Raimund Gerz

Filmkritiken von Raimund Gerz

Ein zweijähriges Mädchen, das verlassen im Park steht, wird vom Besitzerpaar eines Kleinzirkus aufgenommen: Um diesen schmalen erzählerischen Kern gruppieren Tizza Covi und Rainer Frimmel in ihrem halbdokumentarischen Film »La Pivellina« (Die Kleine) Bilder vom Leben am Rand der italienischen Gesellschaft
Bankräuber und Marathonläufer als zwei Seiten einer Obsession – Benjamin Heisenberg verdichtet in »Der Räuber« die Geschichte eines österreichischen Verbrechers zu einer temporeichen existenzialistischen Parabel
Die Grabeskirche in Jerusalem beherbergt Vertreter vieler christlicher Konfessionen. Dass sich das religiöse wie menschliche Nebeneinander nicht immer konfliktfrei gestaltet, zeigt der zurückhaltend beobachtende Dokumentarfilm »Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen« von Hajo Schomerus
Ein buddhistisches Kloster irgendwo im Grenzgebiet von Thailand und Birma: Der Dokumentarfilm »Buddha's Lost Children« von Mark Verkerk zeigt in opulenten Bildern, wie ein Mönch Söhnen verarmter Bauern auf ihrem Lebensweg hilft – mit aus westlicher Sicht bisweilen fragwürdigen Methoden
Politisch korrekt und durchaus differenziert, doch allzu didaktisch nimmt sich John Sayles in »Casa de los babys« des Themas Mutterschaft in unterschiedlichen sozialen Kontexten an
Martin Hoffmann begleitet den Dolpo Tulku, das wiedergeborene geistliche Oberhaupt der Dolpo-Region, auf dem Weg in seine Heimat im nepalesisch-tibetischen Grenzgebiet. Das Roadmovie mit Fußgängern bietet Einblicke in eine entlegene Kultur, hätte aber ein wenig informativer ausfallen können
Drei an Leukämie erkrankte Kinder und ihre Angehörigen stehen im Mittelpunkt des Films. Die Dokumentation »Seelenvögel« von Thomas Riedelsheimer berichtet nicht über die Krankheit, sondern über den Umgang mit ihr und wirkt dabei allzu distanziert und ausgewogen
In einem musikalischen Bilderbogen zeigt Mika Kaurismäkis Dokumentation »Sonic Mirror«, wie der legendäre Schlagzeuger Billy Cobham sein Credo von der identitäts- und kommunikationsstiftenden Kraft der Musik umsetzt
Die Komödie um die Rückkehr eines verlorenen Sohnes in die nordspanische Provinz bewahrt sich, trotz einiger Längen und einer allzu konservativen Botschaft, einen anarchischen Charme: »Susos Turm«
Die Mischung aus Dokumentar- und Spielszenen in »Fräulein Stinnes fährt um die Welt« beeindruckt als unterhaltsamer Bilderbogen über eine Zeit, als die Bilder und das Auto laufen lernten und wechselseitig die Faszination füreinander entdeckten