeigt sich, dass Jessicas Befürchtungen nur allzu begründet waren. Der Rest des Films ist das Duell zweier Menschen, eines Täters, der über Leichen geht, offensichtlich nicht zum ersten Mal, und eines Opfers, das ahnt, was ihm blüht, wenn es nicht gelingt, diesem Mann zu entkommen. Es gibt keine großen Überraschungen (allerdings die Erkenntnis, dass der Täter ein Doppelleben führt), stattdessen eine präzise Spannungserzeugung durch bewährte Situationen und zwei Darsteller in Hochform.
VÖ: 25. März 2021
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