04/2018

In diesem Heft

Tipp

25. bis 29. April, Potsdam-Babelsberg – Unter der Schirmherrschaft von Regisseur Florian Gallenberger veranstalten Studierende der Filmuniversität Babelsberg auch in diesem Jahr das Studierendenfilmfestival Sehsüchte. 2018 steht das Festival unter dem Thema »Metamorphosis«: Von der menschlichen Biographie als konstantem Veränderungs- und Entwicklungsvorgang bis hin zu gesellschaftlichen Umbrüchen sozialer, weltanschaulicher oder politischer Natur, die sich im Film inhaltlich und ästhetisch widerspiegeln
25. bis 30. April, Linz – Crossing Europe präsentiert an sechs Tagen zeitgenössisches und gesellschaftspolitisches Autorenkino aus Europa. In diesem Jahr wird der aus Österreich stammende Edoardo Winspeare in der Tribute-Sektion vorgestellt
25. bis 29. April, Bremen – Das Bremer Symposium kreist in diesem Jahr um »Grenzüberschreitendes Kino«, Filme der Migration etwa, der Diaspora und des Exils. Gezeigt werden Raritäten der Filmgeschichte und zeitgenössische experimentelle Autorenfilme; zu den vier transdisziplinären Diskussionsforen sind Wissenschaftler aus aller Welt eingeladen
24. bis 29. April, Stuttgart – Unter dem Titel »Dream Lab« präsentiert das Festival die ganze Bandbreite des Animationsfilmschaffens. Auch die Verbindungen zu Visual Effects, Architektur, Kunst, Design, Musik und Games werden beleuchtet. Eine Open-Air-Bühne bietet täglich kostenlose Filmvorführungen
18. bis 25. April, Tübingen, Stuttgart, Freiburg, Reutlingen – Zum 25. Mal findet das Festival für Lateinamerikanischen Film statt; das parallel stattfindende CineEspanol geht in die 15. Runde. Schwerpunktthemen der diesjährigen Beiträge sind die aktuelle Situation in Brasilien, die Jugend in Spanien und ­Lateinamerika und Mythen des spanischen Kinos
Alex Garlands »Auslöschung« ist großes Kino, läuft bei uns aber nur auf Netflix. Der gelungenen Verfilmung des Jeff-VanderMeer-Romans tut das keinen Abbruch – nicht zuletzt dank seiner starken Frauenrollen
Amazon Prime macht in Deutschland die HULU-Serie zur Vorgeschichte von 9/11, »The Looming Tower«, als Stream verfügbar
18. bis 24. April, Wiesbaden – Das Festival des mittel- und osteuropäischen Films bietet in diesem Jahr auch ein Sonderprogramm zu den Filmen des Prager Frühlings. Das parallel stattfindende Symposium wird sich mit dem Kino der baltischen Länder befassen
17. bis 22. April, Dresden – Das Filmfest Dresden gehört zu den höchstdotierten Kurzfilmfestivals Europas. Zum 30. Jubiläum werden an sechs Tagen rund 70 Kurzfilme in zwölf nationalen und internationalen Wettbewerben präsentiert. Außerdem gibt es ein breites Rahmenprogramm mit Workshops und Lectures (in diesem Jahr u.a. mit der ungarischen Regisseurin Ibolya Fekete)
3. bis 8. April, Frankfurt am Main – Auf dem 11. LICHTER Filmfest geht es unter anderem um »Chaos«: Die Auflösung aller Ordnung ist Thema der internationalen Beiträge aus den Bereichen Kurzfilm, Spielfilm und Dokumentarfilm. Außerdem gibt es deutsche Filme, einen regionalen Wettbewerb und eine Neuauflage des »VR Storytelling«. Diskutiert werden darf auf dem Kongress »Zukunft deutscher Film« über »Perspektiven der deutschen Film- und Kinokultur«
Zum 50. Geburtstag von Stanley Kubricks Weltraumepos »2001 – A Space Odyssey« zeigt das ­Deutsche Filmmuseum Frankfurt eine ­Jubiläumsausstellung
Christine »Lady Bird« McPherson wird flügge: Sie träumt hoch hinaus und lässt sich weder von amourösen Fehlgriffen noch von der Skepsis ihrer Mutter zu Boden ziehen. Gerwigs schwungvolle Dialoge sowie souveräne Regie im Verein mit darstellerischer Finesse ergeben ein aufrichtiges Sehvergnügen
am Mi., 04.04. in Frankfurt am Main – epd-Film-Autor Ulrich Sonnenschein spricht mit Marie Wilke über ihren Film »Aggregat«

Thema

Lynne Ramsay gilt als eine der talentiertesten Regisseurinnen der Gegenwart, aber ihre noch kurze Filmografie ist unter anderem ein Beleg dafür, dass es Frauen noch immer schwerer haben, ihre Filme realisiert und finanziert zu bekommen
Auch im tschechoslowakischen Kino der ­späten 60er gab es eine Nouvelle Vague: ein experimentierfreudiges, lebenszugewandtes, ­poetisches Kino, das von der politischen Aufbruchsstimmung der Dubček-Ära ­profitierte. ­Andreas Rauscher über die Protagonisten der »Nová Vlna«
Unsere "steile These" des Monats April
Mit dreizehn hat sie angefangen, als kleine Intrigantin in »Abbitte«. Jetzt, mit 24, schließt Saoirse Ronan bereits ihr »Frühwerk« ab. In Greta Gerwigs kluger Komödie »Lady Bird« spielt sie eine trotzige junge Frau auf dem Sprung ­in die Selbstständigkeit – dafür bekam sie ihre dritte Oscarnominierung
Steven Spielberg hat den Bestseller »Ready Player One« verfilmt: einen futuristischen Gamer-Roman, der die Kultur der Achtziger feiert. Georg Seeßlen über die Kinder von Max Headroom und den Space Invaders

Meldung

Mit ihrem Programm von rund vierhundert Filmen ist die Berlinale das größte A-Festival Europas. Abbilden kann man das nicht mehr. Hier ein paar Filmperlen, die unsere Kritiker jenseits des Wettbewerbs gesammelt haben. Watch out for...
Zu Beginn beherrschte noch #MeToo die Debatte um die Berlinale. Doch dann sorgten die Filme des Wettbewerbs für Diskussionen und schlechte Laune. Immerhin endete das Rennen um den Goldenen Bären mit einer Überraschung – wenn auch einer fragwürdigen

Filmkritik

Brad Sloan (Ben Stiller) hadert mit seinem unspektakulären Leben: Regisseur Mike White begleitet in »Im Zweifel glücklich« seinen zerquälten Durchschnittshelden mit viel Empathie durch die Fatalitäten von Vergleichskultur und Statusangst, aber auch mit leiser Kritik
Gut gespieltes Biopic über den Mann, der zum Überlebens-Symbol des Terroranschlags auf den Boston Marathon 2013 wurde
Nah an der Realität: In Manila findet Blanka, das obdachlose Mädchen mit der schönen Stimme, ihr kleines Glück, indem sie sich dem blinden Musiker Peter anschließt
Der 10-jährige Matti fädelt für die Familie mittels eines Lügengespinsts Traumferien in Finnland ein. Verfilmung des erfolgreichen Kinderromans von Salah Naoura
Kurt Langbein stellt in »Zeit für Utopien« die »solidarische Landwirtschaft« und andere Nachhaltigkeitsprojekte vor – ohne sie durch kritisches Befragen interessant zu machen
Aufrecht gruseliger Genrebeitrag aus dem Mutterland des Gothic Horror, der seine Figuren und das, was sie umtreibt, erfreulich ernst nimmt: »Ghost Stories«
Emily Atef inszeniert das letzte Interview, das Romy Schneider einem deutschen Medium gab, nicht als tragischen Offenbarungseid. Dank ihrer Darsteller wird daraus die intime, wehmütige Chronik eines souveränen Abschieds: »3 Tage in Quiberon«
Fein austarierte Tragikomödie über das Altern – mit der strahlenden Agnes Jaoui in der Hauptrolle einer von Hitzewallungen, Jobverlust und Großmutterschaft gequälten Frau
Trotz Colin Firth als segelnder Antiheld entwickelt die allzu zahme Schilderung eines großen Selbstbetrugs keinen rechten Zug und dümpelt meist so vor sich hin: »Vor uns das Meer«
Dank der bedingungslosen Liebe seiner Frau ist Robin Cavendish der erste Mensch, der mit eiserner Lunge außerhalb eines Krankenhauses lebt: In seinem Regiedebüt »Breathe« überhöht Andy Serkis die harsche Realität in märchenhaftem Tonfall zum Triumph des menschlichen Geistes über das Schicksal
Man weiß nicht, was in Clint Eastwoods Film »The 15:17 to Paris« über den Thalys-Anschlag 2015 schwerer wiegt: die fragwürdige Entscheidung, die heldenhaften US-Zivilisten sich selbst spielen zu lassen, oder die Tatsache, dass der Regisseur nichts zu erzählen hat, was über den Gehalt einer Zeitungsmeldung hinausgeht
Christine »Lady Bird« McPherson wird flügge: Sie träumt hoch hinaus und lässt sich weder von amourösen Fehlgriffen noch von der Skepsis ihrer Mutter zu Boden ziehen. Gerwigs schwungvolle Dialoge sowie souveräne Regie im Verein mit darstellerischer Finesse ergeben ein aufrichtiges Sehvergnügen
Zum 100. Jubiläum des Bauhaus verbindet die Dokumentation »Vom Bauen der Zukunft« die Geschichte der legendären Kunstschule und ihre utopischen Ideen mit aktuellen Projekten
Der jüngste Plastillin-Animationsspaß der britischen Firma Aardman ist als Geschichte etwas schlicht ausgefallen, weiß aber wieder durch liebevolle Details zu begeistern
Hussein Hassan erzählt vom Schicksal der Jesiden im aktuellen Syrienkrieg und liefert ein erschütterndes Dokument der Kunstproduktion unter widrigsten Umständen: »Reşeba – The Dark Wind«
Die visuell uninspirierte Adaption des Michel-Ende-Klassikers »Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer« vermag weder inszenatorisch noch schauspielerisch eigene Akzente zu setzen
Das Kino als Zeitmaschine, die gleichzeitig in zwei Epochen haltmacht: Christian Petzold verlegt Anna Seghers' Exilroman »Transit« nicht einfach in die Gegenwart, sondern lässt die Historie im Jetzt weiterwirken
Dokumentation über vier altgediente Paare in den verschiedensten Ecken der Welt, die länger als 50 Jahre zusammen sind
Ein amerikanischer Manager will in Mexiko seine Entführung vortäuschen und gerät zwischen alle möglichen Fronten. »Gringo« ist eine gut gespielte schwarze Komödie im »Tarantino-Stil«, der es dramatisch an Logik, Originalität und interessanten Charakteren mangelt
Weitgehend in Echtzeit erzählt Christian Alvart in »Steig. Nicht. Aus!« von einem Bauunternehmer, der in seinem Auto auf einer Bombe sitzt. Dabei baut er eine sich stetig steigernde Spannung auf, die einen tief in die aussichtslose Situation des Erpressungsopfers hineinzieht
Joaquin Phoenix nimmt es als brütender Profikiller mit einem Pädophilen-Ring auf: »A Beautiful Day« ist weniger ein typischer Genre-Film als eine meisterhaft inszenierte und gespielte Genre-Reflexion. Finster, brutal und poetisch
Emanzipationsgeschichte eines jungen Mädchens im Schweden der 30er Jahre: Die Loslösung der Protagonistin von der samischen Kultur beglaubigt die Darstellerin Cecilia Sparrok mit stiller Intensität: »Das Mädchen aus dem Norden«
Porträt der in Mecklenburg-Vorpommern beheimateten Punk-Combo »Feine Sahne Fischfilet« und ihres lautstarken Frontmanns Jan »Monchi« Gorkow; schnörkellos verdichtet von Charly Hübner zu einem klaren Statement, den Rechten nicht den Platz zu überlassen: »Wildes Herz«
In den späten 70er Jahren verliebt sich ein junger Schauspieler in den alternden Hollywoodstar Gloria Grahame. Seine Erinnerungen hat Paul McGuigan in ein anrührendes Melodrama verwandelt, das vom Geist des klassischen Hollywoodkinos erfüllt ist: »Film Stars Don't Die in Liverpool«
Gelassen und genau vollzieht Gerd Kroske die Geschichte des Heidelberger Sozialistischen Patientenkollektivs (SPK) und seiner Kriminalisierung zu Beginn der 1970er ­Jahre nach
In neorealistischer Tradition erzählt Boris Khlebnikov von der zerrütteten Ehe eines Sanitäters und einer Ärztin. »Arrhythmia« besticht als Paar- und Sozialstudie
Der zunehmende Fremdenhass lässt eine junge, kluge Muslima in Amsterdam in den radikalen Islam flüchten. »Layla M.« ist ein behutsam erzählter und beklemmender Film über eine junge Muslima auf der Suche nach der eigenen Identität
Weniger im Stil eines historischen Dramas denn als poetische Reflexion auf Machtverlust und Realitätsverleugnung erzählt »Vor dem Frühling« von der Flucht des 1991 gestürzten georgischen Präsidenten Gamsachurdia
Das Thema Flüchtlingsströme vernetzt Markus Imhoof mit seinem Kinderblick auf ein italienisches Flüchtlingsmädchen, das seine Familie 1945 aufnahm: »Eldorado«
Ein unausgeglichenes Gerichtsdrama, das allein wegen Denzel Washingtons Auftritt als isolierter Sonderling am Ende eines den Bürgerrechten gewidmeten Lebens lohnt
Elvis als überamerikanisches Symbol: Eugene Jarecki fährt in Presleys Rolls-Royce durch die USA und fragt nach Elvis' Bedeutung für Kultur und Geschichte der USA: »The King«
Eine junge Frau wird aus fadenscheinigen Gründen in eine Klinik eingewiesen: Trotz überzeugender Hauptdarstellerin funktioniert Steven Soderberghs schludriger Thriller »Unsane« weder inhaltlich noch visuell
Ein Film über die gegenwärtige Krise in Griechenland und über eine große Musiktradition, den Rembetiko. Beides verbindet Regisseur Gatlif in »Djam« zu einer Klage, die an vielen Stellen etwas zu abstrakt bleibt
Die Stadt-Land-Komödie »Die Pariserin« über eine Geschäftsfrau, die bei einem Immobiliendeal Basken übers Ohr hauen will, beschränkt sich weitgehend auf ein plattes Abhaken regionaler Besonderheiten
Eli Roths »Death Wish« ist eher ein Gegenentwurf als ein Remake von Michael Winners berüchtigtem Selbstjustiz-Thriller. Bruce Willis sieht in dieser drastischen Satire nicht rot. Er setzt nur die Brille der Waffenlobby auf
Dokumentarfilm über Flüchtende: Auf der Suche nach den Gesichtern hinter der Statistik verliert Regisseur Hank Levine sein eigentliches Ziel in »Exodus – Der weite Weg« etwas aus den Augen
Schwarze Komödie um die Intrigen und Ränkespiele im Nachhall von Stalins Tod im Jahr 1953. Das grandiose Casting (Steve Buscemi, Jason Isaacs, Jeffrey Tambor, Rupert Friend, Simon Russell Beale, Andrea Riseborough) ist die größte Stärke von »The Death of Stalin«
Ein 18-Jähriger schließt sich in seinem Zimmer ein, seine Familie ist ratlos: »1000 Arten Regen zu beschreiben« ist ein eindrückliches Langfilmdebüt von Isa Prahl mit elegischem Sog

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