Nachruf: Richard Donner
Richard Donner
Prof im besten Sinn
Mit vier seiner Filme hat Richard Donner Hollywoodgeschichte geschrieben, und sie könnten unterschiedlicher kaum sein: der finstere Horrorfilm »Das Omen«, die Comicadaption »Superman«, das Kinderabenteuer Die Goonies und das Cop-Movie »Zwei stahlharte Profis«. Vier Klassiker, bei denen man gleichwohl viel Mühe aufbringen müsste, um wiederkehrende Motive im Sinne einer künstlerischen Handschrift zu entdecken. Auf derlei hat Richard Donner es allerdings nie angelegt. Er war ein klassischer Hollywood-Professional im besten Sinne, ein Handwerker, oder wie er einmal zu Mel Gibson sagte: »I am merely a traffic cop.«
Donner pflegte eine Freundschaft zu Steven Spielberg (der »Die Goonies« produzierte) und prägte mit »Superman« das von Spielberg und George Lucas etablierte Blockbusterkino der 70er Jahre. Doch mit seinem Werdegang stand er weniger der Filmschulenclique des »New Hollywood« nahe, sondern gehörte wie etwa Sidney Lumet und John Frankenheimer zu jener etwas älteren Regisseursgeneration, die ihr Handwerk beim Fernsehen gelernt hatte. Tatsächlich wollte der 1930 in New York geborene Donner ursprünglich Schauspieler werden. Bei einer TV-Produktion von Martin Ritt soll er sich jedoch so widerspenstig gezeigt haben, dass Ritt ihm dem Wechsel zur Regie empfahl. Donner folgte dem Rat und drehte zwischen 1960 und 1975 Dutzende Folgen so unterschiedlicher Serien wie »Verrückter wilder Westen« und »Einsatz in Manhattan«; für »Twilight Zone« inszenierte er mit »Nightmare at 20 000 Feet« eine der berühmtesten Folgen (1984 drehte George Miller mit John Lithgow ein großartiges Kino-Remake).
Dieser mühelose Wechsel zwischen den Genres bestimmte auch Donners Kinoarbeiten. Nach drei wenig erfolgreichen Filmen, darunter die bizarre Lolita-Geschichte »Der Amerikaner« (1970) mit Charles Bronson, gelang ihm 1976 der Durchbruch mit dem Welterfolg »Das Omen«, gefolgt von »Superman« (1978). Beide Filme sprangen auf bestehende Trends auf, wirkten aber dank ihrer präzisen, eleganten und atmosphärischen Inszenierung stilbildend. Ganz ähnlich war es bei »Die Goonies« (»Indiana Jones« für Kinder), Zwei stahlharte Profis (das ungleiche Cop-Duo) und der Westernkomödie »Maverick«: Donner griff bewährte Konzepte auf, die er dann mit einer Verve und einem menschlichen Touch inszenierte, die sie frisch und unverbraucht wirken ließen. Nicht umsonst genießt »Die Goonies« bei einer ganzen Kinogeneration Kultstatus.
Dennoch konnte Donner mit späteren Filmen wie »Fletchers Visionen« (1997) und »Timeline« (2003) nicht an die früheren Erfolge anknüpfen. Erst bei seiner letzten Arbeit lief er noch einmal zu Hochform auf: Der Echtzeitthriller »16 Blocks« (2006) mit Bruce Willis als versoffenem Cop und Mos Def als schnoddrigem Ganoven variiert auf spannende Weise das Buddy-Motiv aus »Nur 48 Stunden«. Stilprägend war auch dieser Film nicht mehr, doch wenn man seine besten Filme heute wiedersieht, denkt man: »They don’t make’em like that anymore.« Am 5. Juli ist Richard Donner im Alter von 91 Jahren gestorben.
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