Kritik zu The Queen Mary
Eine wilde Geschichte über den Spuk auf dem berühmten Luxus-Ozeanriesen, der inzwischen zur Touristenattraktion verkommen ist. Oder war die Queen Mary womöglich schon immer ein Geisterschiff?
Die Queen Mary gibt es wirklich. Sie ist ein ehemaliges Passagierschiff des Vereinigten Königreichs, das 1936 auf der Transatlantikstrecke Southampton – New York die Arbeit aufnahm und 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Währenddessen überlebte sie 1942 den Zusammenstoß mit einem Begleitschiff und 1943 die Begegnung mit einer sogenannten Monsterwelle, welche wiederum den Schriftsteller Paul Gallico zu seinem Roman »The Poseidon Adventure« (1969) inspirierte. Nach dem Krieg und mit dem Aufkommen des schnelleren und günstigeren Flugverkehrs war sie bald nicht mehr rentabel; im September 1967 trat sie ihre letzte Reise an und liegt heute – seit 1993 als offizielles Kulturdenkmal der USA gelistet – in Long Beach, Kalifornien, wo sie als Hotel, Museum und Tagungszentrum genutzt wird.
Doch hapert es dort gleichfalls mit der Wirtschaftlichkeit. Da kann man sich also gut vorstellen, wie die Marketingstrategen einen schlauen Plan ausheckten: Wie wär's, man machte sich das Seemannsgarn zunutze, das um die Queen Mary herum gesponnen ist? All die Gruselgeschichten von der seufzenden Weißen Frau am Klavier, von ertrunkenen Mädchen, vom verbrannten Seemann im Maschinenraum. Da ließe sich doch bestimmt ein schöner Kinofilm draus machen, der dann die Geschäfte hübsch ankurbeln würde. Und dann gingen sie hin und beauftragten den gebürtigen Iren Gary Shore, dessen Debüt »Dracula Untold« (2014) von absoluter Skrupellosigkeit im Umgang mit Mythen und Märchen kündete. So könnte es gewesen sein, aber vermutlich war es ganz anders. Im Ergebnis wird man nach Ansicht von »The Queen Mary« dort jedenfalls ganz sicher nicht übernachten wollen; was nun zwar nicht gerade für die Touristenattraktion, immerhin jedoch für das Horrorgenre als Erfolg zu werten ist.
Bevor Sie an Bord gehen, seien Sie gewarnt, dass Kapitän Shore, der unter anderem am Originalschauplatz gedreht hat, die Sache mit dem Spuk insofern wörtlich nimmt, als Spuk und Logik natürliche Feinde sind. Was wann weshalb geschieht und wer wo womit hadert, sind Luxusfragen – die sich angesichts der vertrackten Struktur des Films allerdings mit gewisser Hartnäckigkeit stellen. Ineinander gewoben wie die Stränge eines verankernden Seils sind die Geschichten zweier Paare, denen auf dem Schiff jeweils das Kind verloren geht; den einen während einer Halloweenparty im Jahr 1938 und den anderen während einer »Ghosts and Legends«-Tour in der Gegenwart. Beide Male scheint dieses Ereignis eine tiefe Erschütterung des gesamten Schiffskörpers nach sich zu ziehen. Oder war es vielmehr der erschütterte Schiffskörper, der das Verschwinden hervorrief? Statt an den von Shore gnadenlos blutrünstig und mit beachtlicher visueller Virtuosität in Szene gesetzten Rätselhaftigkeiten zu verzweifeln, stellt man sich die Queen Mary besser als gewasserte Variante des Overlook-Hotels aus Kubricks »Shining« vor. Auch in diesem ging es, von der Last des Sinns befreit, drunter und drüber. Und das Grauen, das darob entstand, war beträchtlich.
Kommentare
The Queen Mary
Der schlechteste Film, den ich jemals gesehen hab. Und das Genre hat es auch nicht getroffen. Grusel kam da nicht auf. Die Handlung ist sowas von durcheinander. Man hat eigentlich zwischen drin keine Lust weiter zu schauen. Auch diese Dunkle ständig im Film. Man sieht oft nichts. Für mich ist die Film einfach durchgefallen.
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