Salzgeber
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Das queere französische Kino erzählt schon seit beinahe 40 Jahren von Strichern und ihrer Einsamkeit. Camille Vidal-Naquet bricht in seinem Spielfilmdebüt »Sauvage« mit den gängigen Klischees und zeigt uns ganz im Sinne von Camus' Sisyphos-Auslegung einen »Rent Boy« als glücklichen Menschen
Sicherlich keine Filmkunst, aber bei »Der marktgerechte Patient« handelt es sich um einen inhaltsreichen, leidenschaftlichen und aktuellen Agitationsfilm gegen die Ökonomisierung des Gesundheitswesens
Christophe Honoré rekonstruiert das schwule Lebensgefühl im Frankreich der 90er als komplexes Geflecht von Freundschafts- und Liebesbeziehungen, völlig unsentimental und deshalb umso berührender: »Sorry Angel«
Ruth Beckermann analysiert mit Originalmaterial die Waldheim-Kontroverse von 1986. Ihr Essayfilm »Waldheims Walzer« gleicht einer Zeitkapsel, die jedoch viel über die aktuellen politischen Entwicklungen erzählt
Sergei Loznitsa entwirft in 13 Episoden ein Kaleidoskop der verheerenden Folgen eines immer noch wütenden Konflikts. Willkür und Rechtlosigkeit, Korruption und Gewalt, Lug und Trug schildert er in meist realistischen, manchmal ins Groteske überzeichneten Begebenheiten, die den Krieg ebenso wie den Alltag zeigen und mit großer Klarheit den Ausnahmezustand und seine Folgen analysieren: »Donbass«
Ein aus Syrien geflohener Aktivist will durch einen »Mr. Gay Syria«-Wettbewerb ein Zeichen gegen die Homophobie in der arabischen Welt setzen. Die Filmemacherin Ayşe Toprak unterstützt ihn zwar, aber ihrer Dokumentation fehlt der kämpferische Optimismus, den sie eigentlich porträtieren will
Auf das »Landstück« folgt, logischerweise, das »Seestück«: Volker Koepp durchmisst den Ostseeraum vor dem Hintergrund geopolitischer Verschiebungen und ökologischer Entwicklungen mit Beobachtungen zwischen Idiosynkrasie und Biografie
Bestandsaufnahme jüdischen Lebens im heutigen Berlin, die nachvollziehen will, wie vererbtes Holocaust-Trauma und eine Gegenwart, die sich der Aufarbeitung verpflichtet fühlt, miteinander verzahnt sind. Allzusehr dem Atmosphärischen erliegend kommt das Unterfangen dann aber über eine willkürlich anmutende Sammlung von Impressionen und Anekdoten kaum einmal hinaus
Annekatrin Hendels Dokumentarfilm »Familie Brasch« ist zuerst eine Chronik: der Versuch, die verwickelten Verhältnisse in einer durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts verworfenen, deutschen Familie zu ordnen, im Spannungsfeld zwischen Kultur und Politik
Juliana Rojas und Marco Dutra vermischen auf wunderbar leichthändige Weise Politisches und Poetisches. Das Horrormärchen um einen Werwolfjungen und seine beiden Mütter besticht dabei vor allem durch Rui Poças fantastische Bildkompositionen, die das Kino der 40er Jahre zitieren und doch fest in unserer Zeit verankert sind