DVD-Tipp: »The Medium«

Wenn sich die Regisseure von zwei Horrorfilm-Krachern zusammentun, darf man auf das Ergebnis gespannt sein. Und »The Medium«, entstanden unter der Regie von Banjong Pisanthanakun (»Shutter«, 2004) nach einem gemeinsam mit Na Hong-jin (»The Wailing«, 2016) geschriebenen Drehbuch als thailändisch-südkoreanische Koproduktion, enttäuscht die Erwartungen nicht. Denn das narrative Konstrukt der Fake-Doku – die unheimliche Geschichte ereignet sich im Zuge der Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über die örtliche schamanistische Tradition – ermöglicht es den Filmemachern, Lokalkolorit und regionale Atmosphäre mit beträchtlichem Effekt einzusetzen. Nim ist Schamanin der Ahnengöttin Bayan; sie kümmert sich um die spirituellen Belange der Bewohner* innen der Provinz Loei, gelegen in der Region Isan im armen Nordosten Thailands.

Nim nimmt ihren Auftrag sehr ernst, obwohl eigentlich ihre Schwester Noi Bayans erste Wahl war. Noi aber hat sich zum Christentum bekannt, um der Berufung zu entgehen. Doch offenbar ist die Ahnengöttin keine, die sich so leicht abweisen lässt, denn eines Tages beginnt sie, Nois Tochter Mink heimzusuchen. Nun fördern Nims Versuche, der augenscheinlich besessenen Mink zu helfen, zwar einige Leichen im Keller der Familie zutage, ihre rastlose Arbeit zur Befriedung der Aufgestörten vermittels Gebet aber wird immer rascher und zunehmend brutal von unversöhnlichen Geistern aus möglicherweise ganz anderen Regionen gekontert.

Dass gegen Ende des Films etwas zu sehr das »Blair Witch Project«-Gewackel um sich greift und die Scheinwerfer von Mini-Cams Löcher in die Finsternis bohren, aus der einen sodann das Grauen anspringt, ist zu verschmerzen. Das eigentlich Erschreckende bleibt wie so oft unsichtbar: Der zutiefst beunruhigende Verdacht, dass auf die Götter kein Verlass ist. Der Glaube und die Rituale, die die Harmonie zwischen Menschenwelt und Übernatürlichem sicherstellen sollen, erweisen sich in »The Medium« als nicht mehr als ein dünner Schleier, den die Kraft einer erzürnten transzendenten Macht nur allzu leicht in Fetzen reißt.

VÖ: 28. Juli 2022

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