Kritik zu Early Man – Steinzeit bereit
Die Aardman-Animationsschmiede widmet sich der Steinzeit und der Fußballgeschichte als nostalgische Rückbesinnung auf Gemeinschafts- und Mannschaftsgeist
Da kommt was Großes auf uns zu: Für die Vor- und Frühgeschichte der Menschheit genügt diesem Film eine Rückwärtsfahrt der Kamera. Wir sehen miteinander kämpfende Dinosaurier und Steinzeitmenschen, denen ein kugelförmiges Gebilde, Teil eines Meteoriteneinschlags, wegen seiner Hitze zur Erfindung eines Spiels verhilft: Fußball. Die Nachfahren (immer noch Steinzeitmenschen) haben das allerdings vergessen und wundern sich, was die entsprechenden Höhlenzeichnungen wohl bedeuten sollen. Sie sind ein selbstgenügsamer Stamm, zufrieden damit, Kaninchen zu jagen. Nur Dug, der Jüngste unter ihnen, hat den Drang zu Größerem: Könnte man nicht auch mal ein Mammut erlegen?
Mit der Beschaulichkeit ist es allerdings vorbei, als sie eines Nachts von metallenen Ungetümen attackiert werden: Die Bronzemenschen sind die Vertreter einer weiterentwickelten Zivilisation, deren Gouverneur Lord Nooth im Tal der Steinzeitmenschen Erz entdeckt hat, das er sich unter den Nagel reißen will. Keine Frage, wer es – als Sklaven in den Minen – abbauen soll.
Der technische Fortschritt ist immer eine zweischneidige Angelegenheit bei Nick Park: Wo immer eine tolle Maschine erfunden wird, um das Leben der Menschen zu erleichtern, sorgt im besten Fall die Beschränktheit ihres Erfinders für Chaos.
Tollkühn wettet Dug mit Lord Nooth: Gewinnen die Steinzeitmenschen ein Fußballspiel gegen die Bronzemannschaft, dürfen sie ihr Land behalten. Doch wie soll das gehen? Auf der einen Seite ein Haufen Amateure, auf der anderen hochbezahlte Profis – David gegen Goliath. Nur eines kann ihnen zum Sieg verhelfen: ihr Teamgeist. Denn die elf Superstars von Real Bronzio sind zwar mit großem Talent, aber noch größerer Eitelkeit gesegnet. Das weiß Goona, ein Bronzemädchen, das zur Trainerin der Steinzeitmenschen wird – ihre Vergeltung dafür, dass sie als Mädchen nie Profifußballerin werden durfte.
Das hochdramatische Finale im vollbesetzten Stadion knüpft an den Beginn des Films an, zwischendurch gibt es allerdings genug jener liebevollen Details, die die Stop-Motion-Filme aus der britischen Animationsschmiede Aardman (»Wallace & Gromit«, »Shaun das Schaf«) so unverwechselbar machen. Die Geschichte kommt diesmal eher einfach und geradlinig daher, aber die zahlreichen Gags, gleichermaßen in den Dialogen wie in den Bildarrangements, wo sie oft nur für einen kurzen Augenblickam Bildrand zu sehen sind, sitzen. Einer der Höhepunkte ist ein Nachrichtenüberbringervogel, der nicht nur sachlich die Nachrichten kommuniziert, sondern auch alles, was der Absender eigentlich nicht unbedingt mitteilen wollte, in höchst dramatischer Weise vorträgt. Eine Ente von der Größe eines Dinosauriers und eine frühe Form der Zeitlupenwiederholung beim Fußball sind weitere Attraktionen, Dugs Sidekick ist ein Wildschwein namens Hognob, nicht so sophisticated wie Gromit, aber mit ähnlichen Ambitionen – wer sagt, dass Schweine nicht Fußball spielen können?
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