Ausstellung: Schaudepot Potsdam
Filmmuseum Potsdam: Sammlungen Schaudepot Filmtechnik
Emil Mechau zählt zu den unbesungenen Helden der Filmgeschichte. Der Projektor, den er 1910 konstruierte, war ein technisches Wunderwerk. Filmstreifen konnten kontinuierlich und ohne Ruckeln durch ihn hindurchlaufen. Sie rissen dabei praktisch nie; auch die Gefahr von Bränden des feuerempfindlichen Zelluloids war gebannt.
Mechaus Erfindungen auf dem Gebiet des Bewegtbildes gewannen zahlreiche Preise, namentlich auf der Weltausstellung in Paris. Er entwickelte auch ein Verfahren, das heutige Videokonferenzen vorwegnimmt. Über seinen famosen Vorführapparat indes ging die Geschichte hinweg, denn mit Beginn des Tonfilms erschien er wegen seiner Größe unpraktisch. Diese Fußnote, die aus dem Text gestrichen wurde, existiert als Objekt jedoch weiter. Sie zählt zu den Attraktionen des Schaudepots, mit dem das Filmmuseum Potsdam ein zusätzliches Fenster zu seinen Schätzen öffnet. »Dauer- und Wechselausstellungen lassen immer nur die Spitze des Eisbergs erblicken. Nun wird dieser angehoben«, frohlockte Sammlungsleiterin Barbara Zierreis bei der feierlichen Eröffnung. Welch bedeutender Schritt dies für das Museum ist, demonstrierte allein schon die Prominenz der Gratulanten. Die Präsidentin der benachbarten Filmuniversität, der Potsdamer Bürgermeister sowie die Kulturministerin Brandenburgs sprachen flammende Grußworte.
Am neuen Standort in Babelsberg wird das Publikum von einem wuchtigen Kamerakran empfangen, der im Foyer ein reizvolles Ungleichgewicht schafft. Die Architektur zielt auf Transparenz. Eine Front breiter Fenster mit Blick auf die Schauräume zieht sich wie ein Filmstreifen durch das Gebäude. Zwei der insgesamt 13 Sammlungsschwerpunkte des Museums sind hier vertreten: Technik und Szenenbild. Sie werden in einer Nüchternheit präsentiert, die auf die Magie der Exponate vertraut. Im ersten Raum beeindruckt beispielsweise die einzige 70-mm-Kamera der DEFA. Beim Stöbern in den Regalen entfaltet sich ein ganzes Panorama der Bild- und Tonverfahren. Ein Kuriositätenkabinett prunkt mit Stücken aus der Sammlung von Werner Nekes, die die Vorgeschichte des Kinos rekapitulieren und einladen, über die technische Verfeinerung des Schauens zu staunen und zu philosophieren.
Im zweiten Raum führen Zeichnungen, Modelle, Requisiten etc. durch die Arbeitsschritte, in denen Dekors entstehen. Ein Schlaglicht fällt auf das Geschick der Kunstmaler des Studios Babelsberg, die fiktive Gemälde schufen, etwa »Der Junge mit dem Apfel« aus The Grand Budapest Hotel. An einem Monitor kann man verblüfft nachvollziehen, wie präzise Alfred Hirschmeiers »optisches Drehbuch« die Einstellungen von Frank Beyers Königskinder vorausahnt. Der Parcours mündet in einen Saal, der munterer Vermittlungsarbeit gewidmet ist.
»Das Schaudepot holt die Filmgeschichte aus dem Dunkel des Archivs ins Atrium«, versprach Michael Fürst, Direktor des Museums, bei der Eröffnung. Die Objekte gewinnen einen anderen Status, denn die Schau bringt diese dem Publikum als Arbeitsmaterial nahe. Sie ist in Bewegung. In den Räumen finden sich Lücken, weil Objekte gerade zur Restaurierung entnommen sind. So wird selbst die konservatorische Pflege zum Schauwert.
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