Film des Monats März: »Für immer hier«

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Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

Im Januar 1970 wird der Ingenieur und ehemalige Abgeordnete der brasilianischen Arbeiterpartei, Rubens Paiva (Selton Mello), von Regierungsbeamten verhaftet, angeblich für eine Aussage bei den Behörden. Doch seine Frau und die fünf Kinder sehen ihn nie wieder. Jahrzehntelang kämpfen sie um Informationen. 

Der Film »Für immer hier« erzählt die Ereignisse konsequent aus der Perspektive von Paivas Ehefrau Eunice (Fer­nanda Torres). Die bedrohlichen Einbrüche des Autoritarismus – ein Militärkonvoi hier, eine Straßenkontrolle dort – sind anfangs nur kurze Unterbrechungen ihres sorglosen, sonnigen Lebens in einem schönen Haus direkt am Strand in Rio de Janeiro. Gefährdet erscheint höchstens die älteste Tochter Vera, die in linken studentischen Kreisen verkehrt, doch Eunice sorgt dafür, dass sie zum Studieren nach London geht. In die oppositionellen Aktivitäten ihres Mannes ist sie nicht eingeweiht, sie weiß nicht, dass Rubens Briefe für politische Gefangene schmuggelt. Nach seiner Verhaftung bemüht sie sich, ihren Kindern – die Jüngsten sind erst 10 und 11 Jahre alt – weiterhin ein normales Leben zu ermöglichen.

Regisseur Walter Salles hat mit »Für immer hier« ein brisantes politisches Thema meisterhaft in Szene gesetzt: Anhand  dieser wahren Geschichte macht er die brasilianische Militärdiktatur von 1964 bis 1985 zum Thema, während der vor allem die linke Opposition brutal verfolgt wurde, Hunderte spurlos verschwanden, Tausende ins Exil gehen mussten. Eine juristische Aufarbeitung der Diktatur steht in Brasilien bis heute aus, lediglich eine historische Aufarbeitung wurde von 2011 bis 2014, in der Regierungszeit von Präsidentin Dilma Rousseff, in Angriff genommen. Der Film mischt in die Haupthandlung atmosphärische »Homemovies«, Videos von Festen, Ausflügen und Reisen, die in ihrer Leichtigkeit einen scharfen Kontrast bilden zu Folter und Repression, die sich im Verborgenen abspielen. Am Beispiel einer Familie zeigt Salles, wie brutal  Diktaturen Leben zerstören, während für diejenigen, die persönlich nicht ins Visier der Verfolgung geraten, alles ganz normal aussieht – nicht nur an der Copacabana.

Film des Monats Februar ist »Heldin«. Die Jurybegründung konnte im letzten Heft wegen der Berlin-Premiere nicht veröffentlicht werden. Sie finden Sie auf filmdesmonats.de

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