Kritik zu Dolpo Tulku

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2009
Original-Titel: 
Dolpo Tulku – Heimkehr in den Himalaya
Filmstart in Deutschland: 
07.01.2010
L: 
101 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Eindrücke von einer wahrhaft entlegenen Kultur bietet Martin Hoffmann in seiner Dokumentation über den »Amtsantritt« eines spirituellen Oberhaupts, aber keinen neuen Beitrag zur unendlich scheinenden Reihe der Mongolei- und Tibetfilme

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»Ich trage eine große Verantwortung für das Dolpo… Manchmal weiß ich nicht, ob ich dem gewachsen bin«, sagt der 26-jährige Sherap Sangpo, der im Alter von zehn Jahren als Reinkarnation des Dolpo Tulku, des höchsten geistlichen Führers der Region, erkannt wurde. Nach langen Studien in buddhistischen Klöstern Indiens und Nepals macht er sich mit dreißig weiteren Mönchen auf den Weg in seine Heimat, um das bedeutsame Amt zu übernehmen. Seine Heimat ist das Dolpo, eine der isoliertesten Gegenden der Welt, im nordwestlichen Nepal nahe der Grenze zu Tibet gelegen. Im oberen Dolpo, der um die 4.000 Meter hohen Kernregion, leben etwa 5.000 tibetischstämmige Menschen. Da die Region nur zu Fuß zu erreichen ist und während einer 20-jährigen Besuchersperre vollständig abgeschottet war, blieb sie weitgehend unbeeinflusst von fremden Kulturen. Kehrseite dieser Autarkie ist ein extrem karges Leben, dem selbst die einfachste medizinische Versorgung fehlt. Mehr als die Hälfte der Neugeborenen stirbt kurz nach der Geburt.

Der Dokumentarfilmer Martin Hoffmann hat den Dolpo Tulku begleitet – vom südindischen Namdroling Kloster, wo er mit Laptop und Handy die Errungenschaften der technisierten Welt genoss, bis ins obere Dolpo, wo die Menschen nicht einmal über Elektrizität verfügen. Die oft faszinierenden Bilder (Kamera: Thomas Henkel) von sattgrünen Tälern vor gigantischen Gebirgsmassiven sowie von religiösen Ritualen, unterlegt mit folkloristischen Klängen, verstellen dabei zuweilen den Blick auf die Lebensbedingungen der tiefreligiösen Menschen, die den Dauerregen in der ansonsten trockenen Region auf das segensreiche Wirken des neuen geistlichen Oberhaupts zurückführen. Hoffmann lässt den kleinen, bescheidenen und stets heiteren Mann häufig zu Wort kommen. Der Dolpo Tulku äußert sich offen zu seinen zwiespältigen Gefühlen angesichts der ihm per Wiedergeburt zugedachten Rolle und empfindet das große Vertrauen, das ihm die Menschen entgegenbringen, als eine schwere Bürde. Einst auch deswegen ins Kloster gegangen, um der schweren Arbeit als Bergbauer zu entfliehen, fügt er sich nun seiner Bestimmung. Und die ist für ihn religiöser wie politischer Art: Ohne die Unterweisung durch den Buddhismus würde »die Selbstverständlichkeit, an das Wohl der anderen Menschen zu denken«, verloren gehen. Zugleich gelte es, das »moderne Wissen« zu verbreiten, Schulen, ein Krankenhaus und Straßen zu bauen. Den Kindern schärft der Dolpo Tulku ein, an wen sie beim Lernen besonders denken sollen: an die Eltern, an die Lehrer und an die Sponsoren. Was die Bildung angeht, hat die Gegenwart also schon einen Fuß in der Tür.

Dass sich Hoffmann als Interviewpartner zurückhält und seinen Kommentar auf wenige eingeblendete Texte beschränkt, spricht für seinen Respekt vor der Person des Dolpo Tulku und seiner Kultur. Für den Zuschauer wären ausführlichere Informationen zu den politischen und kulturellen Besonderheiten der Region und ihrer Bewohner allerdings gelegentlich wünschenswert.

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