Kritik zu Son of the South

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Nur auf den ersten Blick wirkt Barry Alexander Browns Verfilmung der Autobiografie und des Engagements des weißen Bürgerrechtlers Bob Zellner wie ein konventionelles Biopic

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Braucht es eigentlich ein Biopic über einen weißen, in Alabama aufgewachsenen Südstaatler, der sich in den 1960er Jahren der Bürgerrechtsbewegung angeschlossen hat? Gibt es nicht schon genügend andere Filme, die aus einer weißen Perspektive von den Protesten gegen die Rassentrennungen und vom Kampf gegen den Ku-Klux-Klan erzählen, Filme wie Alan Parkers »Mississippi Burning«? Diese Fragen schweben fortwährend über »Son of the ­South«, Barry Alexander Browns Verfilmung von Bob Zellners Autobiografie »The Wrong Side of Murder Creek«. Manchmal erwischt man sich tatsächlich bei dem Gedanken, dass die Geschichte Zellners, der 1961 als einer der ersten Weißen dem Student Non-Violent Coordinating Committee, kurz SNCC, beigetreten ist, vor allem ein weißes Publikum beruhigen soll.

Aber schließlich kommt ein Augenblick, in dem Brown diesen Gedanken und die Fragen, die ihm vorhergehen, adressiert. Der von Lucas Till gespielte Zellner ist als einziger Weißer bei dem Protestmarsch durch McComb, Mississippi, Anfang Oktober 1961 dabei. Weit über 100 schwarze Schülerinnen und Aktivisten haben an diesem Tag für ihre Rechte gekämpft. Dennoch konzentriert sich im Nachhinein die Berichterstattung in der »New York Times« auf Zellner, der in dem Bericht als Organisator und Initiator der Demonstration porträtiert wird.

Eine grobe Verzerrung der Ereignisse, über die Zellner entsetzt ist. Er hat zwar an dem Protest teilgenommen, stand aber nie in dessen Zentrum. Seine Entrüstung ist echt und erzählt mehr über ihn als die Augenblicke, in denen er die Initiative ergreift und sich gegen seinen Großvater, ein mächtiges Mitglied des KKK, oder gegen seine weißen Kommilitonen stellt. Letztlich ist Zellners gesamtes Handeln von einer überraschenden Naivität geprägt, die Lucas Till durch sein Auftreten und sein Spiel geschickt unterstreicht. Er bewegt sich fast schon wie ein Alien durch den US-amerikanischen Süden. Er bemüht sich, immer genau das Richtige zu tun, hat aber kaum ein Verständnis für die realen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse.

Seine Arglosigkeit nimmt einen sofort für Zellner ein. Zugleich macht sie es einem aber auch unmöglich, sich einfach mit ihm zu identifizieren. Dieser Zwiespalt hebt den von Spike Lee produzierten Film aus der Vielzahl gut gemeinter Filme über die Ära heraus. Aus einem Biopic über einen einzelnen jungen Mann wird ein Porträt des strukturellen Rassismus, den die Bürgerrechtsbewegung der 1960er nicht überwinden konnte. 

Wenn nicht einmal einer ihrer prominentesten weißen Akteure wirklich versteht, wie Schwarze selbst von den liberalen Medien marginalisiert werden, muss jedem klar werden, dass der offene Rassismus, dem Zellner entgegentritt, nur ein Teil des Problems ist. So wird aus einer auf den ersten Blick recht konventionellen Filmbiografie ein doppelbödiges Porträt einer Gesellschaft, die auch 60 Jahre später noch mit den gleichen strukturellen Ungerechtigkeiten zu kämpfen hat.

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