04/2021

In diesem Heft

Tipp

Frankfurt/online, 27.4. – 2.5 – Zum 14. Mal zeigt das Festival ein ausgewähltes Programm an internationalen, nationalen und regionalen Film-Highlights rund um den LICHTER Art Award. Die internationale Filmreihe und das Begleitprogramm widmen sich dabei dem Jahresthema »Wandel«. Als voraussichtliche Hybridausgabe soll es neben Präsenzveranstaltungen in den Partnerkinos des Festivals auch digitale Teilnahmemöglichkeiten geben.
Berlin, 21. – 30.4. – Die zwölfte Ausgabe von ALFILM bringt in ihrer Official Selection eine spannende Auswahl an aktuellen Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen aus der arabischen Welt und ihrer Diaspora ins Kino Arsenal und City Kino Wedding. Die Nebenreihe Spotlight beschäftigt sich dieses Jahr mit dem Thema »Genres Revisited: Visionäre Bildwelten und fragmentierte Narrative im zeitgenössischen arabischen Kino«.
Osnabrück/online, 21. – 25.4. – Mit dem Thema »Possessed« startet das EMAF in die 34. Runde. Große Teile der Filme, Installationen und Talks werden ab dem 21. April auch online gezeigt und sind über die Festivaldauer hinaus bis zum 2. Mai abrufbar. Die Ausstellung kann bis zum 30. Mai in der Kunsthalle Osnabrück und an weiteren Orten besucht werden.
Wiesbaden/online, 20. – 26.4. – Eröffnet wird die 21. goEast-Ausgabe mit einer Deutschlandpremiere des kasachisch-französischen Roadmovies »Yellow Cat«. Das 2001 gegründete Festival nimmt außerdem den 60. Jahrestag der Erdumrundung Gagarins zum Anlass, mit einem eigenen Weltraumprogramm abzuheben. Neben Online-Formaten und einem On-Demand-Programm finden voraussichtlich auch Präsenzveranstaltungen statt.
Die deutsche Produktion »8 Zeugen« ist ein Krimi-Kammerspiel im »Rashomon«-Stil: Acht Perspektiven auf ein und dasselbe Geschehen ergeben nicht unbedingt ein kohärentes Bild
Eigentlich hätte es diesen Film gar nicht geben sollen, aber eine Fankampagne und die Konkurrenz auf dem Streamingmarkt haben »Zack Snyder's Justice League« doch noch ermöglicht
Simon Annand fotografiert keine Stars, sondern Schauspieler bei der Arbeit – an Londoner Theatern, kurz vor ihren Auftritten. So ist ein hinreißender, sehr persönlicher Bildband entstanden
In der traurig-heiteren Serie »MaPa« wird ein entscheidungsschwacher Drehbuchautor von einem Tag auf den anderen zum alleinerziehenden Vater
Zum 90. Geburtstag des Drehbuchautors und Regisseurs Wolfgang Kohlhaase erscheint eine Box mit 13 seiner Filme zwischen 1953 und 1988, neben Klassikern des DEFA-Films auch »Inge, April und Mai«
»Der Prinz aus Zamunda 2« kommt erneut nach Amerika, wo er einen unehelichen Sohn und potenziellen Thronfolger sucht
Die Serie »Humans« reflektiert das Verhältnis von Menschen und Cyborgs. Nun sind alle drei Staffeln der zwischen 2015 und 2018 entstandenen Serie in einer Box erschienen
Das Fließende des Lebens: Das frühe 20. Jahrhundert aus der Sicht eine jüdischen Intellektuellen und Kinofans: Texte von Victor Klemperer
Der Brite Jon Brown erzählt in seinen Serien »Dead Pixels« (ZDF-Mediathek) und »Loaded« (Netflix) mit Witz, Sprachgefühl und Expertise von Anwendern und Entwicklern aus der Computerspielszene
Zwischen Bild und Erzählung: Axel Block setzt sich an ausgewählten Beispielen mit der Entwicklung der Kameraarbeit in den 1920er Jahren auseinander
Luke Evans kehrt für eine Rolle in »The Pembrokeshire Murders« in seine Heimat Wales zurück und klärt als Ermittler einen Cold Case auf
Immer noch am Bowlen: Das »Big Lebowski«-Spinoff »The Jesus Rolls« erscheint direkt auf DVD/Blu-ray
Das Mannesstammprinzip: »Standesgemäß« von Julia von Heinz als Neuauflage
Mit ihrem alten Van fährt Fern durch den Westen der USA, von Arbeit zu Arbeit, vom Versandcenter zum Hamburger-Diner. Der dritte Film von Chloé Zhao beschwört den Mythos der Gemeinschaft on the road und den Traum von Unabhängigkeit und Freiheit. Die Nebenfiguren in »Nomadland« sind Laiendarsteller. Frances McDormand ist großartig – und vor allem: überzeugend – als Nomadin der Arbeit
In »LOL: Last One Laughing« kommt die Spitze der deutschen Humorszene zusammen – um auf gar keinen Fall zu lachen
Thilo Wydra erzählt von Romy Schneider und Alain Delon mit dem Fokus auf ihre komplexe Beziehung, die sie wechselseitig in anderem Licht erscheinen lässt
Doping im Radsport: »The Racer« von Kieron J. Walsh als DVD-Veröffentlichung
Aus dem Stoff für einen Thriller über eine mysteriöse Unterwelt machen Florian Kamhuber und Jakob M. Erwa in »Katakomben« ein waschechtes Sozialdrama
Wucht, Pathos, Heldenkitsch im erfolgreichsten Film des Jahres 2020: Das chinesische Schlachtengemälde »The 800«
In »Sky Rojo«, der neuen Serie der Macher von »Haus des Geldes«, mischt sich Almodóvar mit Tarantino zu Slapstick-Splatter-Comedy
Das Marvel Cinematic Universe erweitert sich »post-blip« mit »The Falcon and the Winter Soldier«, wo die von Anthony Mackie und Sebastian Stan verkörperten Helden endlich im Zentrum stehen dürfen
Young at heart: Als »Der Bastian« verkörperte er die Aufbruchsstimmung der Brandt-Ära. In Horst Jansons Memoiren spürt man das immer noch

Thema

Im Homeoffice fällt auf, dass es doch ganz schön ist: das Arbeiten im Büro. Gerhard Midding wirft einen Blick in die Kino- und Kulturgeschichte dieses (un)magischen Orts
Churchill hat's auch getan: Auf Basis einer seltsamen Theorie befeuern vier Lehrer ihren Alltag mit Alkohol. Thomas Vinterberg über seinen oscarnominierten Film »Der Rausch«, einen schrecklichen Schicksalsschlag und die Frage, welche Rolle Drogen in unserer Gesellschaft spielen
Als Moderator mit Moral in George Clooneys »Good Night, and Good Luck«. wurde er richtig prominent. Typisch für David Strathairn sind aber prägnante Ensemble- und Nebenrollen. Wie jetzt in »Nomadland« als Freund von Frances McDormand
Das Kino steckt in einer Krise, die durch die Pandemie noch verschärft wurde. Wie kann es weitergehen zwischen Serialisierung und Streaming? Georg Seeßlen hat da ein paar Vorschläge

Meldung

Johannes Naber, 49, Regisseur, Autor, Kameramann, wurde 2010 mit »Der Albaner« bekannt, danach drehte er »Zeit der Kannibalen« und »Das kalte Herz«. Sein vierter Spielfilm »Curveball – Wir machen die Wahrheit« soll am 22. April starten
Seit sieben Jahren veranstaltet der Verband der deutschen Filmkritik die Woche der Kritik. Die Auftaktkonferenz beschäftigte sich mit »Konsequentes Handeln, inkonsequentes Kino« 
Anspruchsvolles für Kinder: Die Filme der Generation Kplus bestachen durch ihre Ruhe und eine große Beobachtungsgabe
Carlo Chatrian hatte es angedeutet: Die Filme dieser Berlinale tendieren zum Rückzug, besinnen sich aufs Wesentliche. Ein Check durch die Sektionen
Die Beschäftigung mit der Vergangenheit, auch der familiären, war das dominierende Thema im Panorama
Mit einer enormen künstlerischen Vielfalt ging das Internationale Forum des jungen Films in diesem Jahr an den Start. Dabei waren Newcomer und Forum-Regulars
Maria Speth zeigt in »Herr Bachmann und seine Klasse«, dass unspektakuläre Methoden der Pädagogik große Wirkung entfalten. Und Ähnliches gilt für ihre dokumentarische Methode des unspektakulären Erzählens

Filmkritik

In ihrem zweiten Spielfilm erzählt Sandra Wollner von einem Androiden, der in die Rolle einer verschollenen Tochter und eines vor Jahrzehnten verstorbenen Bruders schlüpft. Was macht uns zu Menschen und was bedeuten Erinnerungen? Stilistisch bravouröses, verstörendes Assoziationskino um die Institution der Familie
Regisseur Arash T. Riahi gelingt es, geflüchteten Kindern eine Stimme zu geben, um für ihre Not zu sensibilisieren. Er erzählt in »Ein bisschen bleiben wir noch« die Geschichte von Oskar und Lilli ganz aus Sicht der Geschwister, ohne dabei in einen anklagenden Ton zu verfallen
Bryan Fogel inszeniert seine überaus aufschlussreiche Recherche zum Mord an Jamal Khashoggi und zu den Methoden, mit denen das saudische Königshaus Oppositionelle zum Schweigen bringen will, bewusst mit den Mitteln eines Politthrillers. So schärft er den Blick für die manipulativen und propagandistischen Aspekte der gegenwärtigen (Geo-)Politik
Eine junge koreanische Einwandererfamilie zieht für einen beruflichen Neustart ins ländliche Arkansas, wo der Vater eine Farm gekauft hat. Während der kleine Sohn die wundersame Welt um sich herum entdeckt und Mühe hat, sich mit der zugezogenen Großmutter anzufreunden, kämpfen die Eltern um Erfolg und Integration. Lee Isaac Chungs autobiografisch geprägter Film ist ein sanftes Drama voll authentischer Details, die bezaubern und bewegen
Lee Daniels interpretiert die Biografie der 1959 im Alter von nur 44 Jahren verstorbenen Jazzsängerin neu: Er stellt sie als ein Opfer politischer Verfolgung dar. Sein Film schwelgt im dekorativen Glanz der Nachkriegszeit und dessen rassistischen Vorurteilen, während Hauptdarstellerin Andra Day der Titelrolle atemraubendes Charisma verleiht
Hausschwein Gunda und ihr ungefähres Dutzend Ferkel sind die Anker dieser in elegantem Schwarz-Weiß gefilmten Expedition ins Tierreich. Kossakovsky bringt uns dessen Bewohner auf nüchterne, doch neugierig-empathische Weise nahe, dabei hilft das Vertrauen seiner Protagonisten. Danach sieht das Fleisch auf dem Teller anders aus
Anthony Hopkins und Olivia Colman brillieren als Vater und Tochter in Florian Zellers Adaption seines eigenen, gefeierten Bühnenstücks. Scheinbar konventionell erzählt, doch voller unerwarteter Wendungen und Brüche, versetzt der bewegende Film den Betrachter in die Wahrnehmung eines an Demenz erkrankten Mannes, der um seinen Verstand kämpft
Als der Kalte Krieg 1960 einem ersten Höhepunkt entgegensteuert, wird der unscheinbare britische Geschäftsmann Greville Wynne angeheuert, um regelmäßig in die UdSSR zu reisen und als Kurier für den sowjetischen Geheimdienstmitarbeiter Penkovsky zu dienen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Benedict Cumberbatch überzeugt in der Titelrolle dieses grundsoliden Films auf ganzer Linie
Die Abrechnung mit einem Land im politischen und moralischen Ausverkauf. Und das eindrückliche Porträt einer mutigen und leidenschaftlichen Journalistin, die gegen enorme Widerstände für die Wahrheit kämpft
Eine atmosphärische, wenn auch selektive filmische Hommage an Weltstar Charles Aznavour, montiert aus dessen eigenen Aufnahmen als Amateurfilmer, Chansons und Texten
Mit ihrem alten Van fährt Fern durch den Westen der USA, von Arbeit zu Arbeit, vom Versandcenter zum Hamburger-Diner. Der dritte Film von Chloé Zhao beschwört den Mythos der Gemeinschaft on the road und den Traum von Unabhängigkeit und Freiheit. Die Nebenfiguren in »Nomadland« sind Laiendarsteller. Frances McDormand ist großartig – und vor allem: überzeugend – als Nomadin der Arbeit
Treffsichere Hollywoodsatire, in der alte Stars wie Robert De Niro und Tommy Lee Jones alte Stars spielen dürfen und dabei sichtlich viel Spaß haben
Vier befreundete Lehrer brechen aus dem gewohnten Trott aus, indem sie ihre Trinkfestigkeit bei einem pseudowissenschaftlichen Experiment überprüfen. Mit einem Mal bekommt ihr Leben neuen Schwung. Zwischen Euphorie und motorischen Einschränkungen hält Thomas Vinterbergs dramatische Komödie ein mulmiges Gleichgewicht: Kann man den Rausch feiern, ohne ihn zu entschuldigen?
In einem südostasiatischen Land namens Kumandra ist die junge Raya als Hüterin der Drachen die einzige, die die zerstrittenen Stämme wieder vereinen kann. Disney-Animationsfilm um eine Kriegerprinzessin, der sich vieler vertrauter Elemente bedient, aber durch originelle Figuren, zumal den Wasserdrachen Sisu, und durch opulente Optik überzeugt
Die Politfarce über den BND, die CIA und den angeblichen Insider des irakischen Militärs mit Decknamen »Curveball« nimmt mit angemessen sarkastischem Tonfall die Mischung aus Ehrgeiz, Dummheit und Skrupellosigkeit aufs Korn, die der US-Invasion im Irak 2003 den Weg bereitete. Auch wenn nicht jeder Gag zündet: ein spannender Blick auf den immer beliebter werdenden flexiblen Umgang mit Fakten, der damals seinen Anfang nahm

Film