Alexandra Seitz

Filmkritiken von Alexandra Seitz

Herausragendes Horror-Drama in der Pampa: Aussteiger-Ökobauern aus Frankreich treffen auf alteingesessene galizische Viehhalter; Weltbilder prallen aufeinander und statt nach der Gemeinsamkeit zu suchen, wird die Kontroverse zugespitzt. Gewalt steht gegen Moral und einmal mehr wird das wilde Tiere von der Zivilisation nur eben gerade noch in Schach gehalten.
Titina war der Name der Terrierhündin, die gemeinsam mit dem italienischen Luftschiffbauer Nobile und dem norwegischen Entdecker Amundsen 1926 den Nordpol überflog. Næss erzählt dieses Abenteuer in ihrem Animations-Langfilm-Debüt unaufgeregt, in klaren Farben, warmherzig und mit viel Humor. Und immer hat sie dabei noch Zeit, ins Surreale auszufliegen.
Drei frisch gebackene Abiturientinnen fahren nach Italien, um die Freiheit zu genießen. Der »Ernst des Lebens« kommt nach einer Reifenpanne aber schon deutlich früher. Mit leichter Hand inszenierter Coming-of-Age-Film, der der Schwere des Themas gerecht wird.
Ein junger Staatsanwalt aus einer Großstadt scheitert in einer entlegenen anatolischen Kleinstadt an knochenharten korrupten Strukturen und ein wenig auch an seiner eigenen Selbstüberschätzung. Ein weiteres herausragendes Werk des herausragenden türkischen Filmemachers Alper, analytisch, spannend, unheimlich und brandaktuell.
Eine Familie besucht eine andere Familie, die sie im Urlaub kennengelernt hat. Rasch stellt sich heraus, dass diese Leute doch nicht so nett sind, wie man dachte. Tafdrup nimmt sich die höfliche Konvention vor, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und denkt die Möglichkeit des bösen Spiels mit kalter Grausamkeit zu Ende. Ein Horrorfilm in der Tradition von Michael Hanekes »Funny Games«, auch wenn der das vermutlich eher nicht so sehen würde.
Aus dem experimentierfreudigen One-Night-Stand eines verheirateten, schwulen Mannes mit einer ungebundenen, jungen Frau entwickelt sich ein schmerzhaft verknotetes Liebestriangel, das keinen der Beteiligten am Ende unbeschadet lässt. Hervorragend gespieltes, ökonomisch inszeniertes Beziehungsmelodram mit leisem empathischen Humor.
Eine Versuchsanordnung in einem Berliner Hinterhof, der überall sein könnte. Abgeriegelt von der Außenwelt und konfrontiert mit diffuser Bedrohung gerät die Mietgemeinschaft unter Druck. Wer einander misstraut, kann nicht gemeinsam stark sein – und sich erst recht nicht zur Wehr setzen. Nüchtern-bittere Gegenwartsanalyse vermittels sehenswerter Schauspielerei.
Der neunte Film der Reihe, die Ed Herzog seit 2013 nach den Heimatkrimis von Rita Falk adaptiert. Tiefenentspannt und hemdsärmelig geht es zu, wenn sich dem Eberhofer Franz, Dorfsheriff von Niederkaltenkirchen, die niederbayrische Provinz mal wieder von ihrer finsteren Seite zeigt.
Kontakt mit dem Jenseits aufzunehmen, ist kein Partyspiel, wie die jugendlichen Protagonist:innen in diesem zünftigen Horrorfilm auf die harte Tour lernen müssen. Denn guter Rat ist teuer, als einer der ihren drüben hängen bleibt und Rettungsversuche nur immer weiteren Schrecken heraufbeschwören. Und in höchstem Maße verdient ist der Lobpreis, der diesem Debüt vorauseilt.
Ein angemessen turbulent in Szene gesetztes Kostüm-Liebes-Künstlerdrama über die Amour fou zwischen Alma Mahler und Oskar Kokoschka, zwei bedeutenden Persönlichkeiten der Wiener Kunstszene, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufeinander trafen. Gewaltig stoben die Funken und lange wollte das Feuer der Leidenschaft sich nicht beruhigen – obwohl, oder vielleicht gerade weil die eigensinnige Frau und der eifersüchtige Mann keinesfalls zu einander passten.

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