05/2014

In diesem Heft

Tipp

Volker Schlöndorffs TV-Version (1969) um Bertolt Brechts Dramen-Figur »Baal«, die innovativ von Rainer Werner Fassbinder verkörpert wird
McConaughey beharrt als selbstgerechter Staatsanwalt mit sturer Aggressivität auf Recht und Gesetz und reiht auch diesen selbstgerechten Eiferer in die Galerie seiner abgründigen Independent-Antihelden ein
am Mi 7.5., 23:15 Uhr, hr: Altmeister John Huston setzt seinen Zuschauern mit seinem im besten Sinne klassischen Agententhriller ein verwirrendes Rätselspiel vor
Vielfach preisgekrönt und lange als Oscarkandidat gehandelt: Das Regiedebüt von Ryan Coogler schildert einen Tag im Leben eines jungen Afroamerikaners – und seinen plötzlichen, gewaltsamen Tod

Thema

Jake Gyllenhaal sieht sich doppelt, und ­Maria Schrader will sich ­loswerden. Sind jetzt alle verrückt geworden? Georg Seeßlen über Wahn und Identitäts­krisen im Kino
Jahr für Jahr wird der endgültige Durchbruch der Webserien vorhergesagt, doch noch ­immer ist das Angebot so unübersichtlich, dass man nie weiß, welche Titel sich denn tatsächlich lohnen. Barbara Schweizerhof hat sich umgeschaut
In Hollywood ist es Mode geworden, Newcomern und Autorenfilmern Multimillionen-Budgets in die Hand zu drücken. In der Hoffnung, die würden dem durchkalkulierten Blockbusterkino neue Impulse geben. Andreas Busche meint: Das kann funktionieren
Es ist eigentlich die erfolgreichste Serie aller Zeiten. Jedenfalls die langlebigste. Seit fünfzig Jahren gibt es die Geschichten um den Zeitreisenden Doctor Who nun schon. Und es ist nicht zu spät einzusteigen
Unsere "Steile These" des Monats Mai

Meldung

Wenn der 71-jährige kanadische Regisseur David Cronenberg mit einem Film nach Cannes kommt, fällt ihm automatisch eine Favoritenrolle zu. Mit seinem neuen Film "Maps to the Stars" ist er bereits zum 5. Mal im Wettbewerb des Festivals vertreten. Ausgezeichnet wurde er allerdings zuletzt 1996 mit "Crash", wofür er den Spezialpreis der Jury erhielt.
goEast, das Festival des mittel- und osteuropäischen Films in Wiesbaden, reagiert auf die aktuellen Ereignisse und profiliert sich als Spiegel der Veränderung
Die Diagonale in Graz zeigte das Ganze Spektrum des österreichischen Films, vom Experimentellen bis hin zum Publikumsrenner

Filmkritik

Live. Die. Repeat. Tom Cruise kämpft in Doug Limans unterhaltsamen Timeloop-Actioner als unbeholfener Schreibtisch-Soldat mit Tentakel-Aliens und gegen sein eigenes Überleben
Ein komplexer Thriller, in dem sich um die Geschichte eines Mannes und seines Doppelgängers ein Netz aus Symbolen, Anspielungen und finsteren Ahnungen spinnt. Trotz fesselnder Atmosphäre versäumt die Verfilmung eines Romans von José Saramago, die Gefühlslagen seiner Figuren nachvollziehbar zu machen. Seine rätselhaften Bilder und vertrackten Denkfiguren aber wirken lange nach
Vom letzten Tag im Leben des jungen Afroamerikaners Oscar Grant, der an Neujahr 2009 von einem Polizisten erschossen wurde, erzählt der Debütfilmer Ryan Coogler in Form eines präzisen, zurückhaltenden Alltagsporträts
Ein Filmteam trauert um seine verstorbene Protagonistin, erfindet dann aber, wenn nicht die Liebe, so zumindest sein halbfertiges Melodram mit allerlei Tricks und Täuschungen neu
Auf der Europatournee der wiedervereinigten Muppets schleust ihr Tourmanager einen kriminellen Kermit-Doppelgänger ein, während der echte Frosch in einem sibirischen Straflager landet. Amüsant und turbulent, fehlt es dieser Fortsetzung an Herz
»Zulu« ist ein harter und packender Copthriller über drei Polizisten in Kapstadt. Forest Whitaker und Orlando Bloom sind herausragend
Sie consulten sich zu Tode: In diesem ambitionierten Laborversuch über globalisiertes Geschäftswesen war eigentlich mehr drin
Der Skiunfall des Sohnes, der die geschiedenen Eltern (Marilyne Canto, Olivier Gourmet) wieder zusammenführt, ist schon der größte dramatische Aufwand, den Marion Hänsel in ihrem Film »Zärtlichkeit« betreibt. Die Rückhol­aktion wird zu einem heiteren Parcours, der unbelastet ist von alten Verletzungen
Komödienleichtgewicht von Fred Schepisi (»Roxanne«) mit zwei hinreißenden Hauptdarstellern: Juliette Binoche und Clive Owen liefern sich einen amüsanten Wettstreit Bilder gegen Wörter
Sehr nüchtern angelegter Dokumentarfilm über moderne Überwachungsmethoden und pathologische Technikparanoia. Gerade der sachliche Tonfall macht die Schilderungen gleichermaßen faszinierend und beunruhigend
Jennifer Baichwal und Edward Burtynsky haben einen produktionstechnisch wie ästhetisch großen Dokumentarfilm gemacht, der sich mit dem vielleicht wichtigsten Stoff der nächsten Jahrzehnte beschäftigt: dem Kreislauf des Wassers und seiner Ausbeutung durch den Menschen
Eine Frau konstruiert Weiblichkeit: In seinem gut gespielten Amnesiedrama bürstet Autorenfilmer Jan Schomburg postmoderne Gender-Theorien gegen den Strich
Ein Kleinkrimineller flüchtet vor einem Syndikat, dem er Geld schuldet, und landet bei einem alten Psychoanalytiker, der keinen Frieden mit seiner Vergangenheit schließen kann. Das klingt fast wie der Anfang eines misslungenen Witzes. Doch in Benjamin Heisenbergs wunderbar unkonventioneller Komödie »Über-Ich und Du« gelten andere Regeln
Wally Pfister entwirft eine klassische Angstphantasie der technologieverliebten Gesellschaft, verfranzt sich aber in immer neue Steigerungsformen der vielversprechenden Grundidee. Enttäuschendes Regiedebüt des Christopher-Nolan-Kameramanns
In seinem zweiten Spielfilm »Stereo« entfesselt Maximilian Erlenwein zusammen mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu ein labyrinthisches Spiel mit Identitäten, einen finster brütenden Psychotrip, in dem mit dem Helden auch der Zuschauer um existentielle Orientierung ringt
Ein Vater-Sohn-Film zur männlichen Midlife-Krise, in dem Frauen nur als Mama oder Pornoweibchen vorkommen. Dabei werden bewährte Genrerezepte so grob eingesetzt, dass die Annäherung an die nicht unbedingt spontan sympathischen Figuren schwerfällt
»Die Schöne und das Biest« ist ein Remake des alten Märchens mit tricktechnischem Furor, aber ohne inhaltliche Relevanz oder erzählerische Innovation
Die Ehefrau befreundet sich mit den Liebhaberinnen ihres Mannes, um Rache zu üben: Trotz namhafter Besetzung mit Cameron ­Diaz, Leslie Mann und Nikolaj Coster-Waldau eine missratene Komödie
Nach dem Schlaganfall der Mutter müssen die erwachsenen Kinder sich kümmern – und neu definieren. Marcel Gisler macht aus einer weit verbreiteten Lebenserfahrung eine feine Charakterstudie über Identität und Gelingen
Als Regisseurin und Hauptdarstellerin mit tunesischen Wurzeln lotet Reem Kherici in ihrem Regiedebüt den Clash der Kulturen zwischen Pariser Modeszene und marokkanischem Landleben aus, setzt das persönlich motivierte Thema jedoch albern, oberflächlich und klischeehaft um
Das magische Haus erinnert uns an unsere Kinderträume und lässt die alten Spielsachen lebendig werden, die man heute vergeblich in den technologisierten Kinderzimmern sucht. Belgischer Animationsfilm in 3D
Eine Frau vermutet aufgrund eines mitgehörten Telefongespräches, dass ihr Mann sie betrügt. Der zweite Spielfilm der türkischen Regisseurin Asli Özge erzählt von der Entfremdung in sorgfältig komponierten Bildern
Ein alter Jude und Holocaust-Überlebender begibt sich auf eine schmerzvolle Reise zu sich selbst: Mit angemessenem Pathos, aber auch mit Charme und Witz behandelt »Der letzte Mentsch« ein todernstes Thema
Nach dem Roman von Joyce Maynard schildert Jason Reitman die unwahrscheinliche, aber trotzdem ergreifende Liebesgeschichte zwischen einer zurückgezogen lebenden Frau (Kate Winslet) und einem entflohenen Sträfling (Josh Brolin)
Ein katholischer Priester, der in der Provinz ein Jugendheim leitet, kämpft mit den eigenen homosexuellen Neigungen. Kein politisches Statement, sondern eine emotionale Tragödie, die vor allem durch ihren sensiblen Erzählton und die poesievolle Bildsprache überzeugt
Ein kleiner, großartiger Film über die Punkszene in Belfast, über Mut und Durchsetzungskraft und einen Mann, ohne den es nicht möglich gewesen wäre
Aus beengten Verhältnissen kommend, macht die junge Rafina eine märchenhafte Karriere als Model. Doch was als Geschichte einer Befreiung von tradierten Rollenbildern gedacht ist, erzählt tatsächlich davon, wie eine Frau erneut zum Objekt männlicher Fanta­sien gemacht wird
Im dritten Teil von Cédric Klapischs vergnüglicher Langzeitbeobachtung verschlägt es die ehemaligen Erasmusstudenten Romain Duris, Cécile de France und Kelly Reilly nach New York. Die Funken sprühen zwischen ihnen nicht ganz so wie in Barcelona und St. Petersburg; Charme besitzt diese Etappe dennoch
Ein Naturforscher stößt in einem unwegsamen Waldgebiet auf Dämonen: Regisseur Lorenzo Bianchini hat eine Bildsinfonie in Sachen Furcht, Tod und Wahnsinn inszeniert. Ein kleiner, feiner Geisterfilm, der an die Bildpoesie eines Mario Bava erinnert
Ein CIA-Agent erfährt, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hat. Die möchte er mit seiner Tochter verbringen. Doch dann kommt ihm ein Auftrag dazwischen. Die Luc-Besson-Produktion erinnert zwar an die »Taken«-Filme, doch triumphieren die Emotionen des Melodrams über die Kinetik des Actionkinos
Der Film verwebt verschiedene Comicgeschichten der 60er Jahre zu einem dichten Plot in dem wenig Zeit für die Charakterisierung der Comicfiguren bleibt. In der Umsetzung der artistischen Kämpfe des Spinnenmanns zwischen den Wolkenkratzern Manhattans entfaltet er jedoch die ästhetische Wucht, die man aus den Comicvorlagen kennt
Im Chicago der Zukunft wird der innere Frieden gesichert, indem die Menschen auf der Basis ihrer charakterlichen Eignung in fünf Fraktionen eingeteilt werden. Veronika Roth hat in ihrer Jugendroman-Trilogie ein interessantes und komplexes Zukunftsszenario entworfen, für das Regisseur Neil Burger eine gute Balance zwischen Romantik, Action, Thriller-Elementen und philosophisch-metaphorischem Subtext findet

Film