DVD-Tipp: »Die Konsequenz« (1971)
Als Petersens »Die Konsequenz« im November 1977 im Fernsehen ausgestrahlt wurde, klinkte sich der Bayerische Rundfunk aus der Übertragung aus. Das war der eigentliche Skandal. Nicht die Tatsache, dass in diesem von Bernd Eichinger produzierten Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Alexander Ziegler beruht, eine Liebesbeziehung zwischen zwei Männern als etwas Normales dargestellt wird. Respektive als etwas, dem zumindest die Chance auf Normalität zugestanden werden müsse, weshalb eine homophobe Gesellschaft sich zu ändern habe. Freilich wirkte seinerzeit diese Position durchaus skandalös. Der resultierenden Aufgeregtheit wiederum stand Petersens entspannter Regiegestus entgegen, der dem ungezwungenen Zusammenspiel von Jürgen Prochnow und Ernst Hannawald in den Rollen von Martin und Thomas jenen geschützten Raum bereitete, in dem diese Geschichte als die einer großen Liebe, die der Kleingeistigkeit zum Opfer fällt, tragisch wirksam werden kann.
Thomas, Sohn eines Gefängniswärters, verliebt sich in den deutlich älteren Insassen Martin und träumt von einer gemeinsamen Zukunft nach dessen Entlassung. Aus diesem Plan ebenso wie aus seinem Schwulsein macht der junge Mann seinen Eltern gegenüber kein Geheimnis. Da er aber noch nicht 21 Jahre alt ist, steckt ihn der Vater in ein Erziehungsheim. Dort wird Thomas sukzessive gebrochen; und obwohl Martin allerhand Hebel in Bewegung setzt, seinem Liebsten zu helfen, muss er schließlich ohnmächtig zusehen, wie dieser untergeht. Zugegeben wird mit der Verweigerung eines guten Ausgangs auch jenem hartnäckigen dramaturgischen Klischee Genüge getan, das den Abweichler von der Norm an dieser letztlich scheitern lässt. Doch diesmal weder in mahnend abschreckender Absicht noch um des melodramatischen Effektes willen, sondern vielmehr in dem appellierenden Auftrag, Konsequenzen zu ziehen, um dergleichen in Zukunft zu verhindern.
Die Konsequenz BRD 1971. R: Wolfgang Petersen. Da: Jürgen Prochnow, Ernst Hannawald, Walö Lüond, Werner Schwuchow. Anbieter: EuroVideo.
VÖ: 9. Juni 2022
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