Film des Monats April »Lady Bird«

© Universal Pictures

2017
Original-Titel: 
Lady Bird
Filmstart in Deutschland: 
19.04.2018
Sch: 
L: 
94 Min
FSK: 
keine Beschränkung
Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

Wie schwer sich Mütter und Töchter mit ihren Gefühlen füreinander tun, davon handelt Greta Gerwigs originelles und berührendes Regiedebüt. Lady Bird, so nennt sich die 17-jährige Protagonistin. Eigentlich heißt sie Christine, doch davon will sie nichts wissen. Selbst von ihrer Mutter verlangt sie, Lady Bird genannt zu werden. Lady Bird will fort aus Sacramento, der vermeintlich öden Stadt, obwohl sie hier Familie und Freunde hat, auf Partys geht und erste Liebeserfahrungen macht. New York ist ihr Ziel. Doch erst muss sie die Schule abschließen, und ihre schulischen Leistungen lassen nicht erkennen, dass sie ihren Traum vom teuren College an der Ostküste verwirklichen kann.

Das Soziale ist in diesem ­Coming-of-Age-Film stets präsent. Die Mutter ist Krankenschwester und ernährt die Familie allein, seit der Vater arbeitslos ist. Sie ist entnervt von der Tochter, von der sie glaubt, nichts sei ihr genug. In einer Szene suchen Mutter und Tochter ein Kleid für den Abiturball der Tochter. Lady Bird probiert ein rosafarbenes Ballkleid an. »Ich wünschte, du würdest mich mögen«, sagt die Tochter der Mutter. Worauf diese erwidert: »Ich will, dass du die beste Version deiner selbst wirst.« Darauf fragt die Tochter: »Was, wenn dies die beste Version ist?« Die Szene endet, ohne dass die beiden emotional zueinandergefunden hätten. Gerwig, die von sich sagt, sie interessiere sich dafür, welche Rolle Glaube und Traditionen im Leben von Menschen spielen, schildert differenziert das katholische Milieu der Schule, die Lady Bird besucht. Wir begegnen einer warmherzigen Oberin, die Lady Birds schauspielerisches Talent erkennt und herzhaft über einen Streich ihrer aufmüpfigen Schülerin lachen kann. Zum Grundmuster des Films passt es, dass Lady Bird, nachdem sie in New York angekommen ist und eine erste Krise überstanden hat, sich auf das ihr Vertraute besinnt. So ist Lady Bird auch ein Film über emotionale, spirituelle und geografische Heimat, die man erst als solche begreift, wenn man sie verlassen hat.

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