DVD-Tipp: »Jesus Rolls«
Gute Filme leben auch von den Kontrahenten der Hauptfigur, manchmal entwickeln diese Schurken eine ungewöhnliche Präsenz und dürfen auf der Leinwand noch einmal auferstehen, so Tom Hiddlestons Loki aus dem ersten »Thor«-Film von Marvel, der gegenwärtig sogar seine eigene Fernsehserie bekommt. Dazu gehört auch der stilbewusste Bowlingfanatiker Jesus Quintana aus »The Big Lebowski« von den Coen Bros. Es würde mich nicht überraschen, wenn es auch T-Shirts mit seinem Satz »Nobody fucks with Jesus« gibt. Von einem eigenständigen Film mit ihm war immer mal wieder die Rede, jetzt liegt er vor, laut Nachspann bereits 2017 fertiggestellt, aber erst im Herbst 2019 mit einer Festivalpremiere und Anfang 2020 in den USA als limited release im Kino. Inszeniert und geschrieben hat ihn Jesus-Darsteller John Turturro, der mit diesem Film an seine vorherige Regiearbeit »Fading Gigolo« anknüpft: Männer, Frauen & Sex.
Zu Beginn nach vielen Jahren aus dem Knast entlassen, lässt sich Jesus mit seinem alten Kumpel Petey treiben. Sein zur Überheblichkeit neigendes Selbstbewusstsein ist immer noch da, man »leiht« sich einen Wagen für eine Spritztour und trifft in Marie eine alte Freundin wieder, mit der man das Bett teilt. Das Déjà-vu-Gefühl, das den Zuschauer beschleicht, bestätigt der Nachspann: »The Jesus Rolls« ist ein (freies) Remake von Bertrand Bliers »Die Ausgebufften«. Aber die sexuelle Libertinage funktioniert heute nicht mehr so wie 1974, zudem betont das gesetzte Alter seiner Protagonisten das Tragikomische bei ihrem Versuch, on the road die alten Zeiten noch einmal aufleben zu lassen. Unter den zahlreichen Cameoauftritten, darunter Sonia Braga, Pete Davidson (mit »The King of Staten Island« mittlerweile zum leading man aufgestiegen) und (ungenannt) Tim Blake Nelson, ragen die von Christopher Walken (mit einer Tanzbewegung im Sitzen) und Susan Sarandon heraus.
VÖ: 8. April 2021 (digital bereits ab 25.3.)
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Die Ausgebufften
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