Kritik zu Zulu

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Die Wunden der Apartheid: Jérôme Salles packender Copthriller schickt Forest Whitaker und Orlando Bloom in den Kampf gegen eine neue Drogenmafia

Bewertung: 4
Leserbewertung
3.5
3.5 (Stimmen: 2)

Traumatische Bilder, gleich zu Beginn: Ein Halbwüchsiger muss mitansehen, wie sein Vater beim »Necklacing« verbrennt, einer grausamen Form der Lynchjustiz, die in den 80er und 90er Jahren in den südafrikanischen Townships praktiziert wurde. Diese Bilder, eher angedeutet als gezeigt, werden den Jungen nicht mehr loslassen, ihn für alle Zeit prägen. Eine elegante Überblendung und 35 Jahre später rennt Ali Sokhela immer noch gegen Gewalt und Ungerechtigkeit an. Schmerz und Verbitterung sind dem Cop ins Gesicht geschrieben, das ganze Leid eines zerrissenen Landes, wenn man so will, und Forest Whitaker macht daraus wieder eine beklemmend intensive schauspielerische Erfahrung.

Der Film beginnt jetzt noch einmal von vorn: Als wär’s eine typische Krimiserie, wird Ali an den Schauplatz eines Verbrechens gerufen. Eine junge Frau ist ermordet worden, eine Weiße aus besseren Verhältnissen, und Ali soll den Fall gemeinsam mit seinen Kollegen Brian Epkeen (Orlando Bloom) und Dan Fletcher (Conrad Kemp) aufklären. Ganz gewöhnliche Polizeiarbeit also, die, wenig überraschend, größere Schandtaten und komplexere Zusammenhänge ans Licht bringen wird. Um neue Drogen und alte Seilschaften wird es dabei gehen, um knallharte Kapitalinteressen und, immer noch, um das Gegeneinander von Schwarz und Weiß.

Jérôme Salle, bislang eher bekannt für stylische Action à la »Largo Winch«, wagt mit »Zulu« etwas sehr Seltenes: einen politischen Thriller, der kein Politthriller ist. Das Thema Apartheid ist zwar in sämtliche Verästelungen des auf einem Roman von Caryl Ferey basierenden Skripts eingewoben, in den Vordergrund aber tritt es nicht. Die Historie Südafrikas, die Unterdrückung, der Rassismus, die Gewalt – alles spürbar als konstituierende Faktoren einer Welt voller extremer Gegensätze. Dass der Film dies aber so beiläufig erzählt, ohne je in einen anklagenden Gestus zu verfallen, macht ihn zu einem profunden Stück Kino. Der Franzose Salle schaut zwar mit neugierigem und erstauntem Blick auf dieses Land, er maßt sich aber nicht an, es erklären zu wollen.

Vor diesem Hintergrund spielt sich ein eher klassischer Copthriller ab, hart, düster und bisweilen sehr gewalttätig. Die Geschichte erinnert ein wenig an »L.A. Confidential«, wobei der Hollywood-Glamour durch Township-Tristesse ersetzt wurde und der kühle Rückblick durch eine nüchterne Bestandsaufnahme. Drei Cops stehen im Zentrum, drei Männer mit sehr unterschiedlichen Methoden und Mentalitäten. Ali, besonnen, humorlos, immer im Dienst, hat außer seiner Mutter und seiner Arbeit nichts, wofür es sich zu leben lohnte. Brian, von seiner Scheidung aus der Bahn geworfen, lebt in einer Wolke aus Rausch und bedeutungslosem Sex und scheint nichts mehr ernst zu nehmen (Bloom überrascht positiv mit einer Mischung aus Coolness und Loser-Attitüde). Und Dan, sonnig, nett, tapfer, hält den beiden kaputten Kollegen so etwas wie Normalität und Optimismus entgegen – in einem gnadenlosen Kosmos wie diesem womöglich nicht die besten Voraussetzungen für ein langes Leben.

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