Ausstellung »From Here to Eternity« – Kubricks 2001. 50 Jahre A Space Odyssey
Vergangenheit und Zukunft in einem Bild: Kubrick dreht seine »Space Odysee«
Niemand hat wahrscheinlich bei der Premiere von »2001 – A Space Odyssey« am 2. April 1968 im Uptown Theatre in Washington D.C. an den Erfolg dieses Films geglaubt. Die Premiere war eine Katastrophe, viele Gäste, auch Mitarbeiter der Produktionsfirma MGM, verließen schon während der Affensequenz den Saal. Auch als der Film ein halbes Jahr später in unsere Kinos kam und seinen Siegeszug angetreten hatte, war die Kritik eher ablehnend. Dass der Film »von stumpfer Geistlosigkeit nicht loskommt«, befand etwa die »Frankfurter Allgemeine«, ein »Fehlunternehmen« konstatierte die »Welt«.
Dass »2001«, an dem Kubrick seit 1964 arbeitete, aber ein Film der Superlative ist, darüber herrschte auch in den Feuilletons kein Zweifel. 10,5 Millionen Dollar hat er gekostet. Zum Vergleich: »Planet der Affen«, ein anderer Science-Fiction-Film aus demselben Jahr, war gerade mal halb so teuer. Im Genre des Science-Fiction-Films kommt einem auch 50 Jahre nach seiner Premiere »2001« immer noch wie ein Monolith vor, der seine Vorgänger alt aussehen lässt und seine Nachfolger blass. In der Ausstellung, einer Auskoppelung aus der großen Kubrick-Schau von 2004, laufen Ausschnitte aus früheren Sci-Fi-Filmen, um, so Kurator Hans-Peter Reichmann, »zu zeigen, welchen Quantensprung »2001« bedeutet hat«. Wer sich den Film heute, am besten im Kino, anschaut, wird wie das Publikum damals von den atemberaubenden Bildern des Films gefangen sein. Von den Sci-Fi-Filmen, die danach entstanden sind, können ihm nur ganz wenige das Wasser reichen, »Blade Runner« vielleicht. »Star Wars« allerdings erscheint dagegen wie eine Vorabendserie. Und den Mut, einen fast dreistündigen Film mit Figuren quasi ohne Charakter zu erzählen, hatte danach auch niemand.
Das Schöne ist, dass »2001« das Naheliegende in der Zukunft mit dem ganz Fernen verbindet. Klug lassen die Ausstellungsmacher ihren Rundgang in der nachempfundenen Lobby des Hilton-Hotels beginnen, das sich in der kreisförmigen Raumstation befindet, auf der der Wissenschaftler Heywood Floyd einen Zwischenstopp auf seinem Trip zum Mond macht: Dort ist der zweite Monolith des Films aufgetaucht. Diese Episode wirkt wie ein Schaukästchen des Futurismus der Sechziger, mit der dominierenden Farbe Weiß, den roten Stühlen, der skypeähnlichen Videotelefonie und den Marken, die damals jeder kannte, von IBM bis Nikon. So vernarrt »2001« in die Zurschaustellung der technischen Zukunft ist, so skeptisch – und damit sehr modern – bleibt er jedoch, gerade durch den Kampf des Astronauten Bowman (Keir Dullea) in der dritten Episode gegen den fühlenden und übergriffigen Computer HAL 9000. Es ist ein Kampf gegen die Übermacht der Maschine und der Bits und Bytes, ein Paradigma für Nachfolger wie »Alien« (»Mother«) oder »Terminator«.
Im Jahr 1968 lagen die Utopien zum Greifen nah, ob in San Francisco, Frankfurt oder Prag. Vielleicht hat die technologische Utopie des Films auch viele Zuschauer angezogen: Die Trickmodelle, die die Ausstellung zeigt, etwa von der Raumfähre, wirken heute überhaupt nicht antiquiert. Viele der Utopien von '68 sind zu Grabe getragen worden, aber »2001« hat immer noch sein uneingelöstes utopisches Moment – bis zum Jupiter ist immer noch kein Mensch geflogen, und den Kontakt mit anderen intelligenten Lebewesen aus dem All hatten wir seitdem auch nur im Film. Es gehört zu den Geniestreichen von »2001«, dass er die außerirdische Intelligenz nie zeigt – viel mehr, als dass sie vor vier Millionen Jahren schon da war, bringen wir als Zuschauer nicht in Erfahrung. Selbst nach 50 Jahren bleiben Bowmans Reise durch den psychedelischen Lichttunnel und seine Wiedergeburt als Sternenkind ein Rätsel. Und wahrscheinlich werden wir es auch in den nächsten 50 Jahren nicht lüften.
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