Kritik zu Layla M.

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2016
Original-Titel: 
Layla M.
Filmstart in Deutschland: 
12.04.2018
L: 
100 Min
FSK: 
12

Eine junge Muslima in Amsterdam flüchtet sich auf der Suche nach der eigenen Identität und aus Verunsicherung in den radikalen Islam. Eine bedrückende, behutsam erzählte Geschichte

Bewertung: 4
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Einen der wichtigsten und für den Zuschauer fast erlösenden Sätze sagt Laylas Bruder nach einem Drittel des Films, als sie noch mit ihrer aus Marokko stammenden bestens integrierten Familie in Amsterdam lebt: »Mein Islam ist nicht politisch«, schreit er die 18-jährige Layla (Nora El Kousour) an. Sie trägt da bereits ein Kopftuch, trifft sich in einer Moschee mit radikalen Muslimen, versucht, mit ihrer liberalen Familie über den Koran zu sprechen, und schmeißt wenig später das Abi. Diese Layla geht einen schmerz­lichen Weg, um festzustellen, dass auch sie keinen politischen Islam will.

Layla ist eine gute Schülerin, will nach dem Abitur Medizin studieren, sie ist aufbrausend und launisch, dickköpfig und wütend. Sie legt sich als Fußballlinienrichterin mit dem Schiedsrichter an, wittert hinter jeder Handlung, jeder Bemerkung gegen sich oder andere nicht holländisch aussehende Menschen Fremdenfeindlichkeit. Layla ist verunsichert, weiß mit dem zunehmenden Fremdenhass und dem Argwohn gegen bärtige Männer und Frauen mit Kopftuch nicht umzugehen.

Und sie flüchtet sich in eine muslimische ­Gemeinschaft, die für die islamische Freiheit kämpft. »Ein Dschihadist ist nicht tot, wenn seine Motive rein waren«, sagt einmal eine sehr junge Muslimin, nachdem die Frauen im Internet zugeschaut haben, wie sich mal wieder ein Selbstmord­attentäter in die Luft gesprengt hat. In dieser Gruppe findet Layla nicht nur Halt, sondern verliebt sich auch in Abdel (Ilias Addab), den sie heiratet und mit dem sie in den Mittleren Osten geht, um dort zu kämpfen. Doch da muss sie feststellen, dass die Ideale der Fundamentalisten nicht den ihren entsprechen. Vor allem das Verhältnis der Männer zu ihren Frauen lehnt sie ab.

Die niederländische Regisseurin Mij­ke de Jong und ihr Drehbuchautor Jan Eilander begeben sich mit ihrem Film auf ein schwieriges Terrain, navigieren behutsam zwischen der Verzweiflung der jungen Frau, der Hilflosigkeit der Eltern, dem Fanatismus der Islamisten und der Beklemmung des Zuschauers – ohne dabei die ­Beweggründe Laylas wirklich zu ergründen. Vielleicht ist genau das das Beklemmende. Sie setzen ­dabei auch auf die Macht der Bilder – aus dem beschaulichen Amsterdam, einem Trainingscamp im winterlichen Belgien und schließlich einem kargen Zimmer irgendwo an der syrischen Grenze. Sie kommen Layla dabei sehr nah, wie sie und ihr ebenfalls junger Mann sich annähern, zärtlich miteinander sind, gemeinsam für die richtige Sache kämpfen wollen. Es hat fast etwas von der Abenteuerreise eines jungen verliebten Paares, als die bei­den nach Belgien aufbrechen, bis Layla plötzlich die schweren Waffen sieht, die Männer, die ausschließlich mit Abdel reden, und die Polizei, die das Camp stürmt. Kurz nach der muslimischen Hochzeit sagt Abdel zu ihr, sie sei jetzt seine Frau und vor allem seine Schwester. Im Mittleren Osten ist sie nur noch seine Frau, die gehorchen muss.

»Layla M.« hinterlässt den Zuschauer mit Beklemmung, gerade weil er mit so viel Feingefühl und Menschlichkeit die Faszination des Fanatismus schildert.
 

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