Buch-Tipp: Blaise Hofmann – Capucine

Being Capucine

Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt seines Gegenübers hineinzuversetzen, Gefühle und Handlungen anderer Menschen nachzuvollziehen. Im täglichen Leben ist das eine gewinnbringende Charaktereigenschaft. Für biografische Feldforschung taugt Empathie nur bedingt, jedenfalls, wenn man wie Blaise Hofmann versucht, sich in das innere seiner Heldin hineinzufühlen. Die Heldin ist Capucine, geborene Germaine Lefebvre, die als Model in Frankreich und als Schauspielerin in Hollywood Karriere machte und sich 1990 aus dem achten Stockwerk ihres Appartements in Lausanne stürzte. Das liest sich bei Hofmann so: »Ich bin dir nie begegnet, Capucine, ich habe nie unter dem gelitten, was dich zermürbte.«

Das gute alte Motto »Augen zu und durch« hilft bei der Lektüre. Der Wechselbalg aus Reportage und Roman ist ein bunter Bilderbogen (ohne begleitende Bebilderung) mit Schlaglichtern auf einzelne Filme Capucines (darunter Klassiker wie »Auf glühendem Pflaster« von Edward Dmytryk und »Der Rosarote Panther« von Blake Edwards) und auf ihre Freundschaften mit Hubert de Givenchy und Audrey Hepburn – eine zwar kuriose, aber durchaus unterhaltsame Lektüre. ­Eine verlässliche Biografie ersetzt Hofmanns Thema mit Variationen jedoch nicht. Auf die müssen Filmfreunde in aller Welt weiterhin warten, denn schließlich würden sie gern erfahren, wie und warum Capucine zum Ende ihres Lebens ausgerechnet in die ZDF-Serie »Blaues Blut« geraten ist.

 

 

Blaise Hofmann: Capucine. Unsere vergessene Hollywood-Ikone. Zytglogge Basel 2021. 200 S., Printausgabe 32 €, E-Book 24 €.

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