Sky: »Zack Snyder's Justice League«

»Zack Snyders Justice League« (2021). © 2021 WarnerMedia Direct

»Zack Snyders Justice League« (2021). © 2021 WarnerMedia Direct

Die große Korrektur

In der Welt der Superhelden kann die Sehnsucht nach einer zweiten Chance jedes Gesetz der Physik außer Kraft setzen. Eigentlich hat die »Justice League«, dieser Verbund von einzelgängerischen, die Welt fliehenden und meist an sich zweifelnden Superhelden und einer Superheldin, den Kampf um die Erde schon verloren. Sie sind letztlich an einer Kleinigkeit gescheitert. The Flash wurde durch einen zufälligen Treffer eines gesichtslosen Vertreters des Bösen verletzt. Das war schon alles, und das reicht, dass die Welt, wie wir sie kennen, untergehen wird. Aber das darf es natürlich nicht gewesen sein. Also rennt der in Windeseile genesene Barry Allen gegen die Zeit an und dreht die Uhr zurück. Und die Justice League hat nun die Möglichkeit, zukünftige Fehler zu korrigieren.

Ein bisschen wirkt es, als ob »Zack Snyder's Justice League« eben diesem Denken entsprungen ist. Als »Justice League«, die Antwort des »DC Extended Universe« auf die »Avengers«-Filme ihres großen Konkurrenten Marvel, 2017 in die Kinos kam, stand zwar noch Zack Snyder als Regisseur in den Credits, geschnitten und fertiggestellt aber hatte ihn »Avengers«-Regisseur Joss Whedon, nachdem Snyder sich während der Postproduktion aufgrund eines tragischen Todesfalls in seiner Familie von dem Projekt zurückgezogen hatte.

Whedons Fassung war mit einer – von Warner so gewünschten – Lauflänge von zwei Stunden ein für Superheldenfilme eher kurzes Spektakel, das, gemessen an den Produktionskosten, floppte. Es dauerte nicht lange, bis Fans lautstark forderten, Snyder müsse die Chance erhalten, seine Version der Justice League doch noch fertigzustellen. Normalerweise ein recht aussichtsloses Unterfangen, doch offenbar weil Warner die Möglichkeit erkannte, damit seinen neu lancierten Streamingkanal HBO Max zu stärken, konnte Snyder mit einem Zusatzbudget von 70 Millionen Dollar tatsächlich seine damals entstandene Rohfassung neu bearbeiten – und sogar nachdrehen.

Anders als in den Abenteuern der Superhelden lässt sich in Hollywood die Zeit nicht zurückdrehen. Was entstanden ist, bleibt, obwohl ein Studio natürlich die Macht besitzt, Versionen eines Films verschwinden zu lassen. »Zack Snyder's Justice League« steht jedoch von nun an neben dem Kino-Cut und fasziniert vor allem als Gegenwurf zu Whedons Versuch, das DCEU in ein zweites Marvel-Universum zu verwandeln. Blickt man ausschließlich auf die Handlung der beiden Fassungen, sind die Unterschiede gar nicht so gewaltig. Natürlich bietet die doppelte Lauflänge von gut vier Stunden Snyder die Möglichkeit, die einzelnen Mitglieder der Justice League in aller Ruhe einzuführen. Aber die Geschichte um den außerirdischen Weltenzerstörer Steppenwolf, der mit Hilfe dreier sogenannter Mother Boxes die Erde in ein Höllenreich verwandeln will, bleibt weitgehend unangetastet.

Allerdings hatte Whedons »Justice League« einen zentralen Aspekt von Zack Snyders Vision eines Superheldenuniversums ausgelöscht. In seiner Version sind die League ebenso wie die Avengers die Antwort auf die Schwäche der Menschen. Die Welt braucht Superhelden, weil sie sonst nicht überleben könnte. Natürlich rettet das von Batman zusammengestellte Team auch in Snyders Fassung die Menschheit. Nur denkt Snyder immer auch die dunkle Seite seiner Figuren mit. Nach der nahezu absoluten Dunkelheit, die er in »Batman v Superman« beschworen hat, ist dieser vierstündige Hybrid, der filmisches und serielles Erzählen verschränkt, ein Versuch, die Waage zwischen Verzweiflung und Hoffnung, Rettung und Zerstörung zu halten. »Zack Snyder's Justice League« strahlt einen für diesen Filmemacher ungewöhnlichen Glauben daran aus, dass das Gute im Menschen wie in den Superhelden doch triumphieren kann. Aber eine Alptraumvision im Epilog stellt wieder alles infrage. Und das ist weit mehr, als man in diesem Genre erwarten darf.

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