Amazon: »LOL: Last One Laughing«
»LOL: Last One Laughing« (Staffel 1, 2021). © Amazon.com
Die Idee passt zur Zeit wie die Faust aufs Auge: Zehn Comedians kommen für sechs Stunden auf einer Studiobühne zusammen – und dürfen nicht lachen. Beziehungsweise: nur ein einziges Mal, sonst sind sie draußen. Das Ganze ist ein Eliminierungswettbewerb und die zehn Kontrahenten werden von mehreren Kameras bis in die Augenfältchen hinein gefilmt. Es nützt nichts, wenn etwa Teddy versucht, seine hochwandernden Mundwinkel hinterm Sofa zu verstecken. Irgendeine Kamera hat ihn doch auf dem Kieker. Dann ertönt ein wüster Oink-Sound und hereinspaziert kommt »Gastgeber« Michael Herbig, der mit entsprechendem Tata den »Schuldigen« benennt und per Videomaterial überführt. Es ist alles ziemlich albern, aber genau deshalb wie gemacht für die anstrengende Gegenwart.
Die Prämisse – Komiker zusammensperren, um sich nicht zum Lachen zu bringen – ist dabei so einleuchtend, dass es nicht stört, dass dasselbe Showformat bereits in Japan, Mexiko, Australien und Spanien umgesetzt wurde. Wobei es auch nicht wundert, dass genau dieses Setting eine Adaption in die einzelnen Nationen braucht: Ein gewisses Maß an Vertrautheit mit den einzelnen Künstlern und ihrer »Bühnenpersona« steigert das Vergnügen noch. Das Insiderhafte der Szene, in der jeder jeden kennt, steht hier gewissermaßen mit auf der Studiobühne, aber nicht als freundliches Schäkern, sondern als angstvolles Beäugen: Was macht der denn da schon wieder?
Mit Anke Engelke, Barbara Schöneberger, Carolin Kebekus, Max Giermann, Kurt Krömer, Wigald Boning, Torsten Sträter, Rick Kavanian, Mirco Nontschew und Teddy Teclebrhan kommt hier die Crème de la Crème der deutschen Humorszene zusammen. Die Freude darüber aber verbirgt etwa Barbara Schöneberger mit ständig vor Schreck geweiteten Augen. Nicht nur, dass sie sich nicht nachsagen lassen will, sie hätte gegrinst, als sich Max Giermann auf einmal einen Mittelstreifen ins Haupthaar schneidet, sondern weil sie sichtlich tatsächlich Angst davor hat, wie etwa Mirco Nontschew darauf reagieren könnte. Auch das gehört zum Konzept: Die einzelnen Comedians treten in Aktion, um für mehrere Minuten zu improvisieren, während die anderen darum kämpfen müssen, die Darbietung nicht witzig zu finden. Das ist für beide Seiten nicht einfach – für den »auftretenden« Komiker, der sich einem Publikum präsentiert, das sich gleichsam wie tot stellt, genauso wenig wie für die Kollegenzuschauer, die am liebsten gar nicht hinschauen würden: »Ich bin so froh, dass das endlich vorbei ist!«, bekennt Anke Engelke ein ums andere Mal.
Interessant ist die Serie, weil sie die Komiker tatsächlich ganz unmittelbar bei der Ausübung ihres Handwerks zeigt. Weshalb stört, wie wenig die Regie dieser Spannung des Beobachtens vertraut. Zu oft wird weggeschnitten von der Gruppe in den »control room«, wo Michael Herbig hinter schallgedämpften Spiegeln lauthals lachen darf. Zu viele Einzelinterviewausschnitte werden dazwischen montiert, in denen die Komiker nur Banalitäten übereinander und die Situation von sich geben.
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